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Albuquerque

Jay

Ein paar Sekunden lang bin ich still. Mir bricht der Schweiß aus. Meine verdammten Hände werden klamm und ich spüre, wie meine Stirn feucht wird. Der ruhige Atem von Zenone dringt über das Handy in mein Ohr. Ein und aus. Wellen von gleichmäßigen Atemzügen dringen in mein Ohr und beruhigen mich beinahe. Aber ich bin kein Narr. Ich kannte Zenone. Er war der Inbegriff eines Psychopathen und ich wusste, wozu er fähig war.

„Vielleicht kannst du mich nicht richtig verstehen, also helfe ich dir.", seine Stimme wechselt plötzlich in meine Muttersprache. In ihr liegt eine Schärfe, welche die Luft um mich herum zerschneiden könnte. „Was ist passiert?", fragt er mich erneut mit kalter Stimme.

„Egor ist nicht erschienen.", bringe ich die Worte ohne jegliche Emotionen über meine Lippen.

Mein Blick fällt dabei auf Cian, der ein paar Meter von mir entfernt steht. Seine Augen mustern mich aufmerksam, seine Körperhaltung ist starr. Wir beide kannten Zenone und wussten, dass ein falsches Wort uns in eine gefährliche Situation bringen könnte.

Für einen kurzen Moment schweifen meine Gedanken zu meinem Bruder und zu ihr, bevor ich erneut spreche. Meine Stimme ist frei von jeglichen Emotionen, wie ich es mir in seiner Gegenwart angewöhnt habe. Ein Herz und Gefühle zu haben, war die größte Schwäche in der Gegenwart von solchen Arschlöchern.

„Der Deal kam nicht zustande, da ich die Waffe nicht erhalten habe. Akula wurde wütend. Er hat auf mich geschossen und mich direkt in den Bauch getroffen. Ich hab ebenfalls abgedrückt, kurz bevor er auf mich geschossen hat."

„Mm, das ist eine ziemlich unangenehme Situation, in der du dich da befunden hast, nicht wahr?", das Schnalzen seiner Zunge verursacht eine Gänsehaut auf meiner Haut.

Es gab nicht viele Dinge, vor denen ich Angst hatte. Aber Zenones Fähigkeit, meinem Bruder, den er immer noch in seinem unsichtbaren Griff hatte, wehzutun, war eines dieser Dinge.

Und jetzt auch noch sie, wenn er jemals herausfinden würde, dass sie irgendwie mit mir verbunden ist...Dass sie neben meinem Bruder das Einzige war, was meine Seele zerreißen und mich in die Knie zwingen konnte. Wenn ihr jemals etwas zustoßen sollte. Mein Sweetheart.

„Aber sag mir...Jay, nicht wahr?", sinniert er, plötzlich. Seine Stimme hat etwas Unheimliches, das mir sagt, dass er kurz davor ist zu explodieren.

Ich habe ihn oft genug beobachtet, um sein Verhalten zu studieren. Ich kann beinahe sein Gesicht vor mir sehen. Sein Auge zuckt, während er sich auf diese unheimliche, träge Art über die Oberlippe leckt.

„Wie kommt es, dass Cian mit dir gesehen wurde?", fragt er leise, seine Stimme hängt an einem seidenen Faden, der kurz vor dem Zerreißen ist.

Mein Herz schlägt wie wild und ich versuche mich zu beruhigen. Er hat nur Cian gesehen. Nicht sie.

„Sag es mir, Jay.", drängt er erneut. „Sag. mir. warum. Cian. mit. dir. gesehen. wurde?", jedes Wort von ihm ist jetzt abgehackt.

„Sag es mir, du kleines Stück Scheiße!", brüllt er plötzlich, wobei sein italienischer Akzent seine Worte unterstreicht.

„Cian hat...", beginne ich, bevor ich wieder von ihm unterbrochen werde. „Na, na, na.", schnalzt er laut mit seiner Zunge.

„Meinst du nicht, dass es ziemlich unpersönlich ist, mir das am Telefon zu sagen?", fragt er mich plötzlich wie ausgewechselt. Seine Stimme freundlich, als würde er sich mit mir über das Wetter unterhalten.

The one who splits my soulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt