Badboy-Bodyguard

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Mein erster Gedanke ist: cool. Nicht mehr und nicht weniger.

Als ich da mit dem kleinen Drachen vor mir sitze und ihn mit einer Traube füttere, die in der Obstschale auf dem Tisch liegt, stößt die Frau ein Quietschen aus und weicht ein paar Schritte zurück.

Ruby liebt die Traube und kaut glücklich darauf herum.
Während ich mit ihr Traubenauffangen spiele, höre ich hinter mir ein Gespräch von mehreren Lehrkräften.

,,Das geht doch nicht, da muss doch etwas falsch gelaufen sein.", meint eine irritierte Lehrerin.

,,Kein Zweifel, der Drache ist ihr tierischer Seelenpartner. Und ihr kennt das Gesetz.", verkündet ein Lehrer.

,,Aber dieser Drache ist unfassbar wertvoll, er ist schließlich nicht umsonst so sicher verwahrt worden.", meint ein Lehrer mürrisch.

,,Nein, dieses Gesetz steht über alldem. Man muss diesen Drachen zu ihr lassen, denn er gehört jetzt zu ihr.", verkündet Frau Remendium.

Diese Nachricht klingt bindend und ich freue mich, dass ich die süße Ruby bei mir haben kann. Ich finde es sowieso blöd, dass die arme kleine Ruby dort unten im dunklen Kellerloch leben soll. Sie kann ja auch in meinem Zimmer sein oder nicht? Anders als eine magische Katze kann es ja nicht sein, oder?

Cole schmust weiter mit seinem Panther und wehrt dessen "Küsse" ab.

,,Hör auf mit deinen Sabberattacken, Achilles. Aus. Nein. Nein. Runter von mir und mach Sitz.", befehlt er seinem Panther und sieht ihn streng an.

Nathan wendet seine Aufmerksamkeit einen Moment von seinem Chamäleon ab und betracht das Treiben.

,,Wie kann es sein, dass du mit einem Drachen weniger Probleme hast, als Cole mit seinem Panther?", fragt er mich verwundert.

,,Naja...ich und Ruby haben uns schon aneinander gewöhnt. Und Ruby wiegt keine 200 Kg.", antworte ich entspannt.

Nathan nickt und betrachtet wieder sein Chamäleon.

,,Dave, wir müssen uns unterhalten. Keine Alleingänge in meinem Labor, klar? Wir wollen doch keinen dritten Weltkrieg auslösen. "

Dave, so nennt er sein Chamäleon? Und das mit dem dritten Weltkrieg, kann ich mir vorstellen, aber es beunruhigt mich doch etwas, denn wenn er das sagt, wird es schon stimmen. Das kann ja heiter werden.

Nach dem Essen machen wir uns in unsere Zimmer auf, um unsere Tiere näher kennen zu lernen. Ich maschiere also mit Ruby auf dem Arm nach draußen. In meinem Zimmer sitze ich einen halbe Stunde lang auf meinem Bett und suche im Internet nach einem Katzenklo. Die Suche verläuft interessant und erfolglos.

Ruby erkundet das Zimmer und schmeißt Kissen durch die Gegend. Als sie sich eines meiner tausend Kissen ausgesucht hat, nimmt sie dieses mit auf die Fensterbank und zündet es an.

,,Ruby?!" , rufe ich nervös und kippe schnell mein Glas Wasser darüber.

,,Das geht nicht. Du kannst das Kissen doch nicht anzünden, wenn du es wärmer haben willst. Dafür gibt es doch die ganzen Kuscheldecken hier.", sage ich und deute auf das Bett.

,,Hast du noch nie etwas von einer Brandschutzverordnung gehört?", frage ich sie mit einem vorwurfsvollen Blick, der mir sofort leid tut, als sie traurig ihren Kopf in dem rauchenden Kissen vergräbt.

,,Nicht schlimm, Ruby. Warte ich helfe dir.", beruhige ich sie und mache ein weiches Bett für sie, in welches sie sich sofort reinkuschelt und in müder Zufriedenheit gähnt.

So ein kleiner Drache ist ein bisschen anders als eine Katze, aber ich habe keine Angst in ihrer Nähe. Vielleicht liegt das daran, das ich etwas von mir in ihr wiedererkannt habe, als sie so alleine in dem dunklen Stroh saß. Während ich das Fenster im Badezimmer öffne, um den Gestank rauszubekommen bin ich in Gedanken noch bei Ruby.
Anschließend bade ich mit einem Duft diesmal, -auch wenn alle Düfte zusammen ein spannendes Experiment waren, was ich nicht wiederholen möchte- wirklich nur mit einem. Ohne das ich es bemerke, öffnet sich leise meine Zimmertür.
Ich trage nur mein Handtuch und höre mit meinen Kopfhörern meinen Lieblingssong, wozu ich selbstverständlich singe. Natürlich nicht ohne Choreo. Als ich etwas leiser -um Ruby nicht zu wecken- singend und tanzend meine Badezimmertür öffne, steht plötzlich jemand in voller schwarzer Kampfmontur vor mir. Mein Reflex, wenn mich etwas erschreckt, ist drauf zu hauen. Und ich erschrecke mich total, als ich in meinem spärlich beleuchteten Zimmer eine Gestalt vorfinde, die vorher definitiv nicht dort war. Mit meiner flachen Hand treffe ich auf eine Panzerung und weiche im nächsten Moment zurück.

Götterliebe- oder wie ich mein Leben in drei Sekunden zerstört habeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt