11. Unerwartete Nachricht

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Am letzten Tag des Trainingscamps machte ich noch Bekanntschaft mit Bokutos berüchtigtem Deprimodus. Es war das letzte Trainingsspiel und die Fukurodani spielte gerade gegen die Karasuno. „Verdammt, tut mir leid. Das war mein Fehler", jammerte er. „Akaashi, spiel mir heute bitte nicht mehr zu", zeterte er weiter. Dieses Verhalten zog sich eine ganze Weile so hin. Ungläubig schüttelte ich den Kopf: „Ist ja nicht auszuhalten, wie stellt man das wieder ab?" Lachend legte Tetsurō seinen Arm um mich und sagte: „Ich hab's ja gesagt. Leider haben wir noch keine effektive Methode gefunden, das zu beenden." Seufzend ließ ich meinen Kopf an seine Brust sinken und murmelte: „Dann erschieß mich bitte, oder ihn, ganz egal." Er lachte laut und drückte mich an sich: „Leider hab ich mein Gewehr zu Hause gelassen." Wir scherzten noch eine Weile weiter, bis die Trainer das Ende des Trainings und ein riesiges Barbecue ankündigten.

Während alle aßen und miteinander redeten, stand ich mit den Managerinnen zusammen. Sie unterhielten sich über die Jungs und wen sie attraktiv fanden. „Sag mal Yukiko, wie bist du mit Kuroo zusammen gekommen? Fandest du ihn von Anfang an attraktiv? Wie würdest du deine Beziehung zu Kuroo beschreiben?" Yukie löcherte mich förmlich mit Fragen. Ich erzählte ihr, wie er und ich uns kennengelernt hatten. „Anfangs fand ich ihn unglaublich nervig, aber irgendwann erkannte ich, dass er sich nur so Verhalten hatte, weil er mir näher kommen wollte und ich dies nicht zugelassen hatte. Meine Beziehung zu Tetsurō würde ich als sehr intensiv beschreiben. Wenn wir zusammen sind, dann ist da eine gewisse Anziehung zwischen uns, der wir uns Beide nicht entziehen können. So etwas fühle ich zum ersten Mal." Sie seufzte verträumt vor sich hin: „Haah, das klingt ja fast wie in einem Märchen." Ein Märchen, naja klingt für mich etwas zu kitschig. Ich bezeichne es eher als eine Melodie zwischen uns. Eine Melodie besteht im Wesentlichen aus drei Bestandteilen: Der erste umfasst die Töne an sich, der zweite ist durch den Verlauf der Töne bestimmt und der dritte gibt ihren Rhythmus vor. Der Verlauf bestimmt die emotionale Ausrichtung (fröhlich, traurig, dramatisch), wohingegen ihr Rhythmus zur Betonung und zur Aussage des Musikstückes beiträgt. Genau so würde ich auch unsere Beziehung beschreiben, sie basiert auf verschiedenen Grundlagen und könnte ohne diese nicht existieren.

Als ich wieder zu Hause ankam, wurde ich sogleich von Yusuke überfallen. Er stellte mir tausend Fragen über das Trainingscamp, weshalb ich den restlichen Tag mit ihm verbrachte und ihm jedes kleine Detail erzählte. Naja, sagen wir mal fast jedes. „Du hast echt ein kleines Abschlusskonzert gegeben? Ist ja cool", sagte er begeistert und seine Augen funkelten. „Tetsurō hat mich mehr oder weniger dazu überredet. Ich fand seine Idee toll, deshalb hab ich es gemacht. Außerdem hab ich es ja nicht alleine gegeben, Akaashi hat mit seinem Auftritt auch viel dazu beigetreten." Yusuke grinste mich an: „So, so, du nennst ihn also schon beim Vornamen? Das zwischen euch scheint ja in eine ernste Richtung zu gehen." Meine Wangen wurden leicht rot, als er dies sagte. „Ja, ich denke schon. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass ich ihn liebe." Noch immer grinsend nahm er mich in den Arm und drückte mich an sich. „Ich freu mich für dich. Du hattest es nach Papas Tod am schwersten, konntest es einfach nicht akzeptieren. Du verdienst es, glücklich zu sein." Eine Träne lief mir über die Wange als ich mit gebrochener Stimme sagte: „Er fehlt mir trotzdem sehr. Dir und Mama doch bestimmt auch?" „Natürlich, fehlt er uns und das wird auch immer so sein. Trotzdem müssen wir unser Leben weiter leben." Ich drückte ihn noch einmal an mich, wischte mir die Tränen weg und sprach weiter über das Camp.

Ein paar Wochen nach dem Trainingscamp bekam ich fast zeitgleich eine Nachricht von Takeshi und Hitoshi. Es brachte mich zum Schmunzeln, dass fast das Gleiche in den Nachrichten stand. Hey Kleines, ich hab super Neuigkeiten. Unsere Band nimmt an einem musikalischen Wettkampf zwischen verschiedenen Schulbands teil. Und jetzt rate mal wo dieser stattfindet? Gespannt las ich die Nachrichten und schrieb den Beiden sofort zurück. Wow, das klingt echt cool. Jetzt sag mir nicht er findet in Tokyo statt :-O?! Die Antworten ließen nur kurz auf sich warten. Doch allerdings. Du kommst doch und feuerst uns an oder? Wir wollen dich unbedingt wieder sehen. Aufgeregt antwortete ich ihnen. Da fragst du noch? Natürlich komm ich und feuere euch an. Vielleicht kann ich noch ein paar meiner Freunde dafür begeistern. Hitoshi war diesmal schneller und antwortete zuerst. Super, ich freu mich drauf deine Freunde kennenzulernen, aber vor allem bin ich auf deinen Freund gespannt ;-). Ich textete noch mit ihnen weiter, bis der Tag zu Ende ging.

Am nächsten Tag erzählte ich allen davon, dass meine alte Band an einem Wettkampf teilnahm. Ich hatte auch Bokuto und Akaashi, sowie Hinata und Kageyama angeschrieben. Bokuto meldete sich sofort interessiert zurück und möchte sich heute nach der Schule mit mir und Tetsurō treffen. Hinata hatte sich auch gemeldet und möchte es heute beim Training ansprechen. „Hört sich nach Spaß an, ich bin dabei. Vielleicht treffe ich da ein Mädchen, das mit mir ausgeht", rief Yamamoto laut durch die Halle. Lachend über seinen Kommentar wendete ich mich den anderen zu: „Yamamoto ist dabei, wie sieht es mit euch aus?" „Ich weiß nicht, hab mir gerade erst ein neues Spiel gekauft", gab Kenma von sich. „Der Wettkampf findet erst am 16. November statt. Du hast also noch drei Wochen Zeit das Game zu zocken", antwortete ich ihm. „Ich weiß nicht, ob das reicht", überlegte er. Nachdem er jedoch meinen finsteren Blick bemerkte, den ich ihm zuwarf, änderte er seine Meinung. „Schon gut, ich geh mit", antwortete er nach einem Seufzer. 'Typisch Kenma.' Die anderen hatte ich schnell davon überzeugt.

„Hey, Hey, Hey, das klingt total geil", rief Bokuto dem ich gerade ein paar unserer Lieder vorgespielt hatte. „Ich hab vorhin schon mit den Jungs aus dem Team gesprochen und sie sind alle dabei. Außerdem hab ich auch noch ein paar andere Leute gefragt. Sie wollen mir in den nächsten Tagen Bescheid geben. Schick mir doch einfach ein paar Songs, damit kann ich sie bestimmt schneller überzeugen." Begeistert gab ich ihm ein High Five und bedankte mich. „Hey, kein Problem. Junge Talente sollten gefördert werden", sagte er grinsend. Tetsurō lachte und sagte: „Das klingt ja so, als wärst du bereits ein alter Mann." Akaashi und ich stimmten in sein Lachen ein, während Bokuto ein Schmollgesicht aufsetzte.

Tetsurō ging mit mir zusammen nach Hause. Als wir dort ankamen, verabschiedete sich meine Mutter sogleich, da sie heute Nachtschicht hatte. Mein Bruder begrüßte ihn und fragte ihn gleich darauf, ob er ihm ein paar Tipps zum Blocken geben könnte. „Klar, mach ich doch gerne. Gehen wir dafür in den Garten, dann zeig ich dir ein bisschen was", antwortete er Yusuke. Übermotiviert rannte er nach oben und holte von dort seine Trainingsjacke und seinen Volleyball. Tetsurō gab mir währenddessen einen langen und intensiven Kuss. „Ich mach dann schon mal das Abendessen", sagte ich nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. Gleich darauf war Yusuke auch schon wieder da und rannte nach draußen. Kopfschüttelnd und mit einem Lächeln im Gesicht blickte ich ihm hinterher. Als das Essen so vor sich hin köchelte, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Irgendwie fühlte es sich gerade so an, als würde ich für meine eigene kleine Familie kochen. Grinsend schob ich den Gedanken wieder beiseite und deckte den Tisch.

Eine Woche, bevor die Jungs in Tokyo auftreten sollten, meldete sich Takeshi noch einmal: Wir haben ein Problem. Unser neuer Gitarrist hat sich bei einer Schlägerei die Hand verstaucht, dieser Idiot. Natürlich kann er damit ein paar Wochen keine Gitarre spielen und nicht mit uns auftreten. Würdest du noch einmal mit uns auftreten? Sonst müssten wir vom Wettkampf zurücktreten... Wie stellte er sich das denn vor? Ich hatte schon lange nicht mehr mit ihnen zusammen geübt, ob das Zusammenspiel überhaupt noch funktionierte? Nachdenklich teilte ich ihm meine Bedenken mit. Mach dir keinen Kopf, das klappt schon. Wir haben zwei Jahre lang zusammen in der gleichen Band gespielt, das wird schon. Wir haben mit dem Direktor der Schule ausgehandelt, dass wir drei Tage vor dem Auftritt bereits nach Tokyo reisen dürfen, dann haben wir noch etwas Zeit zum Üben. Ich hatte schon Lust darauf mit ihnen noch einmal aufzutreten. Aber ob drei Tage zum Proben ausreichten... Ich war mir nicht sicher.

Tetsurō betrat gerade mein Zimmer, als ich die letzte Nachricht von Takeshi las. „Was ist los? Dein Blick verrät, dass du gerade ziemlich verunsichert bist", fragte er. Mittlerweile konnte ich kaum noch etwas vor ihm verbergen, er kannte mich zu gut. Ich blickte von meinem Handy auf und zeigte ihm die Nachrichten, die mir gerade zugeschickt wurden. „Das ist doch toll. Ihr solltet es auf jeden Fall versuchen. Die drei Tage werden schon ausreichen, schließlich habt ihr ja lange zusammen in der gleichen Band gespielt", sagte er aufmunternd zu mir. „Du hast Recht, den Versuch ist es wert. Und es ist meine Chance noch einmal mit ihnen aufzutreten", gab ich motiviert von mir und lächelte. „Na also, so gefällst du mir schon viel besser", lachte er und drückte mich an sich.

Die Melodie meines Lebens (Tetsurō Kuroo x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt