Kapitel 6: Hingabe

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Cath


Selten war ich an einem Montag so gut gelaunt, wie ich es heute war. Kein Wunder, gestern hatte ich das vielleicht schönste Date meines Lebens. Mit Hailey war alles ungewohnt schön, ganz egal, was wir unternahmen. Es war nicht nur der atemberaubende Kuss, sondern auch die Tatsache, dass ich mich bei ihr wohlfühlte. So sehr, dass ich ihr meine größte Angst anvertraute. Es war mir nicht einmal unangenehm gewesen, ganz im Gegenteil, ich fühlte mich erleichtert.

Nach der Arbeit fuhr ich zu meinen Eltern. Meine Mutter begrüßte mich kurz, musste sich aber direkt wieder verabschieden. Sie traf sich mit ihren Freundinnen zum Tratschen, so wie jede Woche. Nicht weiter schlimm, ich wollte sowieso zu meinem Vater.

„Hallo Schatz." Er umarmte mich liebevoll.

„Hi, Dad. Alles klar bei dir?" Er lächelte amüsiert, setzte sich auf seinen Lieblingssessel und nahm die Zeitung in die Hand. Es war nichts Unhöfliches, er konnte lesen und sich gleichzeitig unterhalten. Das war so etwas wie seine Superkraft.

„Deine Mutter ist außer Haus", antwortete er. Wenn man das eine adäquate Antwort nennen konnte.

„Also geht's dir gut, nehme ich an." Er lachte und gab mir mit einem energischen Nicken zu erkennen, dass ich richtig lag.

„Wie geht es dir?", gab er die Frage an mich zurück. Ich grinste ihn über beide Ohren an. Er blickte von seiner Zeitung auf und schien überrascht.

„Oho, da geht es jemandem besonders gut", stellte er fest.

„Allerdings."

„Geht's uns aus den gleichen Gründen gut?" Ich lachte. Er war und wird immer ein Scherzkeks bleiben.

„Ich habe eine Frau kennengelernt", meinte ich stolz, woraufhin er mir einen verwunderten Blick zuwarf. Man könnte fast meinen, ich hätte ihm gerade gesagt, dass ich schwanger sei.

„Das gibt's doch gar nicht! Und du magst sie offensichtlich richtig gerne."

„Ja, sie ist wundervoll", schwärmte ich. Mein Vater war sichtlich glücklich.

„Ich freue mich so für dich. Du hast das verdient, Kleines. Das heißt also, ich werde bald Schwiegervater?"

„Ähm ... auf absehbare Zeit wohl eher nicht. Ich kenne sie erst seit zwei Wochen, Dad."

„Na, du bist auch nicht mehr die Jüngste, halte dich lieber ran." Ich wusste, dass er sich eine Schwiegertochter wünschte und noch mehr wünschte er sich mein Glück, aber bevor ich jemanden heirate, würden wohl noch ein paar Jährchen ins Land ziehen.

„Ich halte mich ran. Deswegen bin ich auch hier. Ich würde gerne mit Hailey in die Oper und wollte fragen, ob du mir gute Karten besorgen könntest."

„Geht sie gerne in die Oper?"

„Ja. Sie war ganz begeistert von deinen Schallplatten. Ich glaube, du wirst sie mögen."

„Guten Geschmack hat sie schon mal. Bring sie mit, Cath."

„Sei mir nicht böse, Dad, aber ich habe ein wenig Sorge, dass Mom sie verscheucht." Meine Mutter war eine einschüchternde Persönlichkeit, und die meisten Frauen, die ich mitbrachte, mussten sich erst einmal einem unangenehmen Verhör unterziehen. Und ich konnte mir schon vorstellen, dass Hailey ihr viel Angriffsfläche bot.

„Das ist zugegebenermaßen eine berechtigte Angst. Aber lad uns wenigstens zu eurer Hochzeit ein." Ich seufzte. Wie mache ich ihm nur klar, dass es so schnell keine Hochzeit geben wird?

„Die Opernkarten, Dad", erinnerte ich ihn.

„Ja, natürlich, ich besorge dir die besten Plätze."

„Danke, du bist der Beste."

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