Kapitel Eins

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Das Sonnenlicht flutete mein Zimmer und Wärme breitete sich auf meiner Haut aus.

Ich blinzelte und drehte mich auf die Seite. Es war hell im Zimmer und ich hörte ein leises Rascheln, das mir sagte, dass meine Mitbewohnerin bereits wach war.

Ich gähnte und streckte mich. Meine Sicht war noch verschwommen und ich kuschelte mich tiefer in meine warme Bettwäsche hinein.

Plötzlich fühlte ich, wie irgendetwas weiches gegen mein Gesicht prallte. „Steh auf, Schlafmütze! Es ist schon fast halb Acht!", rief Yemaya, meine Mitbewohnerin.

„Was?" Ich riss den Kopf und starrte sie an. „Ich hab das Essen verpasst?", rief ich entgeistert. Ich brauchte immer mindestens eine halbe Stunde zum Essen, und dann nochmal eine halbe Stunde zum Anziehen und Fertigmachen. Ich konnte doch nicht ohne zu Essen in den Unterricht!

Yemaya grinste mich an. „Nein, natürlich nicht. Es ist erst viertel vor Sieben", sagte sie und ihr Grinsen wurde breiter. „Komm schon, steh auf, Akossiwa."

Ich stöhnte genervt und pustete eine Strähne langen dunkelbraunen Haares aus meinem Gesicht und rappelte mich auf. „Ich hab keine Lust, aufzustehen", beschwerte ich mich. Ich schaute hinüber zu Yemaya, die wahrscheinlich schon seit mindestens einer Stunde wach war. Sie stand immer früh auf und ging früh ins Bett. Yemaya band ihr dunkles, wirres Haar mit einem Haargummi zusammen und setzte sich dann auf ihr Bett, von wo aus sie mich anschaute.

„Heute ist doch ein entspannter Tag", meinte sie. Sie nahm ihr Handy und tippte darauf herum. „Wir haben keinen Nachtmittagsunterricht."

„Ich weiß", murmelte ich. Ich schwang die Beine über die Bettkante und rieb mir mit den Händen über die Augen. „Ich hab trotzdem keine Lust. Wir haben heute Mathe, und du weißt, dass ich darin totalschlecht bin."

Yemaya hob den Kopf und zog eine Augenbraue hoch. „Hallo, du bist schlecht in Mathe? Ich bitte dich. Ich war 13, als ich das erste Mal was von Mathe gehört habe."
„Okay, stimmt", gab ich zu und musste lächeln. Yemaya war größtenteils als Tier aufgewachsen und hatte sich nur ein paar Mal verwandelt. Sie kam kurz vor mir an die Black Rock High.


Ich stand auf und suchte mir ein paar Klamotten raus. Ein rotes T-Shirt, schwarze Socken und schwarze Jeans. Ich schaute zum Fenster raus. Es war jetzt schon sehr sonnig und warm draußen.

Ichseufzte und verschwand in unserem gemeinsamen Bad, um mich umzuziehen.

Ich starrte in den Spiegel. Mir schaute ein junges Mädchen mit feinen Gesichtszügen und fast schwarzer Haut entgegen. Ich blickte in dunkelbraune, verschlafene Augen.

Ich beschloss, meine Haare heute offenzulassen und zog mich um.

Ich trat aus dem Bad heraus und zog meine Schuhe an. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war jetzt kurz nach Sieben. Um Sechs Uhr machte die Cafeteria auf und um Acht schloss sie wieder. Wir hatten also noch Zeit.

Yemaya zog sich Schuhe an und stand auf. Sie nahm den Schlüssel für unsere Tür und folgte mir in den Flur.

Eine breite Marmortreppe führte in die Pausenhalle, die direkt an die Cafeteria anschloss.

In der Cafeteria war bereits einiges los.

Ich hielt allerdings nur Ausschau nach einer Person. Yemaya zog an meinem Arm und nickte zu einem Tisch, der hinten links in der Cafeteria stand. Es war der Tisch, den wir normalerweise belegten.

„Waris ist noch nicht da", sagte Yemaya. Waris war mein bester Freund(neben Yemaya) und auch die erste Person, mit der ich mich angefreundet hatte, als ich neu an die Schule kam. Yemaya und Waris waren schon befreundet, bevor ich an die Schule kam und verstanden sich deshalb sehr gut.


Wir legten unsere Schulrucksäcke auf die Bank und holten uns Essen bei der Essensausgabe.

Auf meinem Tablett befand sich ein kleiner Teller mit Rusks –Zwiebackähnliche Kekse -, eine Tasse Tee, Spiegelei mit Schinken und Speck und ein Glas Wasser.

Yemaya hatte die Variante mit Bohnen, Toast, Spiegelei und Pilzen entschieden. Bei uns gab es jeden Tag dasselbe zum Frühstück, aber wie bei den anderen Mahlzeiten am Tag gab es immer zwei verschiedene Varianten, eine vegetarische und eine mit Fleisch. Es wunderte mich allerdings, dass Yemaya, die in zweiter Gestalt ein Leopard war, und auch als solcher aufgewachsen war, lieber die vegetarische Variante aß.


Ich war gerade damit beschäftigt, den letzten Bissen Spiegelei zu mir zunehmen, als Waris auftauchte.

Die Dreadlocks, in die bunte Perlen eingeflochten waren, hüpften auf seinen Schultern auf und ab und seine braunen Augen funkelten fröhlich.

„Sorry, dass ich so spät bin, aber ich hab eben noch was richtig cooles erfahren – Davon muss ich euch unbedingt erzählen!", verkündete er.

Yemaya und ich tauschten einen Blick. Waris war immer ein wenig aufgeregt und konnte sich nie auf zwei Sachen gleichzeitig konzentrieren.

„Was hast du denn erfahren?", fragte ich und schob Yemaya meinen letzten Rusk zu.

Waris stopfte sich ein paar Bohnen und Pilze in den Mund und antwortete dann: „Wir machen dieses Jahr einen Schüleraustausch, ist das nicht cool?"

„Einen was?", fragte Yemaya stirnrunzelnd.

„Einen Schüleraustausch", wiederholte Waris, während ich ihn anstarrte.

„Echt jetzt?", fragte ich. „Beim heiligen Windstoß, das ist ja supercool!"

Waris nickte grinsend, während Yemaya immer noch nicht checkte, was gerade abging.

„Warte mal... woher weißt du das eigentlich?"; fragte ich.

Waris schaute etwas schuldbewusst drein. „Ich hab möglicherweise gehört, wie Miss Khosa und Mr Steenkamp sich darüber unterhalten haben."

Ich musste lachen. „Und, weißt du auch, wohin es geht?"
Waris schüttelte den Kopf. Schade.


„Kann mir jetzt vielleicht endlich mal einer erklären, was ein Schüleraustausch ist?", unterbrach Yemaya uns.

Wir stehen in Flammen (Woodwalkers Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt