Sie sind da

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Zeit ist relativ. Wenn die Zeit relativ ist, dann ist auch das Leben relativ, weil ein Leben im allgemeinen an eine Zeit gebunden ist. Wenn wir akzeptieren, dass das Leben relativ ist, dann ergeben sich urplötzlich spannende Universen, denen ein Mensch, der nicht darüber nachdenkt, wenig Achtung schenken mag. Wenn wir Menschen etwas nicht verstehen, dann erfinden wir eine Umgebung, physikalische oder spirituelle Gesetze, damit wir das Unverstandene erklären können. Und schon haben wir es scheinbar verstanden. Aber auch Verstand ist relativ. Erdenken wir uns dazu ein kleines Beispiel.

Vier Menschen sitzen um einen Tisch, eine fünfte Person kommt dazu. Aber bloss einer der vier Menschen kann sie sehen. Er hat nun zwei Möglichkeiten: In der ersten Variante wird der sehende Mensch einen Stuhl holen, die fünfte Person an den Tisch einladen und ins Gespräch einbinden. Selbstverständlich werden die drei anderen eher verdutzt dreinblicken, den Sehenden als gestresst, komisch oder als gestört betiteln, ihn auslachen. Sie werden ihm eine Therapie empfehlen und ein Arzt wird ihn nach umfangreichen Untersuchungen mit Medikamenten beruhigen, besser gesagt betäuben, damit er nicht mehr sieht.

In der zweiten Variante wird er die Person zwar wahrnehmen, sie aber ignorieren, um bei seinen Kollegen nicht als gestört dazustehen. Er überspielt seine Gabe, ordnet sie dem allgemeingültigen "Normal" unter. Selbstverständlich wird die ankommende Person dadurch irritiert sein, nicht verstehen, warum er so handelt. Sie wird entweder traurig, ihr Anliegen nicht anbringen zu können oder aber sie wird wütend und den ignoranten Sehenden in Zukunft öfter besuchen. Dies wird zwangsläufig dazu führen, dass der Sehende sich früher oder später von seinen Freunden trennen wird, weil die Diskrepanz zwischen normal sein und sehen können zu gross wird.

Es gäbe da noch eine dritte Variante. Was passiert, wenn wir Menschen einfach alle akzeptieren könnten, dass es Dinge gibt, die nicht alle sehen können? Viele von uns glauben an einen Gott. Sie sehen ihn nicht, erzählen aber allen, dass es ihn gebe und sie davon überzeugt seien, ja Sicherheit hätten. Wenn nun jemand behaupten würde, er könne Gott sehen, würden alle anderen ihn der Blasphemie bezichtigen und über ihn urteilen. Bloss weil ich etwas nicht sehe, bedeutet das doch noch lange nicht, dass es nicht existiert. Die Zeit, das Leben, der Verstand sind relativ.

Bei Urvölkern überall auf der Welt galten Sehende als Wegweisende, weil man ihnen ihre Gabe zugestand, weil man von ihnen lernen wollte. Westliche, jüngere Religionen haben Sehende verfolgt, verbannt, gefoltert und umgebracht, weil sie durch deren Gabe die Machtstruktur ihrer Religionen erschüttert hätten. Der moderne Mensch muss immer alles erklären können und investiert Zeit und Geld in eine Wissenschaft, deren Resultate nicht immer zu überzeugen mögen.

Es gibt nun mal Dinge, welche wir mit unserem Verstand derzeit nicht erkennen können. So lange wir es nicht schaffen, mehr Kapazität aus unserem Gehirn herauszuholen, so lange werden wir nicht verstehen. Verstehen lernen aber können wir erst, wenn wir beginnen, die richtigen Fragen zu stellen. Es geht nicht darum zu erklären, warum jemand sieht und der andere nicht. Es geht darum, von den Sehenden zu erfahren, warum die Seelen verstorbener Menschen noch unter uns sind. Denn sie sind da, auch wenn wir das nicht verstehen können oder akzeptieren wollen. Wenn wir aber mindestens akzeptieren würden, dass es lebende Menschen gibt, welche mit Seelen reden können, welche Seelen sehen können, dann eröffnete sich ein spannendes Beobachtungsfeld. Dann könnten wir lernen und vielleicht, wer weiss, eines Tages sogar verstehen.

Bis ins 21. Jahrhundert allerdings, wird der moderne und rationale Mensch einfach nur sagen, das sei Hokuspokus und dann eine Mischung verschiedener Medikamente dagegen zusammenstellen.

Einerseits ... FortsetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt