Zu Besuch

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Harry

Es kam mir so vor, als hätten wir die Rollen getauscht. Plötzlich suchte ich nach Draco und er schien sein Bestes zu tun, es mir so schwer wie möglich zu machen.

Ich war zuerst zu seiner Wohnung appariert, die Adresse hatte ich von einem befreundeten Mitarbeiter im Ministerium erhalten. Er hatte mir noch irgendetwas sagen wollen, aber ich hatte ihn abgewürgt, um möglichst schnell mit der Suche nach Draco beginnen zu können.

Doch die Wohnung war leer. Nicht nur war Draco nicht mehr hier, er war anscheinend ausgezogen. Es konnte noch nicht lange her sein laut seinen Nachbarn, von denen sich einer sogar an die Umzugsfirma erinnern konnte, deren Transporter vor ein paar Tagen vor der Tür gestanden hatte. Nach einem weiteren Anruf erklärte mir ein Mitarbeiter, die Sachen wären in eine Wohnung am Rand von London gebracht worden und nannte mir sogar die Adresse. Ich war mir relativ sicher, dass er das eigentlich nicht durfte, aber hier kam es mir sehr gelegen.

Zuerst hatte ich Angst, dass es das Haus sein könnte, in das Draco mit seiner Verlobten oder bereits Ehefrau gezogen war, doch als ich davor stand, sah ich, dass es sich um eine winzige Wohnung in einer billigen Gegend handelte. Eher nichts, was für Paare geeignet war. Dennoch drehte sich mir der Magen um bei dem Gedanken, er könnte seine Zeit mit seiner Verlobten verbringen.

Als ich klingelte, erhielt ich wieder keine Antwort. Niemand machte auf und ich hörte kein einziges Geräusch aus der Wohnung. Vielleicht war er auf einem Date mit seiner Zukünftigen. Vielleicht hatte er die letzten paar Wochen bereits wieder vergessen. Vielleicht hatte er mich vergessen.

Meine nächste Option war eine, die ich nur unter Bauchschmerzen in Betracht zog: Die Wohnung von Dracos Eltern. Ich wusste durch meine Arbeit für das Ministerium, dass sie in eine Muggel-Gegend ziehen mussten, ihre Zauberstäbe verloren hatten und mit einer Spur versehen worden waren, die ihnen das Zaubern unmöglich machte, ähnlich wie bei Minderjährigen.

Ich wollte dort wirklich nicht vorbeischauen. Aber wenn ich Draco ernsthaft finden wollte, musste ich es versuchen.

Und so kam es, dass ich mit klopfendem Herzen bei Dracos Eltern klingelte. Es kam mir beinahe lächerlich vor, schließlich war ich es gewohnt, an das Manor zu denken, wenn ich mir ihr Zuhause vorstellte. Sie jetzt in einer kleinen Wohnung zu sehen, würde merkwürdig werden. Sie hatten keine Wahl gehabt, das wusste ich, denn das Malfoy Manor war vom Ministerium versiegelt worden. Es enthielt zu viele schwarzmagische Gegenstände und die Geschichte des Gebäudes war zu verworren, als dass man eine Familie ehemaliger Todesser dort noch hätte wohnen lassen können.

Ich hörte gedämpfte Stimmen hinter der Tür, dann wurde sie mit einem Ruck aufgerissen. „Guten Tag", begrüßte mich Narzissa Malfoy höflich, aber reserviert.

Einen Moment lang sah ich sie überrascht an, bis mir klar wurde, dass sie mich nicht erkannte. Ich trug das Amulett, das ich auch bei dem Date mit Draco benutzt hatte. Es verbarg mein Äußeres und ich war mir sicher, dass Narzissa nicht wusste, wer ich war.

„Ähm, guten Tag", erwiderte ich den Gruß mit reichlicher Verspätung. „Ich, ähm, bin ein Kollege Ihres Sohnes Draco und auf der Suche nach ihm."

Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. „Ein Kollege? Wie ist ihr Name?"

„Haben Sie ihn zu dieser...dieser Absonderlichkeit gebracht?!", ertönte die wütende Stimme von Lucius Malfoy hinter ihr, ehe er sich neben Narzissa in den Türrahmen schob. Sein Gesicht war rot und er hatte die Brauen zusammengezogen.

„Absonderlichkeit?" Ich hatte ehrlich keine Ahnung, von was er da redete.

Lucius schnaubte. „Was ich wissen will, ist, ob Sie mit ihm ins Bett gegangen sind", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ignorierte Narzissa, die ihn mit einem Schubser zum Schweigen hatte bringen wollen.

Drarry: Die Siegel von Militon Hall (Smut)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt