True Crime

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*Triggerwarnung - versuchter Machtmissbrauch/körperlicher Missbrauch*

Mit einem Fächer wedelte Polly sich Luft zu. Es war heiß am Set und die Scheinwerfer machten es nur noch schlimmer als es ohnehin schon war. Der Regisseur, Victor Pfahl, rief den Schauspielern Anweisungen zu. Sein Tonfall war wie immer grenzwertig.

»Victor, reiß dich mal zusammen«, sagte Timo, der Co-Regisseur leise

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»Victor, reiß dich mal zusammen«, sagte Timo, der Co-Regisseur leise. Victor knallte ihm das Skript an den Kopf.

Herzallerliebst, dachte Polly und rollte die Augen. Sie hasste Victor. Aber wie alle anderen ließ sie es sich nicht anmerken. Keiner von ihnen war bekannt genug, um die Stelle aufgeben zu wollen. Jeder biss sich durch, egal wie ekelhaft Victor zu ihnen war.

»MACH DOCH EINFACH WAS ICH DIR SAGE, CHRIS! IST DAS SO SCHWER? VIELLEICHT SOLLTEST DU DAS MIT DER SCHAUSPIELKARRIERE ÜBERDENKEN!«, schrie Victor den armen Christian an, der über eine komplizierte Stelle in seinem Text gestolpert war.

Ekel, dachte Polly und damit war sie sicher nicht die Einzige. Der Regisseur bekam sich an dem Tag nicht mehr ein und hetzte über alles und jeden. Polly war überrascht, dass er ihre Performance kommentarlos übergangen hatte. Mancher hätte sich darüber gefreut, doch Polly und ein paar ihrer Kollegen wussten, dass es kein gutes Zeichen war. Nervös zog sie sich in der Damengarderobe um. Sie durfte den Job unter keinen Umständen verlieren. Als es an die Tür klopfte, sackte ihr das Herz in die Hose.

»Ja bitte? Wir sind alle angezogen!«, rief Clara. Die Tür zur Garderobe ging auf. Sofort fixierten Victors kalte Auge Polly. Wie ein Todesengel betrat er den Raum, alles wurde sofort still. Niemand traute sich einen Mucks zu machen.

»Polly-«, sagte er mit rauer Stimme, »kann ich einen Moment mit dir in meinem Büro sprechen?«

Pollys Knie zitterten.
»Ja, natürlich«, flüsterte sie und senkte den Blick. Mit hängenden Schultern lief sie dem Mann hinterher, da packte sie Alice an der Schulter.

»Mach nichts, was er von dir verlangt«, raunte ihre Kollegin Polly ins Ohr. Überrascht schaute sie zu Alice, doch die hatte sich schon wieder abgewandt. Victor wartete im Flur auf sie. Polly lief schnell hinter ihm her. Mit schnellen Schritten waren sie zu seinem Büro geeilt.

»Setz dich doch auf das Sofa«, sagte Victor während er die Tür schloss.

Auf das Sofa?, dachte Polly, die von Alice Worten alarmiert war.

Das wird jetzt nicht, was ich vermute, oder?, fragte sie sich besorgt.

»Ich würde lieber stehen bleiben, wenn es dir recht ist«, sagte sie. Ihr Blick war auf Victor gerichtet. Sie gab sich keine Blöße. Victors Mundwinkel verzogen sich nach unten.

»Bitte, ich bestehe darauf«, sagte er und seine Augen blitzen. Widerwillig setzte sich Polly auf die Sofaecke. Ihr Körper war angespannt, die Hände lagen verkrampft in ihrem Schoß.

»Warum so angespannt, meine Liebe? Möchtest du etwas trinken, zur Entspannung?«, fragte Victor mit einem eiskalten Grinsen im Gesicht. Er goss sich Wiskey in ein Kristallglas von der kleinen Bar.

»Ich trinke keinen Alkohol«, sagte Polly ernst.

»Nur ein Schlückchen. Tut doch keinem weh.«

»Nein.«

Victors Blick war wie eine Peitsche. Angst machte sich in Pollys Brust breit, doch sie blieb standhaft. Wenn er nicht gleich mit seinem Anliegen rausrückte, würde sie einen familiären Notfall vorschieben um zu gehen. Victor nahm einen Schlug Wiskey und stellte das Glas auf den Beistelltisch. Er setzte sich neben Polly, obwohl auf der Couch genug Platz war um Abstand zu halten.

Ich brauche diesen Scheißjob, dachte Polly, während ihr kalter Schweiß über den Rücken lief.

»Polly, mir ist aufgefallen, was für einen guten Job du hier machst«, fing Victor endlich an zu reden.

»Danke«, sagte sie knapp.

»Ich finde, du bist zu gut für die Welt der Nebendarsteller -«, setzte er an.

Sag es nicht, sag es nicht, sag es nicht, dachte Polly verzweifelt.

»Wenn du möchtest, kann ich dir helfen an die großen Rollen zu kommen!«, sagte Victor und machte eine große Geste.

Scheiße.

»Danke. A-aber ich bin mit meinem Werdegang ganz zufried-«

»Red keinen Blödsinn, Liebes! Du bist Mitte zwanzig, wenn du jetzt keinen Durchbruch hast, wirst du auf das Abstellgleis gestellt. Dann ist deine Karriere vorbei.«

Das ist wahr aber, ...

»Ich möchte keine Hilfe, ich schaffe das alleine«, antwortete Polly und stand auf.

»Na na na, wohin mit dir?«, fragte Victor und packte Polly am Handgelenk.

»Lass mich bitte los!«

Victor ließ ihr Handgelenk los und zischte.

»Mach doch keinen Aufstand. Ich wollte dir nur ein bisschen Vitamin B geben. Was soll daran so schlimm sein?«, fragte Victor giftig.

»Und was willst du dafür von mir?«, rutschte Polly über die Lippen. Erschrocken über den Vorstoß hielt sie sich die Hand vor den Mund.

»Was willst du mir unterstellen?«

»Nichts! I-Ich -«

Denk nach Polly!

»Ich dachte nur, dass ich mir das nicht leisten kann. Ich arme Schauspielerin!« Polly lachte gezwungen. Victors eisiger Blick lag auf ihr und scannte ihren Körper ab. Sie konnte seine Gier aus jeder Pore triefen sehen. Doch dann änderte sich sein Ausdruck.

»Wir reden ein andermal darüber. Geh jetzt -«

»Ja! Natürlich. Danke und einen schönen Abend!«

Eilig verließ sie den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Tränen schossen in ihr hoch.

»Polly?« Alice stand im Flur und wartete auf sie. Polly wischte sich die Tränen aus den Augen.

»Komme!«

wie mein albtraum meine seele berührteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt