Antworten der Vergangenheit

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Harry

Die letzten Tage hatte ich in einem seltsamen Zustand zwischen wach und schlafend verbracht. Ich war mir nicht einmal sicher, welchen Tag wir heute hatten. Wie lange es her war, seit Dra...seit er mir das Herz gebrochen hatte. Seit er zu seiner Verlobten zurückgekehrt war.

Selbst meine Hauselfe hatte sich Sorgen gemacht und die vermied es eigentlich tunlichst, Zeit mit Menschen zu verbringen. Und so hatte ich einen Teller mit Suppe, Brot, Tee und andere Dinge auf meinem Nachttisch gefunden, verzehrbereit mit Besteckt und Serviette.

Doch ich wollte nicht essen. Ich hatte keinen Appetit mehr.

Ich starrte trübe vor mich hin, unter meiner warmen Bettdecke begraben und fragte mich, wie ich es so weit hatte kommen lassen können. Wieso hatte ich ihn so nah an mich rangelassen? Dass er mir so weh tun konnte?

Ich wusste, dass er mir schon immer wichtig gewesen war. Irgendeine Reaktion hatte es jedes Mal hervorgerufen, wenn er etwas getan hatte. Zu Schulzeiten waren es noch negative Gefühle gewesen und jetzt? Jetzt schmerzte mein Herz bei dem Gedanken, dass er nicht bei mir war.

Verrückt.

Meine Brauen zogen sich zusammen, als vom Flur her ein Poltern ertönte. Wieso machte Misi so einen Lärm? Sie wusste doch, dass ich hier in Selbstmitleid zerfloss. Wegen einem Typen, der seine Verlobte mit mir betrogen hatte. Verdammt noch mal.

Und dann wurde plötzlich meine Tür aufgerissen und ich sah mich einem atemlosen Rotschopf gegenüber. „Harry! Geht's dir gut? Bist du irgendwie verletzt?" Ron sah mich besorgt an und kam zum Bett, um sich davor hinzuknieen. Er hielt eine Hand an meine Stirn und fühlte meine Temperatur. „Hm, nein, zumindest kein Fieber. Harry, was ist los?"

Wieso war er hier? Sollte er nicht bei seiner neuerdings-schwangeren Freundin sein und...keine Ahnung...Kissen besticken oder so?

„Was machst du hier?", brachte ich hervor. Meine Stimme klang kratzig und rau, was wohl die logische Folge war, wenn man ein paar Tage lang kaum Flüssigkeit zu sich genommen hatte.

„Dieses Gespräch vor einer Woche war irgendwie seltsam und Hermine meinte, wir sollten mal nach dem Rechten sehen. Und dann hast du auf keine der Botschaften reagiert, also dachten wir, wir benutzen das Flohnetzwerk zwischen unseren Kaminen", erklärte Ron und schaute mich weiterhin besorgt an. „Aber was ist denn jetzt los? Wieso liegst du hier und...stirbst vor dich hin?"

Ich seufzte und versteckte mein Gesicht im Kissen. „Liebeskummer." Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, es ihm so einfach zu verraten, aber ganz ehrlich? Ich hatte auch nicht die Kraft, mir eine Lüge auszudenken. Außerdem war Lügen scheiße.

Allerdings hatte ich Ron jetzt wohl komplett verwirrt, denn er war tatsächlich ein paar Momente still. Bevor ich mich darüber freuen konnte, fing er zu meinem Leidwesen jedoch wieder an zu Reden. „Mit...warte was? Von wem hast du Liebeskummer? Wir wussten nicht mal, dass du mit jemandem zusammen warst!"

Ich zuckte mit den Schultern. „Unwichtig. Ich hab vor ein paar Tagen erfahren, dass er verlobt ist und das wars jetzt mit uns." Mein Zustand machte mich wohl ehrlicher, als ich es wollte.

„Er? Ich dachte, du wolltest es erst mal wieder mit Frauen probieren?" Ich hatte mich bereits kurz nach dem Ende unserer Schulzeit bei meinen besten Freunden geoutet und sie wussten, dass ich besonders mit meinen Beziehungen zu Männern kein Glück gehabt hatte.

„Hat sich so ergeben." Ich seufzte tief. Dann drehte ich den Kopf wieder, sodass ich Ron ansehen konnte. „Er fehlt mir", murmelte ich und Ron schaute mich mit großen Augen an.

„Glaubst du, du kommst über ihn hinweg?", fragte er vorsichtig.

„Abwarten und Tee trinken klappt bisher eher so semi-gut."

Drarry: Die Siegel von Militon Hall (Smut)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt