7

179 18 36
                                    

Havanna

Jay

Neuneinhalb Stunden. Neuneinhalb verdammte Stunden mit diesem ekelhaften Psycho in einem Auto. Der abgestandene Atem von Reinier kitzelt an meinem Hals, als er sich von der Rückbank nach vorne lehnt. Es ist so leise im Wagen, dass ich den Klang seines Atems hören kann. Sein Atem, der aufgeregt wird, als einer seiner Finger nun auf meiner Haut landet.

Auf und ab. Auf und ab gleitet sein dreckiger, vernarbter Finger über die Seite meines Halses. Galle schießt mir die Kehle hoch, während meine Hände sich zu Fäusten ballen. Meine Fingerknöchel werden weiß, als eine der Venen an meinem Hals beginnt unregelmäßig zu pulsieren.

„Nimm deine dreckigen Finger von meinem Hals!", knurre ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Reiniers antwortendes Lachen ist voller Spott. Das hämisch, genussvolle Geräusch läuft mir wie eine eiskalte Hand über den Rücken, während er weiter meinen Hals streicht.

Ich sehe rot. In einer schnellen Bewegung dreht sich mein Körper auf dem Sitz um, meine Hand schießt dabei sofort nach vorn und legt sich um seinen Hals. Meine Finger schlingen sich um seine Kehle und ziehen den Griff fester. Mein Puls wird schneller, während ich dabei zusehe, wie sich seine Augen weiten.

„Hör zu, du kleines Arschloch!", spucke ich ihm die Worte entgegen, indes jeder einzelne meiner Finger seinen Hals umschließt.

Mein Gesicht ist nah an seinem, sein schaler Atem streicht über mein Gesicht und mir wird schlecht. In seinen dunklen Augen liegt ein niederträchtiger, dreckiger Ausdruck, während seine Lippen nun zu einem abschätzigen Grinsen verzogen sind. Der Drang ihm die Fresse zu polieren, überrollt mich wie eine Flutwelle und für eine kurze Sekunde stelle ich mir vor, wie ich Reinier mit meinen bloßen Händen töte. Wie sich das Gesicht dieses kranken Wichsers verfärben würde. Langsam von rot nach blau. Wie die einzigen Geräusche, die seine Lippen verließen, die eines keuchenden, erstickten Mannes wären, der einen langsamen, schmerzhaften Tod erlitt.

Es war nicht das erste Mal, dass ich daran dachte jemanden zu töten und es würde auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Zumindest nicht in den nächsten Monaten.

„Glaub ja nicht, dass ich dir nicht weh tun werde du kranker Wichser!", zische ich schließlich, wobei Gift aus jeder einzelnen meiner Silben tropft.

Ein wiederholtes, spöttisches Lachen entweicht Reiniers Lippen. Es klingt jedoch eher wie ein Keuchen, denn meine Finger sind immer noch fest um seine Kehle geschlungen und schneiden somit seinen Atem ab. Abrupt kommt das Auto zum Stehen.

„Du hast keine Chance gegen mich, Nolan. Du bist noch zu schwach um mich zu töten und falls du es tust wird der Boss deine süße, kleine Pussy von einem Bruder töten.", röchelt Reinier nun, während sich sein dreckiges Grinsen noch weiter vertieft. Seine verfaulten, gelbbraunen Zähne sind jetzt sichtbar und lösen in mir einen Würgereiz aus.

Ich schlucke, als Wut nun mein Blutsystem flutet. Er war sich seiner Sache viel zu sicher. Er war viel zu sicher, dass ich ihn nicht töten würde.

„Vielleicht wird er dich noch nicht töten können, Ray Ray, aber glaub ja nicht, dass ich ihm nicht helfen werde. Der Drang jemanden die Eier abzuschneiden, quält mich schon seit Tagen.", fährt Cian vom Fahrersitz des Wagens plötzlich mit düsterer Stimme dazwischen. Seine Augen verweilen einige Sekunden auf Reinier, bevor er sich schließlich mir zuwendet.

„Ich würde ihn liebend gerne sterben sehen, Jay, aber es ist zu viel Scheiße im Spiel. Ihn zu töten wäre fatal, Mann.", Cians Stimmfarbe, sowie seine Augen werden wie beim letzten Teil seines Satzes etwas dunkler.

The one who splits my soulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt