Kapitel Dreiundzwanzig

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"Also, äh, ich meine ...", hob Yemaya an, um ihren Fehler zu korrigieren, als sie ihn bemerkte, aber es war schon zu spät.

"Meint ihr Rebecca Youngblood?", wollte Carag wissen. Er klang angespannt.

"Ja", sagte Brandon knapp. Carag wurde blass und Tikaanis Augen weiteten sich.

"Aber wir haben sie und ihr Gefolge doch besiegt?", hakte Frankie irritiert nach. Stimmt ja, da waren noch ein paar andere, die nichts davon wussten.

"Ja, schon", sagte Lou. "Aber dann erschien auf einmal ein Video, das auch öffentlich im Fernsehen gezeigt wurde. Miss Youngblood scheint sich bisher nur versteckt zu haben, da man sie ja mit Milling in Verbindung stellen könnte. Außerdem stand sie vorher schon in der Öffentlichkeit und hat sich auch mal live im Fernsehen teilverwandelt. Also ist sie wohl erstmal untergetaucht, aber jetzt lässt sie sich wieder blicken."

Carag runzelte die Stirn. "Können wir das Video sehen?" Lou sah Brandon an, welcher nickte. Sie zeigte den beiden die zwei Videos, die wir anderen schon gesehen hatten.

Tikaani stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab. "Und warum habt ihr uns das nicht vorher schon erzählt?" Sie warf mir einen Blick zu. "Außer uns scheint hier ja kaum einer wirklich überrascht zu sein und Yemaya wusste ja auch Bescheid." Sie sah Holly und Brandon mit anklagendem Blick an.

"Wir dachten uns, dass ihr vielleicht empfindlicher darauf reagieren würdet als wir", murmelte Brandon.

Tikaani zog die Augenbrauen hoch. "Weil die anderen nicht mit Trudy und Bo befreundet waren, und die zwei von Youngbloods Kollegen getötet wurden, und weil Carag Millings größter Feind war? Findet ihr nicht, dass wir gerade deswegen ein Recht darauf haben, zu erfahren, dass Miss Youngblood wieder aufgetaucht ist?"
Als ich Carag ansah, merkte ich, dass er sowohl schockiert, als auch ein wenig zornig und enttäuscht aussah.

"Sorry", sagte Holly schwach.

Brandon kratzte sich am Kopf. "Vielleicht hat Miss Youngblood ja nur vor, uns ein bisschen Angst einzujagen. Da wäre es doch nicht cool gewesen, euch davon zu erzählen."

"Ernsthaft?", schnaubte Carag. "Es hätte uns trotzdem interessiert! Immerhin stellt Miss Youngblood durchaus eine Bedrohung für uns da. Wir wissen ja nichtmal, wie viele Anhänger sie und Milling noch haben."

"Sie könnte uns echt gefährlich werden", stimmte Henry leise zu. Lou ließ die Schultern sinken und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Wahrscheinlich bereute sie es, ihm nichts davon gesagt zu haben.

"Ihr könnt uns sowas doch nicht einfach verheimlichen", sagte Carag aufgebracht. Wir schauten alle schuldbewusst weg, was ihn nur noch mehr zu erbosen schien.

"Wissen die Lehrer Bescheid?", erkundigte Wing sich. Ihre dunklen Augen musterten uns fragend.

Lou zuckte die Schultern. "Keine Ahnung, wir haben es ihnen jedenfalls  nicht erzählt."

Wir saßen einen Moment da und es breitete sich eine unangenehme Stille aus, bis Tikaani schließlich nach Carags Hand griff und ihn wegzog. "Ich denke, wir brauchen einen Moment, um das zu verarbeiten", sagte sie mit kühler Stimme. Als sie mit Carag verschwand, warf dieser Holly und Brandon einen vielsagenden Blick zu.

Nachdem die beiden Wandler sich verzogen hatten, löste sich auch die restliche Versammlung auf. Waris und Yemaya hauten ebenfalls ab, weswegen irgendwann nur noch Brandon und ich da hockten. Vielleicht wollte Brandon nicht in sein Zimmer gehen, weil er da mit Carag drin wohnte und Carag ihn wohl gerade nicht sehen wollte.

"Alles in Ordnung?", fragte ich, obwohl ich wusste, dass es eine dumme Frage war.

Brandon hob den Kopf und zuckte die Schultern. Er wirkte etwas verloren. "Na ja, mein bester Freund ist ziemlich sauer auf mich. Ich hätte wissen sollen, dass er wütend sein würde, wenn wir ihm so eine wichtige Information verheimlichen."

Ich nickte verständnisvoll. "Sorry, war eine blöde Frage", murmelte ich beschämt.

Er lächelte. "Danke, dass du überhaupt gefragt hast", antwortete er.

Wir stehen in Flammen (Woodwalkers Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt