Olive stand perplex vor dem Eingang des "Angelic Tears" und schaute zu dem blinkenden Neonschild hinauf.
»Gefällt dir das?«, fragte Becky und stieß Olive mit dem Ellenbogen an. Olive nickte.
»Der Laden ist doch immer ausgebucht?«, sagte Olive geschockt.
»Ich habe vor nem halben Jahr einen Tisch bestellt«, sagte Becky und lachte schallend. Einige hübsche Männer mit himmlischen Glow drehten sich zu ihnen um und musterten die beiden Frauen.
»In dem Schuppen gibt es keinen Dämon, der dir auf die Nerven geht! Nur Menschen und himmlische Wesen. Ganz nach deinem Geschmack!«
Becky hakte sich bei Olive unter und zog ihre verdatterte Freundin mit sich. Es gefiel ihr gar nicht, wie die Engel Olive anstarrten. Im Gegensatz zu Olive hatte Becky keine hohe Meinung von den Wesen aus dem Himmel, die in ihren Augen einen Vorteil aus dem völlig verklärten Blick der Menschen zogen. Dennoch hatte sie Olive hierher geholt.
Was tat man nicht alles, um seine Freunde glücklich zu machen?
Aber eines war klar, Becky würde Olive nicht aus den Augen lassen.
Ein Kellner, der keinen Glow, aber dennoch die strahlenden Engelsaugen hatte, führte die Frauen zu ihrem Tisch. Er brachte ihnen Wasser und die Getränkekarte.
»Schauen Sie sich in Ruhe um. Ich bin Callios, ihr Kellner des Abends. Diesen blauen Knopf auf dem Tisch nutzen Sie, um mich zu rufen.«
Er zeigte auf einen Knopf am Kopfende des Tisches. Olive und Becky nickten und der Kellner machte sich davon.
»Ein Nephilim«, sagte Becky abwesend. Olive schaute überrascht auf.
»Seit wann kennst du dich denn so gut aus?«, fragte sie anerkennend. Becky hasste Olives Obsession für Engel und sie hatte sich nur damit auseinandergesetzt, um Olive besser beschützen zu können.
»Ach, man schnappt so einiges auf im Laufe der Zeit«, sagte sie ausweichend. Olive schien mit der Antwort zufrieden.
Liebe, naive Olive, dachte Becky traurig. Sie würde nicht zulassen, dass sich die Ereignisse von vor fünfzehn Jahren wiederholten.
»Hast du dir etwas ausgesucht?«, fragte Olive mit roten Wangen. Sie war voll in ihrem Element.
»Der "Himmlische Verräter" klingt ganz gut«, sagte Becky. Olive schaute in die Karte.
»Oh! Gin und Bitter Blueberry Soda? Das nehme ich auch!«
Becky drückte auf den Knopf und Callios war wirklich schnell bei ihnen. Der Service schien zumindest ganz gut zu sein.
»Zwei himmlische Verräter, bitte«, sagte Becky und blickte dem Nephilim direkt in die Augen. Der Kellner schien ihre Abneigung aufzunehmen wie ein Schwamm das Wasser. Er lächelte schmallippig.
»Sehr wohl, kommt sofort die Damen«, sagte er und eilte wieder davon. Nephilim waren Becky nicht geheuer. Sie waren Kinder von Menschen und Erzengeln. Natürlich nicht, von vor fünf Jahren, als es zur Weltengleichung kam. Sie waren viel älter und stammten aus einer Zeit, als das himmlische Volk spaßeshalber die Bewohner der Erde besucht hatte. Selbst der jüngsten der Nephilim waren viele hunderte Jahre alt. Irgendwann war die Verbindung zwischen Himmel, Erde und Hölle abgebrochen. Dann kam die Weltengleichung.
»Alles OK, Becks?«, fragte Olive und Becky schreckte aus ihren Gedanken hoch.
»Sorry Olive, ich war gerade richtig weggetreten.«
Becky lachte und versuchte ein unschuldiges Gesicht zu machen. Olive wirkte zwar nicht ganz überzeugt, aber überzeugt genug, um nicht weiter nachzubohren.
»Wie gehts Garry? Wie läuft es mit Ärzte ohne Grenzen?«, fragte Olive stattdessen. Becky war dankbar um den Wechsel des Themas.
»Es läuft ganz gut. Er schickt mir dauernd Bilder von all den Dörfern, die er besucht. Nicaragua ist echt schön.«
Becky holte ihr Handy raus und zeigte Olive einige Fotos, die ihr Bruder Garry ihr geschickt hatte. Der Kellner brachte ihnen ihre Getränke und die beiden Frauen unterhielten sich lange über dies und das.
»Du, ich muss mal aufs Klo, willst du mitkommen?«, fragte Becky. Olive schüttelte den Kopf.
»Nein, danke.«
Becky wollte Olive eigentlich nicht alleine am Tisch zurücklassen, doch sie wollte auch nicht wie John sein. Er hatte seine Tochter auch immer überall hin verfolgt und Olive kaum Luft zum Atmen gelassen.
»Okay, dann bis gleich.«
Becky ging an der Bar vorbei und bog dahinter links ab. In einem Gang hinter der Bar waren die Toilette. Becky beeilte sich und lief dann so schnell sie konnte zurück. Dabei rempelte sie einen Mann an, der aus dem Nichts genau in ihren Weg gelaufen kam.
»Autsch«, murmelte Becky und rieb sich die Nase.
»Autsch?«
Becky blickte auf, ein großer Mann mit blonden Locken und einem goldenen Bart stand vor ihr. Er hatte sie Arme verschränkt. Er glühte und sie wusste, dass er ein Engel war. Becky hatte keine Lust zu streiten und der Mann sah aus, als wäre er auf Krawall aus.
»Entschuldigen Sie vielmals. Ich war in Gedanken und habe meine Umgebung nicht richtig im Auge behalten«, log sie ihn an und verbeugte sich ein wenig. Als sie aufschaute, wirkte der Mann gar nicht mehr überzeugt und schaute etwas verloren um sich.
»Äh, schon gut. Nix passiert«, murmelte er und drehte sich um. Becky dankte dem Universum für seine Unterstützung und ging schnell zurück zu Olive, die alleine am Tisch saß und auf ihr Handy guckte.
»Hey, Sorry. Alles gut? Irgendwas vorgefallen?«, fragte Becky außer Atem. Olive blickte sie belustigt an.
»Nein, leider nicht. Niemand hat seine Chance genutzt!«, sagte Olive mit einem traurigen Lächeln im Gesicht. Becky fiel ein Stein vom Herzen.
»Echt nicht? Banausen!«, antwortete sie zufrieden.
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wie mein albtraum meine seele berührte
RomanceEine Café-Besitzerin und ein ehemaliger Lord der Unterwelt navigieren sich durch das neue Leben, welchem sie sich seit der Weltengleichung stellen müssen. Romanzen, alte Feindschaften, neue Freunde, echte Gefahren: Können Menschen, Engel, Dämonen un...