Der erste Tag bei den Ferox [ Teil 2 ]

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Der erste Tag bei den Ferox [ Teil 2 ]

Viel Zeit zum ausruhen blieb uns nicht. Wir haben nur Zeit zum umziehen bekommen. Wir haben neue Kleidung von den Ferox bekommen. Natürlich in Schwarz und praktisch zum trainieren. Four führt uns in einen riesigen, kühlen, staubigen Raum. Er hat keine Fenster, nur einige Lampen erhellen diese wohl ehemalige Lagerhalle. Uns werden ein paar Basis Kampf und Verteidigungs-Techniken gezeigt, die wir mit einem Partner üben sollen. Von den Decken hängen unzählige Boxsäcke und es gibt mehr als genug Platz zum hin und her joggen um seine Ausdauer zu trainieren. Four und Eric beobachten uns gründlich, geben uns aber keine großartigen Verbesserungsvorschläge. Ich muss zugeben, Eric sieht ja schon nicht schlecht aus. Four natürlich auch nicht, aber Eric ist eher mein Fall. Schade, dass er ein ziemliches Arschloch zu sein scheint. Unser Training dauert ca. 2 Stunden, bis Eric die ersten Leute zu einem echten Kampf im Ring auffordert. Er fordert die erste und die letzte Springerin auf zu Kämpfen. Eric konzentriert sich auf den Kampf zwischen Tris und Molly, was es mir erlaubt ihn zu beobachten. Er verschränkt seine muskulösen Arme vor seiner Brust. Er hat Tattoos am Arm und an seinem Hals. Vielleicht hat er ja noch mehr, doch im Moment kann ich keine anderen erblicken. Nach einigen Sekunden schaut Eric zu mir rüber. Er hat wohl bemerkt, dass ich ihn angestarrt habe. Meine Miene bleibt neutral, damit es aussieht als habe ich nur vor mich hin geträumt und er stand grade im Weg. Dann konzentriere auch ich mich auf den Kampf. Ich sehe wie Molly, Tris ziemlich vermöbelt. Mir wird es bestimmt genauso gehen. Ich bestehe förmlich aus Wackelpudding. Dennoch gibt Tris kaum einen Laut von sich. Ich würde sicherlich wie am Spieß schreien, denn meine Schmerztoleranz ist ziemlich niedrig. Man muss mich zu etwas zu doll piksen und ich werde mehrere Minuten einen leichten Schmerz verspüren. Tris liegt nun am Boden. Sie hat verloren. Unerwarteter weise müssen jetzt keine weiteren Leute kämpfen, stattdessen werden wir Trainiert. Training ist wichtig, denn wir werden jeden Tag bewertet. Nur wer gut in Kämpfen abschneidet, wird es in die nächste Runde schaffen. Das Kampftraining ist zwar auch ziemlich anstrengend, aber für mich nicht so schlimm wie das Ausdauer Training. Dabei fühle ich mich immer als würde ich ersticken. Mein Herz rast, meine Brust schnürt sich zu, mein Hals schmerzt und ich fange an zu schwitzen. Ich bin auf jeden Fall einer der schlechtesten. Ich glaube deshalb hat bis jetzt auch noch niemand mit mir gesprochen. Sie denken ich bin eine Witzfigur. Das einzige worin ich halbwegs gut bin, ist das schießen und Messer werfen.

Mittlerweile ist schon der 4 Tag angebrochen. Der Tag startet so wie immer. Wir werden am frühen Morgen geweckt und haben nur wenige Minuten um uns fertig zu machen. Zum Mittag gibt es Proteinreiche Kost mit ein wenig Obst und Gemüse. Davon aber eher weniger. Danach geht es ans Training. Ich bin total unmotiviert. Ich weiß dass man ohne Motivation nicht weit kommt, und dass man sich stark verbessern kann wenn man nur an sich glaubt, aber das schaffe ich nicht. Ich habe kein Selbstbewusstsein und denke immer das ich nie irgendetwas schaffen werde. Egal wie sehr ich versuche meine Gedanken zu ändern, ich bleibe doch immer der schüchterne, faule Sack der ich bin. Doch lange trainieren wir an diesem Tag nicht. Heute muss JEDER in den Ring. Als Four das verkündet, überkommt mich ein kalter Schauer. Wir haben nur noch wenige Minuten um uns vorzubereiten. Ich übe schweigend. Wie immer. Ich habe so gut wie noch nie mit jemanden hier ein Wort gewechselt. Höchstens wenn mich was gefragt wurde und dann auch nur in kurzen, knappen Sätzen. Ich glaube sowieso keinen Treffer landen zu können, also versuche ich meine Ausweichmanöver zu verbessern. Die ersten Leute werden in den Ring geschickt. Meist sind die Kämpfe nur von kurzer dauer bis jemand am Boden liegt und nicht mehr weiter kämpfen kann. Nach 4 Kämpfen ruft Eric meinen Namen. Mein Herz klopft schneller. "Du und Will ab in den Ring". Ich sprühre wie meine Beine anfangen zu zittern. Wir beide stellen und an die gegenüberliegenden Seiten des Ringes und warten auf dein Startsignal. Will's Gesichtsausdruck sieht fast schon so unsicher aus wie meiner. Doch im Gegensatz zu mir hat er nicht mit den Tränen zu kämpfen. Ein schwaches, moppeliges, unsportliches Mädchen dürfte für ihn doch eigentlich kein Problem sein. Ich ziehe meine Zopf noch einmal fest bevor der Kampf beginnt. Mein ganzer Körper verkrampft. Ich bin eingeschüchtert und gleichzeitig möchte ich einen guten Eindruck bei den Ferox hinterlassen. Besonders aber bei Eric. Doch ich erstarre förmlich vor Angst. Will bewegt sich langsam auf mich zu. Ich halte meine Arme nah an mein Gesicht. Ich traue mich nicht den ersten Schlag zu machen. Wir schauen uns eine Weile erst nur an bevor Will den ersten Versuch startet mich zu schlagen. Doch ich weiche ihm aus. Seine Faust kam förmlich in Zeitlupe auf mich zu geflogen. Er versucht sein Glück noch einige weitere Male, doch ich konnte jedes Mal ausweichen. Ich schaue kurz zu Eric und Four und sehe wie genervt bzw. gelangweilt sie von diesem Kampf zu sein scheinen. In diesem kurzen Moment, verpasst mit Will einen Schlag auf die Schulter. Es tut nicht all zu sehr weh. Jetzt versuche auch ich einen Treffer zu landen. Meine Schläge haben kaum Kraft. Selbst wenn ich ihn treffen sollte, werde ich ihn damit unmöglich verletzen. Es ist nicht so als würde ich mir keine Mühe geben hart zu zu schlagen, ich kann es einfach nicht besser. Unser Kampf ist ein ewiges hin und her. Wir treffen uns nur selten und wenn wir es tun, dann sind unsere Schläge nicht besonders hart.

Dann auf einmal überkommt mich eine Kraft. Diese hält zwar nur wenige Sekunden, doch während ich diese Entschlossenheit spüre, trete ich mit voller Kraft gegen Will's Körper. Ich bezweifle das ich ihm sehr weh getan habe, doch es hat definitiv seinen Kampfgeist geweckt. Denn nun verpasst er mir einen Schlag, eine Tritt nach den anderen. Nur noch selten kann ich ausweichen, geschweige denn einen Treffer landen. Die Schmerzen betäuben mich. Ich fühle mich wie ein kleines Häufchen Elend. Ich weiß das mir niemand helfen wird und diese Hilflosigkeit fühlt sich schrecklich an. Ich weiß, dass ich das alles jetzt über mich ergehen lassen muss damit es aufhört. Natürlich möchte ich zurück schlagen, doch mein ganzer Körper schmerzt so sehr, dass es für mich unmöglich ist sich zu wehren. Als Will mich irgendwann zu Boden wirft, bleibe ich einfach liegen. Damit er nicht weiter macht und der Kampf vorbei ist, egal ob ich dadurch schlechter Bewertet werde oder nicht. Ich wollte einfach nur das es aufhört. "Das war ja erbärmlich" spottet Eric "Von beiden von euch". Langsam richte ich mich wieder auf. Ich trete aus dem Ring, doch mein Kampf ist noch nicht vorbei, denn ich nun muss ich mit meinen Tränen weiter kämpfen. Nicht unbedingt wegen der Schmerzen, sondern wegen dem Gefühl der Niederlage, dem Gefühl versagt zu haben und gedemütigt geworden zu sein. Den restlichen Tag verbringe ich mit teilnahmslosen Training. Ich wollte mich nur noch in meinem Bett verkriechen. Als es endlich Zeit zum Abend essen war, war ich so unbeschreiblich glücklich diesen Tag überstanden zu haben. Die Halle wo alle Ferox essen ist brechend voll. Alle reden lautstark miteinander. Ich bin verunsichert wo ich mich hinsetzen soll. Die wollen alle meine Gesellschaft nicht. Schließlich entscheide ich mich irgendwo an den Rand zu setzen. Ich tue mir schnell etwas auf den Teller und tu dann so als würde ich gar nicht existieren. Ich stelle keinerlei Blickkontakt mit meinen Sitznachbarn her. Stattdessen bewundere ich die Wand neben mir oder schaue über den Gesamten Saal und beobachte die anderen. Irgendwann entdecke ich Eric. Er sitzt an einem vergleichsweisen leeren Tisch mit Four und einigen anderen Ferox. Er spricht nicht. Weder er noch Four wechseln ein Wort. Sie essen still für sich, genauso wie ich es tue. Wie ein gruseliger Stalker beobachte ich die beiden die ganze Zeit beim essen. Das ist zumindest etwas spannender als die Wand neben mir.

Eigentlich haben wir jetzt Freizeit, doch ich habe hier eh nichts zu tun. Was soll ich alleine schon machen? Freunde habe ich keine. Also beschließe ich mich schon auf den Weg in den Schlafsaal zu machen. "Ich muss mir demnächst wirklich mal ein Buch oder so was besorgen" murmle ich als ich mich auf mein Bett setze. Schon ziemlich langweilig den lieben langen Tag alleine auf dem Bett zu hocken und zu warten bis der nächste Tag beginnt. Auf einmal höre ich wie sich die Zimmertür öffnet. Peter, Molly und 2 weitere Ferox kommen ins Zimmer. Ich will sie ignorieren und so tun als wäre ich beschäftigt... doch mit was? Es gibt nichts mit dem ich beschäftigt sein könnte. "Seht sie euch an" fängt Peter an "Für eine Ken war es aber nicht besonders schlau von dir einfach aufzugeben" Die andern lachen. Ich schaue weg. "Du bist echt lächerlich. Genau wie die Stiff. Leute wie euch braucht niemand". Er lässt noch ein paar weitere Sprüche ab, doch ich reagiere gar nicht darauf. Sie gehen jetzt weiter, höre aber immer noch wie sie über mich lachen. Wenn mich wenigsten wer leiden könnte... wenn ich wenigsten ein oder zwei Freunde hätte, dann wäre es hier viel erträglicher und ich hätte sicherlich auch viel mehr Antrieb etwas zu erreichen. Peter und die anderen verlassen das Zimmer und ich weine mich leise in den Schlaf.

Leben einer Fraktionswechslerin (Eric Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt