Das Schneckenhaus

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Der warme Wind wehte sanft über den See, der in der Sonne glitzerte. Enten schnatterten und Familien nutzen den Tag, um im Park spazieren zu gehen. Natürlich waren auch die Pärchen nicht fern. Sie sonnten sich gemeinsam, machten Picknicks oder waren hinter dicht blühenden Büschen wild am Knutschen. Olive nippte an ihrem Thermobecher.

»Die da drüben treiben es gleich vor den Augen aller«, sagte Hektor und zeigte auf zwei Frauen, die sich auf der Wiese frei austobten.

»Du musst ihnen dabei ja nicht zugucken«, sagte Olive matt. Es störte sie nicht, was andere in der Öffentlichkeit trieben.

»Du bist aber gemein. Wenn die beiden es draußen tun, darf ich auch hingucken«, erwiderte Hektor und lachte. Olive schüttelte den Kopf und lachte ebenfalls. Sie kannte Hektor zu gut und wusste, dass er nur Blödsinn redete. Dennoch wollte sie ihm bei dem Mist nicht auch noch zustimmen.

»Leben und Leben lassen!«, sagte sie knapp. Er zwinkerte ihr zu und biss in sein Sandwich.

»Danke, dass du mich heute begleitet hast. Ich musste wirklich mal raus«, sagte Olive. Hektor schaute zu ihr auf. Salat fiel von seinem Brot auf die Alufolie. Seine Mundwinkel waren voller Ketchup. Olive lachte laut los.

»Wash? Lasch misch gefällischt esschen!«, nuschelte Hektor mit vollem Mund. Olive ließ sich auf die Picknickdecke fallen. Hektor wischte sich den Mund ab.

»Was ist zurzeit los bei dir, Olivchen?«, fragte er mit einem Grinsen im Gesicht; Doch sie wusste, dass er ihr keine oberflächliche Frage stellte.

»Irgendwie eine Menge.«

»Erzähl mir, was dir auf der Seele brennt.«

Olive schwieg einen Moment und schaute in den Himmel.

»Ich habe genug davon, mich in meinem Schneckenhaus zu verstecken.«

»Wie kommt's?«

»Polly nimmt mich nicht mehr ernst. Meine große Liebe kennt mich nicht einmal. Meine beste Freundin denkt, ich bin aus Porzellan. Ein heißer Dämon arbeitete in meinem Café und es fällt mir schwer, in seiner Gegenwart cool zu bleiben.«

»Das ist tatsächlich eine Menge. Aber nehmen wir mal Polly beiseite, die nimmt niemanden ernst.«

Olive schnaufte.

»Da hast du recht.«

»Und Becky weiß zu viel über dich. Sie wird immer denken, dass du kurz davor bist zu zerbrechen. Zumindest, wenn du ihr nicht endlich beweist, dass du mehr bist als deine schlimmste Erfahrung.«

»Hör auf, Psychologie zu studieren.«

Hektor lachte. Er beugte sich über sie und zog sie an sich.

»Olive. Becky und ich machen uns oft Sorgen um dich, aber ich sehe auch deine Fortschritte. Becky tut sich damit schwerer. Je weiter du dich entwickelst, desto weiter wird auch sie sich entwickeln.«

»Ich sagte, du sollst aufhören!«, rief Olive lachend. Hektor war schlimm, wenn er in Fahrt war. Er drückte Olive einen dicken Kuss auf die Stirn und drehte sich selbst auf den Rücken. Sie schauten gemeinsam in den Himmel.

»Was die anderen Sachen angeht - «

»Schon gut, ich brauche keinen Rat bei Männern. Das Thema ist schon verkorkst genug.«

»Na, wenn du das sagst - «

wie mein albtraum meine seele berührteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt