Ein Überraschungsgast

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Draco

Ich war mir nicht sicher, wer da gerade wen gestützt hatte. Harry an meiner Seite zu wissen, hatte die Schrecken des Angstraums gerade so erträglich gemacht und dennoch hatte er mich vollkommen aus der Bahn geworfen.

Da kam einfach viel zu viel zusammen: Die Dunkelheit, die Kälte des Dementors und dann noch die Wände, die immer näher rückten...

Eine Kombination, welche mich in die schlimmsten Wochen meines Lebens zurückversetzte.

Nachdem wir doch noch heil aus dem Raum entkommen waren, hatten wir gemeinsam beschlossen, es für heute gut sein zu lassen. Und draußen festgestellt, dass es in Strömen regnete. Passend zu meiner Stimmung.

„Es sind eh nicht mehr viele Türen, laut meinen Recherchen", hatte Harry gesagt und obwohl mich bei seinem Lächeln ein warmes Gefühl durchströmte, kam es mit einem fahlen Beigeschmack.

Nur noch wenige Türen. Das bedeutete, nur noch ein paar Tage, höchstens ein paar Wochen, bis ich ihm nichts mehr nützte. Ich konnte ihn aber auch nicht guten Gewissens darum bitten, bei ihm bleiben zu dürfen. Nicht, wenn ich es ihm immer noch nicht gesagt hatte.

Es hieß, Geheimnisse lasteten immer schwer auf einem und jetzt gerade spürte ich das volle Gewicht. Es war beinahe ironisch, dass wir uns seit Wochen gegenseitig Dinge anvertrauten und sogar miteinander geschlafen hatten und es immer noch etwas gab, das ich ihm verheimlichte.

Tief in Gedanken versunken trottete ich neben Harry den gepflegten Kiesweg entlang und versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Er war ebenfalls sehr still gewesen, nachdem wir den Raum verlassen hatten. Außer, als er den Schutzzauber gewirkt hatte, der den Regen von uns fernhielt, hatte er nichts mehr gesagt. Vielleicht ging ihm das Erlebte auch nahe. Schließlich hatte er sich genauso sehr an mir festgehalten, wie ich mich an ihm.

Plötzlich blieb Harry stehen und ich tat es ihm gleich. Gerade noch rechtzeitig, um den schützenden Kreis nicht zu verlassen, in dem wir trocken blieben. „Was zum...?"

„Da ist jemand in meinem Haus", meinte er so leise, dass ich es über das Regenprasseln kaum hören konnte. Wir waren nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt und ich wusste zwar nicht, wie er das bemerkt haben wollte, doch ich vertraute ihm einfach mal.

„Befürchtest du, dass dich jemand außer mir gefunden hat?", fragte ich besorgt.

Er nickte. „Kann doch sein."

„Soll ich vor gehen? Denjenigen abschrecken?"

„Würdest du?"

„Klar."

Um sicherzugehen zog ich noch meinen Zauberstab, ehe ich mich der Türe näherte. Vorhin war es ein schreckliches Gefühl gewesen, ihn nicht nutzen zu können, also gab er mir gerade doppelte Sicherheit.

Vorsichtig drückte ich die Klinke hinunter und mit einem Knarzen öffnete ich die Tür einen Spaltbreit. Ich betrat das Haus, den Zauberstab erhoben und hoffte, keine allzu böse Überraschung zu erleben. Davon hatte es heute bereits genug gegeben.

Der Raum war vom Licht der Deckenleuchte erhellt und ich fragte mich gerade, wieso ein Einbrecher die Lampe anmachen würde, als sich jemand vom Sofa erhob.

„Wer sind sie?", fragte ich kühl und deutete mit dem Zauberstab auf die alte Frau, die vor mir stand. Sie trug einen dunkelgrünen Umhang und dafür, dass ich sie gerade in Harrys Haus erwischt hatte, sah sie viel zu entspannt aus.

Und dann lachte sie auch noch. „Ach mein Lieber, das sollte ich lieber Sie fragen! Schließlich ist das mein Haus", meinte sie mit einem Zwinkern. „Steht Harry noch vor der Tür?"

Drarry: Die Siegel von Militon Hall (Smut)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt