Kapitel Zweiunddreißig

73 5 0
                                    

Ich schnappte erschrocken nach Luft. Miss Youngblood war da drin? Was zur Hölle machte sie da?
Und was würde jetzt mit Mr Brighteye und Yemaya passieren? Schließlich kannte Miss Youngblood den Wolf-Wandler schon, so weit ich wusste.

Einige Minuten lang passierte gar nichts und von Mr Bridger erhielten wir keinen Bericht mehr. Doch dann erklang ein merkwürdiges, lautes Geräusch in meinem Kopf, das ich gerade noch so als Schrei identifizieren konnte. War das dieser Fernruf, von dem Miss Clearwater vorhin gesprochen hatte?
Wenn ja, hatten wir jetzt ein kleines Problem.

Nur ungefähr eine Minute später hörte man ein lautes Klirren und ich beobachtete, wie Miss Clearwater zur Rückseite des Gebäudes flog.

Was war das?, fragte ich aufgeregt, während auch ich mich wieder in die Luft erhob.

Da ist ein Fenster zersprungen, rief Mr Bridger. Leute, da sind Bill und Yemaya! Sie stecken in Schwierigkeiten!
Verdammt, was zum Henker passierte da drin?

Wir brauchen eure Hilfe, jetzt, ertönte Mr Brighteyes Stimme in meinem Kopf. Oh, verflucht. Ich wünschte, ich könnte von größerer Hilfe sein, aber was sollte ich als kleiner Vogel schon großartig machen?
Ich flog im Kreis über Mr Bridger, der sich als Kojote neben einem Busch kauerte. Tatsächlich, eines der Fenster war komplett zerstört, als hätte jemand einen Stein hindurch geworfen. Nur, dass es kein Stein war, der da durchs Fenster geflogen war, sondern meine beste Freundin.
Die wälzte sich gerade in Leoparden-Gestalt durch den mit Scherben übersäten Boden rollte.
Hier lag um diese Jahreszeit etwas Schnee, wodurch die kleinen roten Flecken am Boden deutlich hervorstachen.

Yemaya, hör auf, dich so rumzurollen, wies ich sie sofort an, ehe sich noch mehr Scherben in ihre Haut bohren konnten. Wie es dazu gekommen war, dass sie überhaupt dalag, konnte ich später fragen.

Ich hörte Kampfgeräusche von drinnen - jemand wurde gegen einen Tisch geschleudert und irgendwer zerbrach einen Teller aus Porzellan.

Sekunden später folgte Bill Brighteye Yemaya durch das Fenster, allerdings mit mehr Absicht und Eleganz.
Auch er landete in den Scherben, die Yemaya zuvor hinterlassen hatte, zuckte allerdings nur kurz zusammen, als die Scherben sich in in seine Pfoten gruben.

Die kommen gleich, rief er in unsere Köpfe. Sie haben Waris, aber sie wissen jetzt, dass wir nach ihm suchen und werden versuchen, uns aufzuhalten und gleichzeitig Waris weit weg zu bringen.

Das hörte sich logisch an, allerdings fragte ich mich  immer noch, was der Sinn der Sache war. Was wollten die bitte von Waris? Oder nahmen sie ihn als Geißel? Wofür? Um Miss Clearwater zu erpressen? Woher wusste Miss Youngblood, dass gerade Schüleraustausch war, und warum ausgerechnet Waris?

Die Tür zum  Restaurant flog auf, ein Motor heulte auf.
Sie fliehen, schrie Brandon, der vorne stehen geblieben war.

Wir eilten alle gerade in unserer Tiergestalt zum Parkplatz, als ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte.
Ich erreichte den Parkplatz als erste und sah fasziniert von oben aus zu, wie ein ziemlich großer und furchteinflößender Bison den Chevrolet rammte und an der Flucht hinderte, während die Löwen-Wandlerin, die ich mittlerweile aus dem Fernsehen kannte, aus dem Restaurant rannte und dort wie angewurzelt stehen blieb, um Brandon zuzuschauen. 

Wir stehen in Flammen (Woodwalkers Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt