Maylens Sicht:
Ich wachte mitten in der Nacht durch plötzliche Bauchkrämpfe auf. Ganz automatisch nahm ich eine zusammengekauerte Stellung ein, um dem Schmerz entgegen zu wirken, doch es brachte nicht wirklich was. Der Mond strahlte hell durch das Fenster in mein Zimmer und erst jetzt viel mir auf, dass ich wohl auf dem Sofa eingeschlafen war. Sicher hatte Tom mich ins Bett getragen. Ich war mir nicht mal sicher, wie viel ich von dem Film mitbekommen hatte. Wohl nicht sehr viel, da ich mich nur noch an den Anfang erinnern konnte. Und als wären die Magenscherzen nicht schon genug, wurde mir schlagartig auch noch total übel. Schnell schob ich meine Bettdecke zur Seite und stieg aus dem Bett. Mit einer Hand auf meinem Bauch liegend lief ich etwas gebeugt aus meinem Zimmer. Barfuß ging ich so schnell aber auch so leise wie möglich ins Bad, machte den Klodeckel hoch und übergab mich. Offenbar waren die Pizza, das Eis und der Salatteller gestern zu viel für meinen Magen gewesen. Ich hatte es anscheinend echt übertrieben. Immerhin hatte mein Arzt mir eigentlich geraten, eher Dinge zu essen, die wenig gewürzt waren. Nicht scharf, nicht zu salzig und auch keine Süßigkeiten. Da war Pizza nun wirklich nicht das Richtige. Das hatte ich nun davon, dass ich auf das normale Essen nicht verzichten wollte. Nach einigen Malen war zu allem Überfluss nun auch noch Blut in meinem Erbrochenen zu sehen. Shit! Ich hatte meinem Magen wirklich zu viel zugemutet. Durch das wiederholte Übergeben und den damit verbundenen Flüssigkeitsverlust merkte ich nun auch, wie mein Kreislauf immer weiter in den Keller ging. Meine Arme und Beine kribbelten und reflexartig liefen mir bei jedem Würgen und Husten Tränen über die Wangen. Wieder machte sich Nervosität und Angst in mir breit. Mir wurde sogar langsam schwummrig. Ich hatte zwar ein Medikament von meinem Arzt, welches ich bei akuter Übelkeit nehmen sollte aber ich fühlte mich gerade absolut nicht in der Lage aufzustehen. Ich riss mir gerade ein Stück Klopapier von der Rolle, um mir meinen Mund abzuwischen als Tom plötzlich im Türrahmen stand. Er musste von meinem Husten wach geworden sein. "Oh Gott Maylen, alles okay? Was ist denn los?" fragte er mich besorgt und kam auf mich zu. Er ging neben mir in die Hocke und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich wollte ihm gerade antworten, als wieder ein Schwall Übelkeit über mich kam. Ich drehte mich schnell wieder zu Klo und übergab mich erneut. "Ist ..ist das etwa blutig?" fragte Tom vorsichtig und ich konnte seine Sorge förmlich in seiner Stimme hören. "Ja.." nickte ich bedrückt. "Ich hatte so Bauchkrämpfe und dann war mir auf einmal so schlecht." fuhr ich fort und drehte mich danach erneut zum Klo. "Kann ich irgendetwas tun? Soll.. soll ich den Notarzt rufen?" er wurde langsam hektisch und sah sich suchend nach einer Lösung hilflos im Raum um. "N..nein, kein Arzt. In meiner Handtasche sind Tabletten.." erklärte ich ihm, bevor ich mich erneut übergeben musste. Sofort sprang er auf und lief rüber ins Wohnzimmer.
Toms Sicht:
Total hektisch und überfordert stürmte ich ins Wohnzimmer. Ich sah mich um und suchte Maylens Tasche. Wo ist dieses blöde Ding?! Meine Augen wanderten wild durchs ganze Zimmer, bis ich zum Glück ihre Tasche neben dem Sofa fand. Ich wühlte darin rum, fand aber mehrere Schachteln mit Tabletten. Also schnappte ich mir einfach die ganze Tasche und rannte zurück zur ihr ins Badezimmer. Ich kniete mich neben sie und kippte den ganzen Inhalt der Tasche auf den Fließenboden. "Ich weiß nicht welche es sind." sagte ich nervös. Maylen wischte sich ihren Mund mit einem Stück Klopapier ab und sah danach auf die ganzen Medikamente auf dem Boden. Sie war total blass und ihre Hände waren zittrig. Das Erbrechen schien ihr ganz schön auf den Kreislauf zu schlagen. Schließlich griff sie nach einer Packung und zog einen Blister mir weißen Tabletten heraus. Sie drückte sich eine in ihre Hand und legte sich die Tablette auf die Zunge. "Brauchst du ein Glas Wasser?" fragte ich nach doch sie schüttelt mit dem Kopf. "Sind Schmelztabletten, die wirken nicht über den Magen sondern über die Schleimhäute." erklärte sie mir. Ja, einleuchtend. Wäre ja auch ziemlich blöd auf einen so angeschlagenen Magen noch Tabletten schlucken zu müssen. "Du solltest aber trotzdem etwas Flüssigkeit zu dir nehmen." forderte ich sie auf und stand ohne ihre Antwort abzuwarten auf und lief in die Küche. Ich griff ein Glas aus meinem Schrank und lies etwas Leitungswasser hinein. Dann ging ich schnell zurück zu ihr, denn ich wollte sie nur so kurz wie möglich allein lassen. "Hier, zumindest einen Schluck." Ich hielt ihr das Glas hin und sie nahm es in ihre zittrigen Hände. Nachdem ihre Schmelztablette offenbar aufgelöst war, nippte sie vorsichtig an dem Wasser und trank es Schluckweise aus. Dann stellte sie das Glas auf den Boden neben sich und sah mich an. Ihre Augen waren verweint und sie war immer noch sehr blass. Ich nahm ihre Hände in meine und versuchte sie etwas zu beruhigen. "Kann ich sonst noch was für dich tun?" fragte ich sie, nachdem ich ihre Hände eine Weile einfach nur in meinen gehalten hatte. "Lass mich nur nicht allein." bekam ich von ihr als Antwort und ich konnte ihr genau anmerken, dass sie die Situation genau so nervös machte, wie mich. "Ich lass dich auf keinen Fall allein. Meinst du, wir können aufs Sofa? Der Fließenboden ist doch viel zu kalt." Sie nickte kurz und wollt aufstehen. "Warte, komm her. Halt dich fest." mit diesen Worten legte ich meinen rechten Arm an ihren Rücken und sie legte ihren Arm um mein Genick. Dann legte ich meinen linken Arm in ihre Kniekehlen und hob sie hoch. Ich trug sie vorsichtig rüber auf Sofa und setzte sie darauf ab. Dann zog ich das Sofa aus und klappte die Lehne um, damit wir mehr Platz hatten. Anschließend lief ich rüber ins Gästezimmer und holte ihr Bettzeug. Ich legte ihr Kopfkissen hinter sie an die Lehne des Sofas und deckte sie mit ihrer Bettdecke zu, nachdem sie sich angelehnt hatte. Danach holte ich mein Bettzeug ebenfalls rüber ins Wohnzimmer und legte es neben sie aufs Sofa. "Hast du für den Notfall einen Eimer?" fragte sie und sah mich bedrückt an. Ihr war die Situation sichtlich unangenehm aber sie konnte ja nichts dafür. "Sicher, ich hol einen." antwortete ich und brachte ihr einen Eimer aus dem Wandschrank im Flur. Außerdem füllte ich noch ein Glas mit Wasser und Stelle es auf den kleinen Sofatisch. "Danke." stammelte sie bedrückt und starrte traurig auf ihre Decke. Ich schaltete eine kleine Stehlampe an und die große Deckenlampe aus bevor ich mich zu ihr auf Sofa legte. Ich nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher leise an, um für ein Wenig Ablenkung zu sorgen. Es lief eine Naturdoku auf dem Sender, der eingestellt war und ich entschied mich, sie auch gleich laufen zu lassen. Maylen starrte immer noch traurig auf ihre Decke und ich bemerkte, dass ihr einige Tränen über ihre Wangenknochen liefen und von ihrem Kinn tropften. Das war das erste Mal, dass ich sie wegen ihrer Krankheit weinen sah. Das erste Mal, weinte sie bei unserem Abschied aber diesmal hatte es mit ihrer Krankheit zu tun. "Hey, ist schon gut. Komm her." Ich streckte meinen Arm als Aufforderung aus, doch sie sah mich nur fragend an. "Na los. Ist schon okay." versicherte ich ihr, weil ich an ihrem Blick sehen konnte, dass sie sich unsicher war. Womöglich, weil wir außer einige Umarmungen noch keinen wirklichen Körperkontakt hatten. Wahrscheinlich kam bei ihr gerade wieder dieser 'er ist berühmt' Gedanke durch. Zögerlich rutsche sie etwas näher an mich heran und nachdem sie sich durch ein Nicken meinerseits nochmal versichert hatte, dass es wirklich okay für mich war, legte sie sich in meinen Arm. Ich platzierte meine Hand sanft auf ihrem Rücken und streichelte ihr zärtlich mit meinem Daumen über ihren Rücken. Natürlich hatte ich dabei keinerlei intimen Gedanken, ganz im Gegenteil: sie war eher wie eine kleine Schwester für mich geworden. Sie war mir in den paar Wochen oder eher Tagen bereits sehr ans Herz gewachsen und ich machte mir wirklich Sorgen um sie. Der Gedanke daran, dass sie nicht mehr sehr lange in dieser Welt existieren würde, zerbrach mir jetzt schon mein Herz. "Hat sich dein Magen wieder etwas beruhigt?" unterbrach ich nach einiger Zeit die Stille. Sie antwortete mir mit einem stummen Nicken und traute sich schließlich, ihre Hand auf meine Brust zu legen um etwas bequemer liegen zu können. Mit meiner freien Hand nahm ihr ihre in meine und drückte ihr einen liebevollen Kuss auf den Kopf. Wir lagen eine Weile einfach nur so da und schauten die Naturdoku, bis ich an ihrer Atmung hören konnte, dass sie eingeschlafen war. Kurz darauf schaltete ich den Fernseher wieder aus und beschloss auch noch etwas zu schlafen.
DU LIEST GERADE
Das letzte halbe Jahr. (Tom Hiddleston FF)
أدب الهواةMaylen ist 23 Jahre alt, als sie ihre Diagnose erhält: Krebs! Laut der Ärzte bleibt ihr nicht mehr viel Zeit. Weil sie in ihrem Leben bisher immer zurückstecken musste, wendet sich ihre Mutter an eine Organisation, die jungen Leuten mit einer unheil...