Der letzte Schlüssel

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Harry

Ich lehnte mich für einen Moment an die Tür und gähnte laut. Draco hatte mich gestern ziemlich erschöpft und ich war immer noch müde.

Nichtsdestotrotz hatten wir heute direkt nach dem Frühstück damit weitergemacht, die Türen im Landhaus zu entsiegeln. Viele waren es nicht mehr, meiner Einschätzung nach. Wir hatten in etwa die Zahl der Siegel im Erdgeschoss erreicht und falls nicht noch ein weiteres Stockwerk auftauchte, sollten wir spätestens morgen fertig sein.

Und das fand ich einigermaßen aufregend. Was würde wohl die letzte Tür sein, die wir entsiegelten? Müssten wir dafür ein großes Geheimnis ausgraben oder wird das einfach ein weiteres Schloss sein, wie die vielen davor?

Seit den Angstsiegeln war es recht unspektakulär weitergegangen. Ein paar normale Geheimnisse, einige Schlafzimmer und Stauräume und jetzt gerade standen wir vor einer Tür, deren Schloss wie eine Maler-Palette aussah.

„Welcher ist der Schlüssel dazu?", kam Dracos Frage von der Seite. Auch er wirkte müde, aber nicht ganz so fertig, wie ich mich fühlte.

Was würde wohl mit uns beiden passieren, wenn dieses Projekt beendet war? Ich hatte ihm versprochen, dass er hier bleiben konnte, solange ich ihn für die Siegel brauchte. Und danach? Sollte ich ihn dann wegschicken? Nein, das wollte ich nicht. Aber würde er bleiben? Und wieso sollte er das wollen? Für mich? Mit mir?

Wir mussten auf jeden Fall ein paar ernste Gespräche führen, sobald das hier vorbei war und darauf freute ich mich nun nicht gerade. Vielleicht konnten wir es noch ein wenig hinauszögern. Ein kleines bisschen zumindest. Ein paar Tage hatten wir immerhin noch Zeit, bis Mrs. Pimpenton hier auftauchen und ihr Haus verlangen würde.

Ich griff nach dem Schlüsselbund und runzelte die Stirn. „Ähm, Draco? Da ist nur noch einer dran." So viel zum Hinauszögern.

Sein Kopf ruckte zu mir herum und er sah mich mit großen Augen an. „Also ist das hier der letzte Raum? Oder meinst du, es kommt noch ein Gang und neue Schlüssel tauchen auf? Willst..." Er holte tief Luft und räusperte sich dann. „Was für ein Geheimnis soll es denn sein?"

Ich lächelte ihn beruhigend an. Er schien genauso aufgeregt zu sein, wie ich. Vielleicht war das hier schon der letzte Schlüssel. Gerade hatte ich mir noch vorgenommen, das Ganze hinauszuzögern, aber wie sollte ich das jetzt bewerkstelligen? Wir waren unmittelbar davor, den Raum zu entsiegeln. Und so schwierig war es nicht, herauszufinden, was das Geheimnis sein sollte.

„Es hat etwas mit Kunst zu tun", war ich mir sicher. „Das Schloss sieht aus wie eine Palette, die Maler verwenden, und das Ende des Schlüssels ist eine Pinselspitze." Ich strich mit dem Finger darüber und es fühlte sich beinahe weich an, obwohl es sich bei dem Material unter meiner Fingerspitze um kaltes Metall handelte.

„Lieblingskünstler?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht geht es auch um Kunstformen. Wir können beides versuchen."

„Formen?"

Ich stellte mich vor die Tür und versuchte, nicht zu lange darüber nachzudenken. Das hier war nur ein weiteres Siegel, das wir brechen mussten. Nichts weiter.

„Meine liebste Form der Kunst ist es, Holz zu bearbeiten." Meine Stimme wackelte kaum und ich hörte ein leises Knirschen hinter der Tür. Etwas hatte sich getan und mein Geheimnis war angenommen worden. Ich wandte mich an Draco. „So meinte ich das. Eine Form der Kunst, und kein Lieblingskünstler. Aber ich glaube, das sollte trotzdem funktionieren. Also such dir aus, was du verraten willst." Ich lächelte aufmunternd, während er mich einen Moment lang wortlos ansah.

Drarry: Die Siegel von Militon Hall (Smut)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt