12. Das Wiedersehen

54 3 0
                                    

Die restlichen Tage vergingen ziemlich schnell und gerade waren die Jungs in Tokyo angekommen. Freudig rannte ich auf sie zu und umarmte jeden. „Hey Kleines, es ist so schön die wieder zu sehen", sagte Hitoshi und drückte mich fest. „Wir haben dich richtig vermisst", fügte Takeshi hinzu und zog mich in seine Arme. Tetsurō räusperte sich neben mir und ich nahm seine Anspannung wahr. Ich löste mich aus Takeshis Umarmung, verschränkte meine Finger mit Tetsurōs und stellte ihn meinen Freunden vor. „Schön dich endlich mal kennenzulernen, Yukiko hat viel über dich erzählt", sagte Hitoshi und stellte sich und die anderen vor. „Herr Sato, ich freue mich auch sie wieder zu sehen", begrüßte ich meinen ehemaligen Lehrer. Er ist der Vertrauenslehrer des Musikclubs und einer dieser Lehrer, der durch das Durchschnittsraster an Schulen fällt. Er hat lange, schwarze Haare, ist tätowiert und hat einige Piercings. Für uns jedoch ist er einer der coolsten Lehrer an meiner ehemaligen Oberschule. Er begrüßte mich und Tetsurō ebenfalls, ehe wir uns auf den Weg machten.

Den ganzen Weg zu mir nach Hause unterhielten wir uns. Tetsurō schien sich auf Anhieb mit Hitoshi zu verstehen, denn sie redeten die ganze Zeit miteinander. „Ach die Beiden sind Zwillinge? Das hätte ich nicht gedacht, sie sehen sich gar nicht ähnlich", sagte Tetsurō und schaute zu Akira und Akito, die vor uns liefen. Hitoshi lachte und fügte hinzu: „Keine Sorge, keiner vermutet das, der die Beiden zusammen sieht. Sie haben zwar einige gemeinsame Interessen, aber das war es auch schon. Auch vom Charakter her sind sie sich kein bisschen ähnlich. Akira ist eher ein stiller Typ, wie man sieht, während Akito quirlig und aufgedreht ist." Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich drückte leicht Tetsurōs Hand, als ich zu ihm aufsah. Für einen Moment sah er zu mir herunter, grinste mich an und erwiderte den Händedruck.

Die Jungs und Herr Sato unterhielten sich mit meiner Mutter und Yusuke, während ich nach oben ging und meine E-Gitarre holte. Tetsurō schloss hinter uns die Tür, zog mich an sich und gab mir einen langen, leidenschaftlichen Kuss. Als er sich von mir löste, legte er seinen Kopf auf meiner Schulter ab und seufzte. „Was ist denn mit dir los?", fragte ich und streichelte über seinen Rücken. „Ich glaube es macht mich etwas nervös, dich in Gegenwart so vieler Jungs zu sehen." Ich lachte lauter auf als ich wollte: „Wie war das? Im Trainingscamp war ich doch noch von mehr umgeben." Er richtete sich auf und sah mir in die Augen: „Stimmt, und ich weiß dass es idiotisch klingt, aber..." „Hey, du musst dir keine Sorgen machen. Ich liebe dich und nur dich, okay?! Die Jungs sind meine Freunde, mehr nicht." Plötzlich klopfte es an der Tür: „Yukiko? Kommst du? Deine Freunde warten auf dich", rief meine Mutter mir durch die verschlossene Tür zu. „Ja ich komme gleich", antwortete ich. „Wir reden später weiter, okay? Ich möchte dir zu dem Thema nämlich noch etwas erzählen", sagte ich. Ich küsste ihn noch einmal, schnappte mir meine Gitarre und ging zusammen mit ihm wieder nach unten.

„Kommt dein Freund denn nicht mit?", fragte Akira und blickte Tetsurō hinterher, der sich von uns verabschiedet hatte. „Er muss zum Training, aber er wollte später nachkommen", antwortete ich ihm. Wir waren auf dem Weg zum Proberaum, ich hatte für die nächsten drei Tage einen gemietet, damit wir üben konnten. „Er spielt Volleyball richtig? Und du bist deren Managerin?", fragte Akito. „Ja genau. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob das etwas für mich ist, aber mittlerweile gefällt es mir richtig gut. Ich bin gerne die Managerin des Nekoma Volleyballteams", antwortete ich. „Mal angenommen es hätte an der Schule einen Musikclub und eine Band gegeben, hättest du dich dann trotzdem für den Job der Managerin entschieden? Nein ganz bestimmt nicht", fragte Takeshi und schaute mich provokant an. „Komm schon Yukiko, dir gefällt das doch nur, weil du keine andere Wahl hattest. Oder bist du nur wegen Kuroo dem Volleyballclub beigetreten?", redete er weiter. „Hey, fahr mal einen Gang runter", versuchte Hitoshi ihn zum Schweigen zu bringen. „Was ist dein Problem?", fragte ich. „Mein Problem ist, dass wir damals in einer Phase waren, in der wir vielleicht eine Beziehung miteinander eingegangen wären. Aber da du weggezogen bist, kam es nicht dazu. Stattdessen hast du jemand anderen kennengelernt und bist nun mit ihm zusammen. Das..." Ich unterbrach ihn: „Nein Takeshi, ich sehe das nicht so. Das, was damals zwischen uns war, war kein Beginn einer Beziehung. Wir hatten ein paar Mal „Spaß" miteinander, aber mehr war da nicht. Das hatten wir doch auch so abgemacht, keine Gefühle nur Sex." Die anderen wussten darüber Bescheid, aber ich konnte ihnen trotzdem ansehen, dass es ihnen unangenehm war diesem Streit beizuwohnen. Ich versuchte das Ganze zu beenden, indem ich noch nachsetzte: „Willst du jetzt wirklich mit mir Streit anfangen? Denk dran, ihr seid nur ein paar Tage hier und du versaust mir und den anderen gerade das Wiedersehen." Er versuchte sich zu entschuldigen, doch ich beschleunigte meine Schritte und bog um die nächste Ecke ab. Ich wusste, dass er wieder von vorne anfangen würde, wenn ich ihm jetzt gleich die Möglichkeit bot sich zu entschuldigen. Die meisten Streits mit Takeshi drehten sich immer nur im Kreis, es war das Beste ihm erst einmal Zeit zu geben, damit er über sein Verhalten nachdenken konnte. „Wir sind da...", murmelte ich.

Wir probten schon seit ein paar Stunden, doch so richtig konzentrieren konnte ich mich nicht. Ich musste immer wieder daran denken, was Takeshi vorhin gesagt hatte. Was war denn nur in ihn gefahren? Ich weiß ja, dass er manchmal impulsiv sein kann, aber das? Gerade hatte ich schon wieder einen Akkord verbockt, weshalb ich seufzend meine Gitarre sinken ließ. „Tut mir leid, ich geh mal kurz raus an die frische Luft", sagte ich und verschwand im nächsten Moment aus der Tür. Draußen nahm ich ein paar tiefe Atemzüge und blickte in den Himmel, an dem bereits tausende von Sternen funkelten. Plötzlich spürte ich, wie mir jemand eine Jacke über die Schulter legte. „Du erkältest dich noch, Kätzchen", sagte Tetsurō und legte mir seine Arme um den Körper und zog mich an sich heran. Ich blickte nach oben, direkt in seine Augen, die durch den Glanz der Sterne sanft zu funkeln schienen. „Was machst du denn alleine hier draußen?", fragte er. Ich kuschelte mich an ihn und drückte seine Arme stärker an mich. „Ich hab den Proberaum fluchtartig verlassen. Takeshi und ich hatten einen Streit, bevor wir mit dem Proben angefangen hatten. Naja eigentlich war es kein richtiger Streit, er hat ein paar provokante Äußerungen gemacht. Ich hab das Ganze unterbrochen, bevor es ausarten konnte. Das schwirrt mir die ganze Zeit im Kopf herum und deshalb passieren mir nun ständig Fehler", antwortete ich und blickte wieder nach oben zu den Sternen. „Willst du darüber reden?", fragte er und drückte mich kurz. „Zuerst muss ich dir etwas anderes erzählen. Als ich noch in Hokkaido gewohnt habe, hab ich ein paar Mal mit Takeshi geschlafen." Ich konnte spüren wie Tetsurōs Körper sich anspannte. „Weißt du, nach dem Tod meines Vaters hab ich mich nur noch schlecht gefühlt und ich hab so einiges ausprobiert um das zu ändern. Naja unter anderem auch das, aber als ich gemerkt habe, dass es mir nicht hilft, habe ich mit ihm darüber gesprochen und wir haben es dann gelassen. Für mich waren da keinerlei Gefühle im Spiel und das habe ich ihm auch direkt zu Anfang gesagt." Danach erzählte ich ihm noch, worum es bei unserem Streit vorhin ging.

„Puh, das ist erst mal ganz schön viel zu verdauen", sagte Tetsurō und brach damit die Stille, die seit ein paar Minuten zwischen uns herrschte. Ich drehte mich zu ihm um und antwortete: „Ich weiß. Wenn du erst einmal Zeit brauchst, dann verstehe ich das. Es tut mir so leid." Sanft legte er eine Hand an meine Wange und sagte: „Hey Kätzchen, das war doch vor unserer Beziehung. Mir ist natürlich klar, dass ich nicht der erste Kerl in deinem Leben bin. Die Tatsache, dass du etwas mit ihm hattest stört mich nicht so sehr, es ist eher das was er vorhin gesagt hat. Er hat offensichtlich Gefühle für dich." Ich drückte mein Gesicht leicht gegen seine Hand und griff sanft nach ihr. „Wie kannst du nur so verständnisvoll sein?", murmelte ich. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er mich an sich zog und antwortete: „Ich weiß, dass der Tod deines Vaters dich sehr mitgenommen hat und du hast einen Weg gesucht darüber hinweg zu kommen." Er machte eine kurze Pause und flüsterte mir ins Ohr: „Aber dir ist schon klar, dass ich dich, so lange deine Freunde hier sind, nicht mehr aus den Augen lassen werde. Oder?" Ich kicherte und antwortete ihm: „Eigentlich kommt mir das sehr gelegen. Ich genieße jede Sekunde, die ich in deiner Nähe sein kann." Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, um ihm einen langen Kuss zu geben. Als wir uns voneinander lösten, verschränkte er seine Finger mit meinen und zog mich hinter sich her. „Komm wir gehen rein, bevor wir hier noch festfrieren", sagte er und grinste mich über seine Schulter an.

Die Melodie meines Lebens (Tetsurō Kuroo x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt