Kapitel Siebzehn

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Der Tag neigte sich dem Ende zu und Yemaya, Waris und ich saßen schon seit über einer Stunde in der Cafeteria der Clearwater High und redeten über alle möglichen Dinge. Youma und Anayo hatten sich irgendwann zu uns gesellt, aber die beiden waren mehr mit sich selbst beschäftigt als mit uns.

Ab und zu ließen sich ein paar Schüler der Clearwater High blicken. Manche schauten uns komisch oder neugierig an, andere sprachen uns an und die restlichen ignorierten uns einfach.

Auch Carag, Tikaani, Holly und Brandon, den wir inzwischen richtig kennengelernt hatten, leisteten uns nach einer Weile Gesellschaft.

Ich erkannte schnell, dass ich mit Brandon am besten verstand. Er war ruhig, freundlich und wirkte eher zurückhaltend. Ich mochte es, wie er Geschichten erzählte oder über dinge sprach, die ihm gefielen und Spaß machten.

Holly war lustig und offen und im Gegensatz zu Brandon redete sie wie ein Wasserfall. Teilweise war das etwas anstrengend, aber Waris schien es lustig zu finden, denn er lachte fast die ganze Zeit über Hollys Sprüche und ihre ... interessanten Erzählungen.

Tikaani war nicht schüchtern, aber sie schien keinen Grund dafür zu sehen, sich viel mit uns zu unterhalten. Stattdessen hörte sie zu, lachte ab und an und warf hin und wieder etwas ein oder sagte Holly, dass sie nicht so übertreiben und sich beruhigen sollte.

Mit Carag verstand sich Yemaya super. Vielleicht lag das an den Raubkatzen-Genen. Ich fand ihn nett und lustig und konnte mir vorstellen, dass er ein guter Freund war.

Schließlich fanden sich andere Schüler aus unserer Klasse in der Cafeteria ein. Eigentlich hatten wir für den Rest des Tages frei und würden morgen über unsere Erlebnisse von heute sprechen, aber keiner wusste so wirklich, was er machen sollte, und so kamen alle in die Cafeteria.

Ein freundliches Mädchen namens Lou setzte sich zu uns, begleitet von einem etwas eingebildet wirkenden Jungen mit schönen, gelbgrünen Augen.

"Hey", begrüßte Lou uns. Sie warf uns ein sanftes Lächeln zu, wobei mir nicht entging, dass sie sich extra weit von Yemaya wegsetzte. Wahrscheinlich hatte es sich schon rumgesprochen, dass Yemaya ein Leopard war - sie hatte eben erzählt, dass es eine kleine Verwandlungs-Panne während Yemayas Tour gab. Ich nahm an, dass Lou selbst ein Beutetier war. Yemaya schien das allerdings nicht aufgefallen zu sein, und falls doch, sagte sie nichts.

"Hi. Ihr kennt mich noch nicht oder?", fragte der Junge. "Ich bin Dorian."

"Bist du auch eine Katze?", wollte Yemaya neugierig wissen. Ein paar Sekunden später war sie in eine Diskussion über Hauskatzenfutter und Wild verwickelt. Waris und ich grinsten einander an. Typisch Yemaya. Eben hatte sie sich noch mit Carag und Holly unterhalten und schon war sie abgelenkt.

Ich unterhielt mich währenddessen mit Lou. "Was bist du eigentlich für ein Tier?", fragte ich beiläufig.

"Wapiti", antwortete Lou. Sie lächelte zurückhaltend. "Du?"

"Maskenweber", erwiderte ich. Auf ihren fragenden Blick hin fügte ich hinzu: "Ein kleiner Vogel mit hellem gelbgrünen Gefieder. Die gibt es aber hier in Amerika nicht."

"Oh." Lous Lächeln wurde etwas breiter und sie schien sich etwas zu entspannen, wahrscheinlich war sie froh, dass ich nicht auch irgendein gefährliches Raubtier war. "Wie gefällt es euch bis jetzt hier?"

"Es ist echt schön hier", sagte ich. "Hier sieht es ganz anders aus als bei uns zuhause."

Lou lachte. "Ja, kann man wohl sagen. Vor ein paar Jahren war ich mit meiner Familie mal in Südafrika. Es war echt cool. Allerdings können wir nicht so oft Urlaub im Ausland machen, wie ich es eigentlich wollen würde, weil meine Familie so groß ist und das mit dem Finanzieren schwer wird." Sie verzog das Gesicht.

"Verstehe ich", sagte ich wahrheitsgemäß. "Ich habe zwar keine Geschwister, aber meine Eltern können sich einen richtigen Urlaub nicht leisten, weswegen ich auch erst zweimal im Ausland war, der Schüleraustausch eingeschlossen."

Lou sah aus, als wolle sie noch etwas sagen, wurde aber von Holly unterbrochen: "Hey, Leute, habt ihr Lust, Monopoly zu spielen?" Monopoly? Ich hatte keine Ahnung, was das war, und die meisten meiner Klassenkameraden blickten ebenso verwirrt drein.

Wir stehen in Flammen (Woodwalkers Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt