Kapitel 3: Keine Eifersucht

666 29 2
                                    

Roxy


„Da bist du ja endlich! Ich warte schon seit zwanzig Minuten", beschwerte sich Sarah, die ich nach einigem Suchen vor dem Hotel wiederfand. Ich warf ihr einen entschuldigenden Blick zu.

„Tut mir leid. Ich war noch Sternschnuppen schauen mit dieser Frau."

„Welcher Frau? Und was zum Teufel trägst du da?", bombardierte meine panische Freundin mich mit Fragen.

„Mir hat jemand Orangensaft über die Bluse gekippt und das hier ist mein Ersatz", erklärte ich und beantwortete ihr im Anschluss die andere Frage. „Ich habe die Frau getroffen, die du so heiß fandest."

„Du meinst die Frau, die du unaufhörlich angestarrt hast", korrigierte Sarah mich mit einem vielsagenden Grinsen. Ich seufzte.

„Wie auch immer, sie hatte noch eine Bluse parat und hat sie mir geliehen."

„Und dann warst du Sternschnuppen schauen mit ihr?", fragte sie skeptisch, als ob sie mir die Geschichte nicht abkaufen würde.

„Ja, sie hat einen Schlüssel fürs Dach organisiert", erzählte ich kurz und knapp.

„Und da sagst du nicht Bescheid. Das war doch meine Idee mit den Sternschnuppen", beschwerte sich eine zurecht gekränkte Sarah. Und abermals beteuerte ich, wie leid es mir tat. Sie hatte recht, ich hätte ihr Bescheid geben können, aber irgendwie fühlte ich mich dort oben, nur mit Cath, wohl. Und ich hatte das dumpfe Gefühl, Sarahs überdrehte Art hätte den Moment gestört.

„Die Bluse zahlst du mir aber, Roxy", ermahnte mich meine Freundin.

„Ja, mache ich. Was bekommst du?"

„70 Dollar." Verdammt, das war viel Geld, wenn man bedachte, dass ich mich aktuell bloß dank eines armseligen Teilzeitjobs bei Starbucks über Wasser hielt. Vielleicht war Caths Bluse ein paar Kröten wert, dann könnte ich das Geld wieder reinbekommen.

Erschöpft von diesem doch sehr ereignisreichen Abend verabschiedete ich mich von Sarah und stieg dann in den Bus ein, der mich zu Lorries Wohnung fahren würde. Seit ich mich von Drew getrennt hatte, kam ich bei ihr unter. Als ich um kurz nach 12 Uhr das kleine Apartment betrat, waren alle Lichter aus. Lorrie schlief vermutlich schon, also machte ich mich bettfertig, zog das Schlafsofa aus und ließ mich müde auf die weichen Polster plumpsen. 


Am nächsten Morgen wachte ich wie so oft vom lauten Gedröhne der Kaffeemaschine auf.

„Guten Morgen", grüßte ich Lorrie gähnend.

„Morgen, Schlafmütze", sie drückte mir die Tasse Kaffee, die sie gerade zubereitet hatte, in die Hand, „Wie war die Gala gestern?", fragte sie, während sie den zweiten Kaffee aufsetzte.

Ich seufzte, weil meine Gedanken wieder zu der besudelten Bluse wanderten.

„So schlimm?"

„Die Bluse, die ich gestern anhatte, ist hinüber. Jemand hat Orangensaft darüber geschüttet."

„Oh, Scheiße!" Lorrie wusste, dass ich nun auf den Kosten sitzen bleiben würde. Ich sah schon, wie sie zu ihrer ‚Ich-hab-es-dir-gesagt'-Predigt ansetzte und versuchte, ihr zuvorzukommen.

„Aber weißt du was? Ich habe eine waschechte Humbert kennengelernt", erzählte ich ganz aufgeregt, „und ich habe sogar ihre Visitenkarte."

Lorrie tappte voll in meine Falle und zeigte an meiner Geschichte Interesse, statt mit langweiligen Belehrungen fortzufahren.

„Humbert wie die Bank?" Ich nickte.

„Krass!" Sie schien wirklich beeindruckt. „Wenn du weiter so wichtige Leute kennenlernst, schaffst du es noch ganz nach oben." Wir lachten gleichzeitig los.

Stars & Satellites [DE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt