NACKT

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Ein lautes Klopfen ließ Emmi aus ihrem traumlosen Schlaf hochschrecken.
Vorsichtig tapste sie barfuß in den Flur und warf einen Blick durch den Spion.
Marten.

Was zur Hölle machte er plötzlich mitten in der Nacht vor ihrer Tür?

Er war über Nacht geblieben, aber heute morgen hatten sie sich schon wieder gestritten.
Als Emmi zu ihm auf den Balkon getreten war, während er telefonierte, fuhr er sie völlig aufgebracht an und ließ wenige Minuten später ohne eine weitere Erklärung die Wohnungstür zu krachen. Und das, obwohl Emmi überhaupt nichts getan hatte.

Es war alles zu viel für eine Affäre, das wussten sie beide. Aber er war auch nicht in der Lage, eine Beziehung mit ihr zu führen, da war Emmi sich sicher.
Als sie Lisa abends alles bei einer Flasche Wein erzählte, war diese völlig überrascht. „Das bedeutet wirklich viel für ihn. Ich bin jetzt seit fünf Jahren mit Joe zusammen und habe nie mitbekommen, dass er so viel Zeit mit EINER Frau verbracht hat."
Lisas Worte hallten immer noch in ihrem Kopf
nach.

Langsam musste sie Marten ihre Gefühle gestehen. Diese Spielchen stressten sie und sie quälte sich mit dem Gedanken, was er alles so auf dem Kiez trieb. Mittlerweile bestimmte er ihre Laune, so sehr hatte er sich in ihren Kopf gebrannt. Es war schon lange nicht einfach nur Sex mehr.

Emmi ertrug es nicht mehr, dass immer er entschied wann sie miteinander schliefen und er sich ansonsten immer noch ziemlich unregelmäßig meldete, aber dann dauernd plötzlich bei ihr auftauchte.

Sie wollte ihn nicht sehen, also schlich Emmi sich auf Zehenspitzen zurück ins warme Bett.
Er würde schon gehen, wenn sie nicht öffnete.

Zehn Minuten später hörte sie ihn immer noch an ihrer Tür. Wenn sie morgen kein unschönes Gespräch mit ihrer Nachbarin Frau Rather führen wollte, musste sie ihn jetzt dringend los werden.
Seufzend schlich sie sich zurück in den Flur und öffnete leise die Tür.

Der unverkennbare Geruch von Alkohol schlug ihr entgegen. Seine Augen glitzerten noch stärker als sonst. Wenn sie nicht so sauer gewesen wäre, hätte Emmi sich ihm am liebsten sofort in die Arme geworfen, so schwach machte Marten sie.

»Hau ab, Frieling«, ihre Stimme klang genauso schroff wie beabsichtigt.

»Mach kein Drama«, sein Mund hatte sich zu einem schiefen Grinsen verzogen.

»Ich will schlafen und keinen Sex«, Emmi wollte die Tür wieder schließen, als er blitzschnell seinen Fuß in den Rahmen schob.

Bestimmt schob er sie zur Seite und betrat, zu Emmi's Entsetzen, ihre Wohnung.

»Was hast du daran nicht verstanden?«, wütend fauchte sie ihn an.

»Es tut mir leid«, er musterte sie reumütig.

»Was? Dass du mitten in der Nacht betrunken vor meiner Tür stehst oder, dass du denkst du kannst mit mir machen was du willst?«, die Wut in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

»Beides.«

Verächtlich gab Emmi ein Schnauben von sich, »Ich bin zu müde für Diskussionen. Entweder gehst du jetzt oder du schläfst auf meiner Couch.«

Anstatt auf ihre Aussage einzugehen, folgte er ihr einfach schweigend ins Schlafzimmer.
An Dreistigkeit war Marten von Frieling auf jeden Fall nicht zu überbieten.

BAD IS BETTER - EMMI& MARTENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt