Kapitel 11

159 7 6
                                    

Pov. Jona

Es ist wieder Sonntag, es ist eine ganze Woche vergangen in der es mir nur scheiße ging. Seit diesem Wochenende haben ich und Luka kein winziges Wort mehr mit einander gewechselt. Er war gegangen und hatte mich allein zurück gelassen. Ich weiß nicht wie lang ich dort saß und krampfhaft versuchte nicht zu weinen. Ich war so wütend auf ihn, auf mich, auf Gott und die Welt. Aber vor allem war ich traurig und enttäuscht. Ich wusste nicht ob ich ihm hinterher rennen und, oder ihn verprügeln sollte, oder aber ihn einfach dazu zwingen sollte mich zu lieben. Für einen winzigen Moment hatte ich wirklich gedacht, er liebt mich, so wie ich ihn. Nicht nur platonische, sondern so richtig echt. Es war der Moment bevor wir uns küssten. Die Art wie er mich angesehen hatte, dieser hoffnungslos verliebte Blick, der mich immer noch verfolgt. Wenn das alles nur ein Spiel gewesen seine soll, dann hat er seine Rolle echt überzeugend gespielt... Ein Oskar für Luka bitte.

Es war mir so peinlich, dass ich einen Ständer bekam. Und er machte auch noch Witze darüber die genau ins schwarze trafen. Und dann sah er mich an. Er sah mich einfach nur an. Wie sein Blick von scherzhaft zu ersnst und hoffnungslos verloren wechselte. Ich dachte irgendwie es läge eine art Geständnis darin. Nein das war auch so! Nur er war zu feige das zu erkennen. Und das machte mich wütend. Ich könnte mein Glück haben nur er war ein zu großer Schisser. Was ein Wichser. Mein Wichser. Was die ganze Sache nicht besser macht, es macht mich nur zu einem Idioten. Einem verliebten Idioten.

Nach Ewigkeiten die ich dort saß und in die Richtung starrte in die er verschwunden war schaffte ich es endlich mich von der Veranda los zu eisen. Mein Körper war schwerfällig, meine Gedanken träge von all den unterdrückten Tränen. Ich wusste nicht wo hin ich ging. Ich ging einfach. Hauptsache nicht im die selbe Richtung wie Luka. Ich kam erst mitten in der Nacht wieder zuhause an. Meine Tante hatte Essen für mich in  den Kühlschrank gestellt. Ich aß es nicht. Ich aß die ganze Woche nicht. Genau so wie ich immer in die entgegengesetzte Richtung ging wie Luka. Ich war wie auf Autopilot gestellt. Ich tat alles so wie sonst eigentlich auch immer, aber es fühlte sich an als hätte ich mich irgendwo auf dem weg verloren. Wie eine leere Hülle die zwar weiß was sie wann zu tun hat aber keinerlei Emotionen fühlt. In gewissermaßen war dieser Zustand auch genau das richtige für mich, mir ist alles lieber als das zu fühlen, was mich jedesmal überkommt wenn ich die Augen schließe.

Und irgendwie war auf einmal wieder Sonntag, die Zeit war viel zu schnell und viel zu langsam vergangen. Ich kann mich an so gut wie nichts aus der letzten Woche erinnern. Nur an diese Augenblicke, die sich wie Fotografieren in mein Hirn gebrannt haben.

Montag: Luka wie er an seinem Spind steht und traurig durch die Gegend guckt. Als hätte er etwas verloren, dass er nicht wieder finden kann.

Dienstag: Luka, wie sein Blick sich in Mathe kurz erhellt als er mich ansieht, obwohl er wieder vor der Tafel rechnen muss. Er hat es nicht Mal annähernd geschafft die richtige Lösung an die Tafel zu fabrizieren. Aber es sah auch nicht so aus als hätte er sich sonderlich viel Mühe gegeben.

Mittwoch: Luka vor seinem Spind, mit Augenringen bis zum Mond. Wieder dieser suchende Blick, vielleicht wirkte er jetzt sogar noch verlorener als davor, obwohl ich das bei bestem Willen nicht für möglich gehalten hätte.

Donnerstag: Luka, wie er bei Lena sitzt und sich zum Lachen zwingt. (Warum auch immer er noch was mit ihr zu tun hat obwohl ihr Freund ihn verprügelt hat) Er setzte ein derart gefaktes lachen auf dass es an Fremdscham grenzte allein dabei zuzusehen. Und ein klein wenig Schadenfreude war wohl auch dabei.

Freitag: Luka, mit diesem Ausdruck in den blauen Augen, als würde er sich vorm Wochenende fürchten. Oder aber auch vor allem besser gesagt. Bei jeder Bewegung, jedem Geräusch zuckte er in sich zusammen, sah sich dann ganz bedächtig um, dass es auch ja keiner gesehen hatte.

Samstag: Ich auf dem Bett, mein Handy anstarrend, genauer, die Nummer von Luka anstarrend und mich fragend ob ich anrufen soll. Hab ich nicht gemacht. Wenn sich einer meldet dann doch bitte er!

Meine Tante hat mir wieder mal Essen aufs Zimmer gebracht. Sie hat sich seit Dienstag jeden Tag mit Essen in mein Zimmer gesetzt und darauf gewartet dass ich entweder esse oder anfange zu reden. Ich hab beides nicht gemacht.

"Irgendwann musst du mit mir reden", sagt sie leise und streicht mir liebevoll durchs Haar. Seit dem Tot meiner Eltern war sie immer für mich da. Genau wie Luka. Warum zur Hölle kann ich nicht aufhören in egal welcher Situation irgendeinen Bezug zu ihm herzustellen? Es ist beinahe schon zu lächerlich, wenn ich jemanden im roten Shirt sehe, wenn ich das Wort Joggen höre, wenn es irgendwo nach Pizza richt, Gott im Himmel gefühlt wenn ich atme taucht aus den tiefsten meines inneren Luka auf. Vorsichtig stellte sie den Teller auf meinen Nachttisch. "Aber essen musst du leider jetzt", fügte sie bestimmt hinzu.

Ich wollte nicht, doch sie lässt keine Widerrede zu. Träge setzte ich mich auf und nahm eine Gabel mit Kartoffelbrei in den Mund allein vom Gedanken daran hätte ich kotzen können. Doch ihr zu liebe aß ich. Naja zumindest einen Teil. Nicht mal die Hälfte des Tellers. Doch ihr reichte das. Sie lächelte mich an als hätte ich ein Weltwunder vollbracht.

"Weißt du, dein Dad hat auch immer das essen verweigert wenn er liebeskummer hatte", lächelte sie traurig. "Bei ihm war es viel schwieriger ihn zum Essen zu bewegen" ich wusste nicht so recht wie ich darauf reagieren sollte. Doch das war auch nicht schlimm, denn sie redete weiter. "Deine Oma ist jedesmal fast ausgerastet wenn er mal wieder das essen boykottiert hat. Dann hat sie immer gesagt 'Mein Gott was soll bloß aus dir werden, du musst doch groß und stark werden' oder 'Iss den Teller auf, sonst gibts morgen schlechtes Wetter' - " ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, ich konnte mir bildlich vorstellen wie meine Oma das sagte " - und dein Dad hat dann immer gesagt 'Nur weil den Kindern immer gesagt wird sie sollen ihre Teller aufessen damit gutes Wetter wird, haben wir jetzt zu viele übergewichtige Teenager und den Klimawandel' da ist deine Oma dann immer an die Decke gegangen", lachte sie und ich lachte mit. Das erste mal seit einer Woche. "Du bist genau wie er, so leicht durchschaubar", sagte sie und strich mir nochmal durchs Haar.

"Wer sagt überhaupt dass ich Liebeskummer hab?", fragte ich bevor sie wieder aus dem Zimmer ging.

"Ach Jona, genau ab dem Tag an dem es dir so plötzlich schlecht ging, ist Luka kein einziges Mal mehr aufgetaucht und du bist auch nicht zu ihm.", sie sah mich mit diesem allwissenden Lächeln an das sie manchmal hatte. Ich antwortete nicht. Was ihr Lächeln nich verstärkte. "Ich sag doch, leicht durchschaubar. Und iss den Teller auf sonst gibts morgen schlechtes Wetter", scherzte sie.

"Nur weil den Kindern immer gesagt wird sie sollen ihre Teller aufessen damit gutes Wetter wird, haben wir jetzt zu viele übergewichtige Teenager und den Klimawandel", erwiderte ich. Meine Tante war einfach die beste.

still best Friends | BoyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt