Liva - 6 - Liva

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„Miss, haben Sie sich schon entschieden?", fragt mich eine der Bediensteten freundlich und ich nicke kurz. „Ich würde gerne etwas dezentes ohne Schmuck tragen, das wäre heute wohl unnötig", erkläre ich und ignoriere ihren etwas enttäuschten Blick. Bestimmt haben sich alle schon auf eine Lady in diesem Haushalt gefreut, und jetzt komme ich und möchte mich nicht einmal hübsch machen lassen. „Aber meine Haare hätte ich gerne frisiert", bitte ich sie nachdrücklich. Überrascht dreht sie sich zu mir um. „Eine Hochsteckfrisur wenn das ginge", erkläre ich weiter. Ihre Augen leuchten.
Nun gut, dann wäre dieses Problem schon mal gelöst, schließlich muss ich versuchen mit allen hier gut klar zu kommen.
Fertig angezogen und frisiert betrachte ich mich im Wandspiegel.
Es ist wirklich schlicht, aber perfekt für den Alltag. Nebenbei weiß ich noch gar nicht, ob ein wichtiges Event demnächst ansteht, denn bald muss ich mich in die hohe Gesellschaft einfinden und Kontakte aufbauen um unsere Bekanntheit und Beliebtheit zu steigern, das hat erstmal Priorität.
Die Bediensteten leiten mich hinunter in den Wintergarten um mit dem Herzog zu frühstücken. Bestimmt hat er es so angeordnet. Leise setze ich mich ihm gegenüber und werfe einen Blick aus der Glaswand nach draußen. Der See glitzert vom Sonnenlicht und das farbige Laub der Bäume macht diesen Anblick wirklich vollkommen. „Ich hoffe du hast gut geschlafen", äußert sich Cassian nun und sieht mich warm an. „Wie könnte ich es nicht, ich habe nicht einmal gemerkt, dass du gegangen bist", lächele ich amüsiert und entlocke ihm ein leichtes Grinsen. „Du siehst bezaubernd aus, Liva", sagt er plötzlich etwas unerwartet und ich senke errötet meinen Blick. Selbst mit diesem einfachen Kleid findet er mich hübsch, das... freut mich.
„Bestimmt langweilst du dich, bitte, lass mich dir einen Wunsch erfüllen", meint er eindringlich und reicht mir eines der belegten Brötchen. Dankend nehme ich es an und schaue wieder zu ihm auf. „Ich weiß es gehört sich nicht für eine Dame, aber... ich würde dir gerne bei der Arbeit helfen", murmele ich und er hält überrascht inne. „Oh, nein, vergiss es am besten gleich wieder Cassian, ich-„, stottere ich unbeholfen, bis ich von ihm unterbrochen werde. „In Ordnung."
Fragend starre ich ihn an. „Sieh mich nicht so an, da kommt es ja fast so rüber als würde ich nie Rücksicht auf deine Wünsche nehmen", bestimmt er ernst. Ich nicke verständnisvoll.
„Eine Bedingung hätte ich aber", fügt er noch hinzu. „Du verbringst im Gegensatz dafür deine freie Zeit mit mir!"
Er möchte gerne Zeit mit mir verbringen? Wieso das denn? Mal abgesehen davon, dass ich sowieso nicht erwartet habe, dass er es mir einfach so gestattet, ist seine Zeit begrenzt. Er hat genug mit seiner Arbeit als Herzog zu tun und muss sich jetzt auch noch um mich kümmern.
„Bitte, ich möchte nicht noch deine kostbare Zeit in Anspruch nehmen", erwidere ich besorgt.
Schweigend steht Cassian auf und kommt um den Tisch herum zu mir, dann kniet er sich vor mich. Überfordert lasse ich ihn meine Hände nehmen und bleibe ganz still sitzen, weil ich nicht schlau aus ihm werde. „Liva, sei dir gewiss, dein Wunsch ist mir Befehl." Er klingt fast als würde einen Schwur ablegen.

,The bond we share'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt