Das bin ich. Für manche eine Enttäuschung.

143 22 78
                                    

Vielleicht klingt das traurig und wahrscheinlich ist es das auch, aber mehr bin ich für die meisten nicht. Ein hübsches Gesicht, ohne eigene Meinung oder Gedanken, das hätten sie am liebsten. Das Schicksal kotzt mich inzwischen dezent an. Ich sag es halt so wie es ist. Um die Ordnung der Welt aufrechtzuerhalten, soll ich meinen Platz einnehmen, irgendeinen anderen Halbgott heiraten und gut ist's

EINDEUTIG KENNEN DIE MICH NICHT.

Ich hoffe, ich sehe nicht so aus, als würde ich alles tun, um in der göttlichen Gesellschaft akzeptiert zu werden. Mein persönliches Ziel: Spaß haben und den Göttern genauso auf die Nerven zu gehen, wie sie mir. Und somit habe ich einen großen Spielraum. Meine jetzige Mission ist es möglichst zu gewinnen, ein bisschen Poker im Hinterzimmer. Warum nicht?

,,Tja, ich habe schon wieder gewonnen. So ein Pech für euch Jungs. Nächstes Mal gewinnt ihr bestimmt!"

Sie starren mich etwas finster an, was sie sich wohl denken? Von einem 16 jährigen Mädchen reingelegt zu werden ist für diese 50 Jahre alten Männer wohl ein bisschen frustrierend. Frustration kann ich bestens nachvollziehen, trotzdem, man muss verlieren können. Ich komme mir bei dem Gedanken zwar ein bisschen wie eine Mutter vor, die ihren Kindern Frust und Verlieren beibringt, aber ich da ich später noch in einen Club gehen will, nehme ich mir meinen Gewinn und will ihn mir auszahlen lassen, als sich die Tür explosionsartig öffnet.

,,Dramaqueens."

,,Das sagt die Richtige. Was machst du hier?"

Ich weiß auch so, dass meine gesamte Leibgarde hinter mir steht und den Männern wahrscheinlich eine Höllenangst einjagt, dafür muss ich mich nicht umdrehen. Das sagt mir auch die Erfahrung.

,,Wir bringen euch zu eurer Mutter.", sagt mein oberster Leibwächter formell und greift nach meiner Hand.

Ich gehe schnell zurück und weiche ihm aus.

,,Daraus wird nichts."

,,Oh, doch."

Schneller als ich gucken kann, werde ich gepackt und in ein Auto gestopft. Was ist mit meinem Gewinn? Als ich meine Gedanken laut auspreche, höre ich nur Gelächter. Toll.

,,Das soll die Tochter von Aphrodite sein? Enttäuschend. "

,,Warum ist sie dann so hässlich?"

,,Die würde ich ja nicht einmal auf 10 Meter ertragen, davon kriegt man ja Krankheiten."

1. So funktioniert das nicht in der Biologie.
2. Danke.

Diese Kommentare trieben mich aus dem Haus. Ich habe versucht die Tränen zu unterdrücken und keine Schwäche zu zeigen. Vergeblich. Nie war ich so wie ich sein sollte, immer nur das Mädchen, was bildhübsch sein sollte, es aber einfach nicht ist. Und andere Fähigkeiten? Keine Chance. Individuelle Begabungen? Ausgeschlossen. Denn meine Mutter ist die Göttin der Schönheit, ich sollte mich wie meine anderen Geschwister um mein Aussehen kümmern und rumtratschen. Vielleicht ist es gut so, dass ich nicht hübsch bin, gut, da ich so zumindestens ihre Oberflächlichkeit bemerke. Halbgötter ohne Fähigkeiten? Schwächlinge.
Normalerweise passiert das aber nicht bei den Hauptgöttern. Aphrodite, Ares, Zeus und den anderen. Und nein, sie sind keine Geschwister, so eine Inzestgeschichte kann sich auch nur ein Sterblicher ausdenken. Sie waren eigentlich eher alle Teil eines Sternbildes... unendlicher Magie und Macht. Anscheinend schufen sie die Welt und ihr Recht alle herum zu kommandieren. Bei dem Gedanken kann ich nur die Augen verdrehen, nur Götter besitzen die Überheblichkeit über die Nachkommen der Nachkommen derer zu herrschen, die sie geschaffen haben. Über tausende Jahre und das unerkannt. Das ist aber auch das Einzige, in dem Götter Zurückhaltung kennen, da sie so weniger Stress haben. Gespannt, was meine Mutter wohl zu meiner neuen Frisur sagen wird, steige ich aus dem Auto, den Weg in unsere Hütte in den Bergen. Heute ist sie also hier. Interessant. Sonst ist sie immer weg und ich will ihr da keinen Vorwurf daraus machen, aber sie lässt mich allein. Ich verstehe schon, dass Götter sehr viel zu tun haben, aber als Göttin der Liebe, sollte man doch genug Zeit und Liebe für seine eigenen Kinder übrig haben, oder? Aber ich beklage mich nicht, nein, das habe ich schon lange akzeptiert. Ohne Kräfte habe ich auch auf der Privatschule in der Nähe von New York nichts zu suchen. Was auch gut so ist, hier in den Bergen, kann ich so sein, wie ich will und keiner kann es sehen und mich dafür verurteilen.

Götterliebe- oder wie ich mein Leben in drei Sekunden zerstört habeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt