Kapitel 20: Wer niemals kämpft hat schon verloren

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Cath


Ausgelaugt und müde blätterte ich durch den Vertrag einer unserer Partnerfirmen, um ihn zu prüfen. Ich las zwar die Worte, aber mein Kopf verarbeitete keines davon. Ich fühlte mich so nutzlos. Seit acht Wochen bekam ich nichts mehr auf die Reihe. Ein Fauxpas reihte sich an den nächsten und bald schon würde auch dem Vorstand auffallen, dass ich meiner Arbeit nicht mehr angemessen nachkam.

Ich sollte einfach schlafen gehen. Es war zwar erst 21 Uhr, aber was soll's. Morgen war auch noch ein Tag an dem ich mich durch diese verdammten Dokumente durchquälen konnte. Erschöpft verließ ich mein Arbeitszimmer, um duschen zu gehen, doch als ich gerade auf dem Weg nach oben war, hörte ich die Haustür aufgehen.

„Ich bin es!", rief mein Dad von unten. Geduldig wartete ich, bis er hochkam. Sein Gesichtsausdruck war anders als sonst. Weniger freundlich.

„Was willst du so spät hier?", fragte ich besorgt. Irgendwas stimmte nicht. Er musterte mich mit ernster Miene.

„Der Sachs Deal ist geplatzt", berichtete er mit einer bedrohlichen Ruhe in der Stimme.

„Scheiße! Aber wieso? Wir hatten doch schon die Vereinbarung vorliegen."

„Die Vereinbarung, die du nach zweimaliger Nachfrage nicht unterschrieben hast." Ich erstarrte. Nein, das konnte nicht sein! Wie konnte ich das versäumt haben? Ungläubig schüttelte ich den Kopf.

„Scheiße! Fuck!", fluchte ich bitter. Das durfte doch nicht wahr sein! „Dad, es tut mir so leid. Ich werde mit Sachs reden, ich werde das wieder geradebiegen." Mein Dad sah mich mit einem Blick an, den ich von ihm nicht kannte. Enttäuschung.

„Cath, ich habe gehofft, dass es nicht so weit kommt, aber wir müssen reden", kündigte er an und ich bekam Angst. Solch ernste Worte, hatte ich ihn noch nie sagen hören.

„Ich weiß, dass mir in letzter Zeit viele Fehler unterlaufen sind, aber ich verspreche, dass ich mich bessere. Glaub mir, Dad, ich bekomme das hin", versicherte ich ihm. Er schüttelte den Kopf.

„Darum geht es nicht." Endlich sah ich ein wenig Empathie in seinen Augen aufsteigen.

„Sondern?" Er nahm einen tiefen Atemzug.

„Roxanne." Der Name versetzte mir ein Stich mitten durch mein kleines, fragiles Herz. Nicht schon wieder, ich hatte genug von ihr. Zwei Monate sind nun schon seit unserem letzten Zusammentreffen vergangen. Es war vorbei und ich wollte einfach nur darüber hinwegkommen.

„Ich will nicht über sie reden. Bitte", flehte ich mit zerbrechlicher Stimme.

„Wir werden darüber reden. Dieses eine Mal. Du wirst zuhören, was ich zu sagen habe, und dann werde ich ihren Namen nie wieder erwähnen, wenn das dein Wunsch ist. Hast du mich verstanden?" Ich nickte, etwas eingeschüchtert von seiner Direktheit.

Ich setzte mich auf einen der Küchenhocker, mein Vater bevorzugte es zu stehen. Verängstigt blickte ich zu ihm. Ich wusste nicht, was mich erwartete. Er hatte nie ein Wort über die ganze Geschichte mit Hailey verloren und ich war ehrlich gesagt dankbar dafür. Es gab wahrlich genug Menschen, die ihren Senf dazugaben.

„Ich habe mir das lange genug angesehen, Cath. Du zerbrichst daran, ist dir das bewusst?" Er sah so verletzt aus. Es muss auch für ihn schwer sein, mich so zu sehen. Immerhin war er mein Dad und ihm lag eine ganze Menge an mir.

„Ich weiß." Er nickte, zufrieden mit meiner Einschätzung der Situation.

„Und wieso?", wollte er wissen. Ich zuckte mit den Schultern. Auf irgendetwas wollte er hinaus, aber noch war ich nicht dahintergekommen.

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