Kapitel 28: Frust und Reue

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Cath


Der Frühling brach an. Die ersten sonnigen Tage des Jahres erfreuten die Menschen und auch mich. Nur heute ließen mich die warmen Temperaturen kalt. Ich war am Abend auf einer Spendengala zu Gast. Seit ich mit Roxy wieder zusammen war, werden diese Veranstaltungen zur Qual. Es gab immer eine Person, die mich auf unsere Beziehung ansprach. Wie ich das hasste. Könnten die Leute sich nicht um ihre eigenen Probleme kümmern?

Und auch die heutige Gala war keine Ausnahme. Nein, heute würde es noch viel schlimmer werden als gedacht, denn zu meiner Überraschung waren gleich vier Frauen anwesend, die ich nur zu gut kannte. Lisa und Carol, die den neusten Tratsch liebten. Mia, die den neusten Tratsch kannte und Meredith, die meinen emotionalen Zusammenbruch live miterlebt hatte. Ganz toll.

„Cath, lange nicht mehr gesehen. Setz dich zu uns", verlangte Lisa als sie mich erblickte. Ich wollte nicht unhöflich sein, also gesellte ich mich zu ihnen an den Tisch. Es dauerte nicht lange, bis ich diese Entscheidung bereute.

„Sag mal, stimmt das, was man über deine neue Freundin sagt?", wollte Mia wissen, die ganz heiß darauf war mehr darüber zu erfahren.

„Was sagt man denn über sie?", entgegnete ich genervt.

„Dass sie sich für eine andere Person ausgegeben hat, weil sie eine kriminelle Vergangenheit hat. Irgendwas mit Drogen und Diebstahl. Ich konnte das gar nicht glauben, als mein Mann mir davon erzählt hat." Bestreiten konnte ich die Gerüchte nicht. Im Prinzip war alles davon wahr. Es war schwerer als gedacht, jedes Mal diesen Fragen ausgeliefert zu sein. Sich jedes Mal zu rechtfertigen. Ich wünschte, die Leute würden endlich über etwas anderes reden.

„Sie hatte es nicht leicht in der Vergangenheit", verteidigte ich Roxy.

„Das stimmt also wirklich? Hätte ich niemals gedacht! Was willst du mit der Kleinen?", fragte Carol entsetzt. Bevor ich Antworten konnte, mischte sich Lisa ein.

„Reizt dich das nicht, Carol? Eine heiße Affäre mit einem bösen unanständigen Jungen. Ich hatte mal was mit einem, der wegen Körperverletzung im Gefängnis saß. War echt scharf der Typ und der Sex war abartig gut." Die anderen lachten. Mir war nicht wirklich zum Lachen zumute. Genau wegen solcher Aussagen würde man unsere Beziehung niemals ernst nehmen.

„Du stehst also auf böse Mädchen, Cath", stellte Carol amüsiert fest. Wer weiß, vielleicht stimmte das. Zumindest zum Teil. Ich liebte Roxys rebellische Seite. Sie brachte Aufregung in mein Leben. Sie brachte mich dazu auch mal etwas Verrücktes zu tun. Und das unterschied sie von Frauen, die ich in der Vergangenheit datete.

„Was soll ich sagen? Sie macht mich schwach", gab ich zu und hoffte, dass ich damit aus diesem Verhör entlassen war. Und tatsächlich, das Glück war auf meiner Seite. Die anderen verließen den Tisch. Carol, um zu rauchen, Lisa und Mia sahen einen anderen Gast mit dem sie sprechen wollten. Nun waren nur noch Meredith und ich am Tisch. Sie hatte bisher kein Wort zu der ganzen Thematik gesagt. Seit dem schiefgegangenen Sex-Date standen wir nicht mehr in Kontakt. Ich schätze es war normal, dass es etwas angespannt zwischen uns war.

„Sie war der Grund, warum du geweint hast, oder?" Meredith lächelte mich verständnisvoll an. Sie schien eine der wenigen zu sein, die nicht vorhatten mir Vorwürfe zu machen.

„Ja", antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Ich freu mich für dich. Wirklich. Ich kenne dich schon so lange und du hast nie jemanden an dich rangelassen. Es ist schön zu sehen, dass du endlich jemanden gefunden hast, den du liebst."

„Und du störst dich gar nicht an ihrer Vergangenheit?", fragte ich nach.

„Mein Dad ist Alkoholiker. Ich kenne es nur zu gut, dass andere schnell darüber urteilen, ohne die Umstände zu kennen. Das Gerede der Leute ist echt unerträglich. Manchmal sollte man einfach seine Klappe halten, nicht wahr?" Es überraschte mich, dass sie mir so etwas Persönliches mitteilte.

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