Kapitel 16

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POV: Luka

Okay das hatte ich verdient, also wirklich. Jona hatte mich hochkant rausgeschmissen. Ich hatte ihn stehen lassen und jetzt lässt er eben mich stehen. Irgendwie typisch für ihn. Und es war auch noch vollkommen verständlich, viel zu verständlich. Ich taumelte aus der Wohnung raus ohne auf irgendwas zu achten. Ich konnte nicht atmen, ich wollte es auch gar nicht, denn wenn ich jetzt einfach damit aufhören würde würde ich vielleicht einfach sterben. Ich konnte nichts sehen meine Sicht war verschwommen von Tränen die in mir brodelten wie kochend heißes Wasser, ich wollte sie verdrängen dich das war nicht möglich. Ich schluchtste und jaulte wie ein geprügelter Hund. Ich lief und wusste nicht Mal wohin. Nach Hause wollte ich nicht, zu Lena hätte ich mich nicht getraut ihr zu erklären was passiert war, nein, nein danke und zurück zu Jona konnte ich nicht, definitiv nicht. Selbst wenn ein Teil von mir das alles regeln wollte jetzt und sofort! Keine Minute länger wollte ich ohne ihn sein, doch wie? Wie sollte ich das jetzt noch können, er hat seinen Standpunkt mehr als deutlich vertreten. Alles an gefühlen die er vielleicht einmal für mich empfunden hat waren spätestens jetzt komplett auf Nummer Wiedersehen verschwunden. Wo zur Hölle sollte ich jetzt bitte hin gehen? Mir wollte und wollte nichts einfallen und trotzdem ging ich, es war egal wohin Hauptsache ich blieb in Bewegung! Also rannte ich einfach los, ich hörte auch nicht auf zu rennen als meine Lungen brannten und das Seitenstechen mich fast umbrachte. Egal, einfach egal, wisst ihr was, alles scheiß egal! Ab jetzt ist er mir sowas von egal! Und der Rest sowieso!

Ich hielt an. Auf der Stelle hielt ich an, wie sehe ich aus mich so fertig zumachen? Wegen ihm? Diesem dreckigen pisser? Ich ballte meine Hände zu Fäusten und schlug um mich, rein zufällig auf die Mauer genau neben mir. Imme und immer wieder und als meine Knöchel aufplatzen und sich die Wand rot ververbte schlug ich noch fester zu. Und nochmal und nochmal. Ich geriet ins schwitzen während ich bei jedem Schlag mehr Schmerzen verspürte als davor. Ein herliches Gefühl!

"Ey, Luka!", rief eine mir vertaute Stimme. Ich brauchte ein paar viele Sekunden um zu bemerken dass ich gemeint war. Und noch viel länger um zu verstehen wer da nach mir rief. Ich drehte mich der Person zu konnte jedoch nicht viel erkennen, es war zu dunkel. "Ey, Luka", wiederholte Patrick. "Ich wollt ma sagen sorry wegen neulich, aber mach dich halt nicht an meine Perle ran, ja!" Was ein Kerl ey.

Ich lachte los, ich konnte nicht anders. "Junge hast du sie noch alle? Ich bin Schwul alter", rief ich ihm entgegen, wenn auch nur aus purer Provokation. Mein Tag konnte eh nicht noch schlimmer werden, außerdem wollte ich wissen wie er reagiert. Vielleicht schlägt er dann ja gleich nochmal zu, das hätte ich in jedem Fall verdient. Aber egal, er schlug nicht zu, er guckte nur ziemlich doof drein. Ich lachte. Was sollte ich sonst tun? Weinen? Nein definitiv nicht. Dan hätte ich mich auch hier und jetzt direkt vergraben können. "Was sollte dann das ganze geflirte mit ihr auf der Party?", fragte er wie Hein blöd. "Ähhhhhm lass mich überlegen, wir sind Freunde und nur für den Fall dass du es nicht weißt auch Freunde können mit einander tanzen ohne zu flirten", erklärte ich, der der immer noch lachte.

"Oh... Okay", meinte er und starrte mich weiter doof an. "Lust auf n Bier?"

Eine gute Frage. Nein eigentlich nicht, es war Sonntag, heißt morgen ist Schule. Aber andererseits war ich eh nicht  erpicht darauf morgen zur Schule zu gehen und Jona wiederzusehen und Lena und alles andere. Da hatte ich keinen Bock drauf und jetzt gerade wusste ich eh nicht wo ich hin soll, also warum nicht, warum eigentlich nicht. Also antwortete ich :"Ja klar wo solls denn hingehen."
Der wiederum sah sich dämlich um, lachend und deutet auf die Kneipe direkt gegenüber. Wow die war mir bis dato gar nicht aufgefallen aber  okay ich hatte ja auch nichts um mich herum mitbekommen seit ich Jonas Wohnung verlassen hatte. Also warum nicht. Ich zuckte mit den Schultern.

"Du zahlst, hast ja eh noch ne Rechnung bei mir offen" Ich grinste während ich auf in zu ging und freundschaftlich den Arm um ihn legte. "Vergiss es du wichser sehe ich aus als ob ich kohle hätte", schnaubte er. "Sehe ich so aus als würde mich das interessieren", erwiderte ich. Wir lachten.

Wir saßen Stunden in der Bar tranken ein, zwei, drei, oder auch Zen Bier Ehe wir gingen. Und wir gingen auch nur weil wir beschlossen hatten uns eine Flasche Vodi am nächstgelegenen Kiosk zu besorgen. Und so kam es dass ich mit einem Typen den ich eigentlich bis auf den Tod nicht ausstehen konnte mitten im Winter auf nem Spielplatz saß und den Spaß meines Lebens hatte. Zugegeben eigentlich nur mehr Spaß als vor drei Stunden aber ich will jetzt Mal nicht so klein kariert sein.

"Ey, du heißt ja Luka nh, also fast so wie Luke", gröhlte Patrick auf einmal los. "Genau", stimmte ich ihm zu. "Heißt du heißt fast schon so wie Luke Skywalker" Ich lachte, er auch. "Aber du bist ja schwul, was dich zu einem Gaywalker macht", voll endete er seinen überaus dummen Witz. Ich musste so heftig los lachen dass ich fast von der Schaukel viel. "Ist klar Patty", konterte ich. Hätte ich fünf Bier und ne halbe Flasche Wodka weniger getrunken, dann wäre dieser Witz nicht Mal ansatzweise so witzig gewesen wie er es gerade jetzt in diesem Moment war. Doch was soll ich sagen, es war einfach nur irre komisch. "Ist ja gut Skywalker hab's verstanden", lachte er und hob spaßeshalber die Hände hoch. "Geht doch Rick", sagte ich und fing an in kung fu artigen Bewegungen auf seine Hände einzuschlagen.

Wir saßen noch so lange dort bis wir fast erfroren. Doch mir war das egal, ich hätte noch Stunden lang dort sitzen können, solange ich nicht wieder zurück in mein eigenes Leben musste war mir alles egal. Weshalb ich kurzerhand beschloss, mich selbst einzuladen bei Rick zu übernachten. Er hatte überraschenderweise überhaupt gar nichts dagegen sondern war eher schon fest davon ausgegangen. Zu meinem Glück. Ich musste nicht erklären warum, wieso, weshalb, nein es war einfach normal für ihn.

Ich muss gestehen es war seltsam bei ihm in der Wohnung, überall standen Sachen rum die dort wo sie waren nicht hin zu gehören schienen. Es lag ein allgemeiner Geruch von kaltem Rauch und schalem Bier in der Luft. Nicht sonderlich angenehm. Aber gut, wenigstens war es warm. Sein Zimmer hatte keine Tür, nur ein Laken, dass mit Nägeln in die Wand gehauen wurde. Eine sehr komische Vorstellung so zu wohnen. In seinem Zimmer lag eine Matratze auf dem Boden innerhalb eines Bettgestells dem das Lattenrost fehlte. Direkt daneben eine Luftmatratze. "Ha, wie für mich gemacht", rief ich aus und schmiss mich drauf. Zum ersten Mal seit wir die Wohnung betreten hatten schlich sich wieder ein Lächeln auf Ricks Gesicht. Ich glaube er schämte sich doch ein wenig für die Umstände unter denen er lebte. Ich grinste zurück während sich die Luft langsam aber sicher aus der Matratze entlud.

still best Friends | BoyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt