»Das kann echt nicht wahr sein«, wütend und leise vor sich hin fluchend, stapfte Emmi auf die Bar zu.
Ihr Bruder hatte gestern Abend maßlos untertrieben.Mehrere Gläser waren zersplittert, Schubladen und Schranktüren weit aufgerissen.
Die Razzia letzte Nacht hatte die Bar in das reinste Chaos gestürzt.
Aufgebracht öffnete Emmi die Fenster um zu lüften und machte sich auf den Weg in die Küche.
Bevor sie mit dem Aufräumen anfangen konnte, brauche sie erstmal einen starken Espresso.Eigentlich war sie heute mit Caro zum Brunch verabredet, aber das konnte sie jetzt wohl knicken.
Genervt wählte sie die Nummer ihrer besten Freundin um ihr von der gestrigen Nacht zu berichten.»Guten Morgen«, quiekte es ihr aus dem Hörer entgegen. »Cem hat mich endlich nach einem Date gefragt!«
»Das freut mich! Aber ich habe da ehrlich gesagt gerade keinen Sinn für. Kurz nachdem ihr gestern Abend gegangen seid, gab es eine Razzia.«
»Oh Gott! Und jetzt?«
»Es ist alles okay, aber die Bar sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Das mit dem Brunch wird heute leider nichts.«
»Soll ich vorbeikommen?«
»Danke, ist schon okay. Du hast mir in letzter Zeit schon so viel geholfen.«
»Wenn ich dir doch noch irgendwie helfen kann, melde dich einfach bei mir.«
»Danke, du bist die Beste«, seufzend legte sie auf.
Nachdem sie den Espresso runtergekippt und sich blaue Einmalhandschuhe angezogen hatte, ließ Emmi den Blick erneut durch den unordentlichen Raum schweifen.
Sie spülte alle noch vorhandenen Gläser und sortierte diese wieder in die Schränke.
Eigentlich hatten sie eine Reinigungskraft für die Bar eingestellt, aber diese Unordnung wollte sie ihr auf keinen Fall zumuten.
Außerdem war es besser, wenn nicht allzu viele von der Razzia wussten.Sie räumte und wischte die Tische ab, sortierte die leeren Flaschen wieder zurück in die Getränkekästen und wischte abschließend den klebrigen Fußboden.
»Wusste gar nicht, dass es mittlerweile so heiße Putzen auf dem Kiez gibt.«
Die dunkle Stimme ließ sie erschrocken herumfahren.
Marten stand grinsend im Eingang der Bar.
Wieso musste er sie so erschrecken?»Was machst du denn hier?«, misstrauisch beäugte sie ihn und verdrehte die Augen über seinen dämlichen Kommentar.
»Bin auf 'ner Runde mit Chopper. Eure Fenster waren auf, deshalb dachte ich, ich schau mal vorbei.«
Erst jetzt fiel ihr der braune American Bully neben ihm auf, der sie vor ein paar Wochen umgesprungen hatte.
»Okay.«
Sie war wenig erfreut über seinen Besuch. Eigentlich war die Blonde nicht nachtragend, aber er war einfach immer noch unsympathisch.
»Hast du Hunger?«
»Wie bitte?«
»Hörst du schlecht? Ich habe gefragt, ob du Hunger hast.«
Ungläubig starrte sie ihn an. Der Typ hatte echt eine unglaubliche Hartnäckigkeit an sich.
Bevor sie jedoch ablehnen konnte, verriet ihr knurrender Magen sie verräterischerweise.»Ich gehe nicht freiwillig mit, nur dass du es weißt.«
Seine Mundwinkel hoben sich spöttisch.
»Das glaube ich dir sofort.«Ohne zu antworten schnappte Emmi sich die schwarze Lederjacke von einem der Barhocker. Gegen etwas zu Essen konnte sie leider wirklich nichts einwenden und sie hatte ebenfalls wirklich Hunger. Außerdem war es ja eigentlich nett von ihm, dass er schaute, ob in der Bar alles okay war.
Als sie vor Marten und Chopper stehen blieb, konnte sie einfach nicht anders, als dem American Bully über den Kopf zu streicheln.
Verwundert musterte Marten die beiden.
»So ruhig bleibt der Fetti sonst nie.«»Manche Hunde sind eben zahmer als ihre Besitzer.«
Genießerisch schloss Emmi kurz die Augen, als sie hungrig in ihren Döner biss.
»Wieso hab' ich dich eigentlich noch nie auf dem Kiez gesehen?», fragte Marten sie mit vollem Mund.
»War bisher nicht mein Gebiet. Bis vor kurzem habe ich in einer Kanzlei gearbeitet.»
»Du bist noch spießiger als ich dachte«, grinste er spöttisch.
»Du bist so lustig«, ihre Stimme tropfte nur so vor Sarkasmus.
»Also, woher kam der Sinneswandel?«
»Ich habe schon länger den Spaß an der Arbeit verloren und dann die Chance genutzt, um bei meinem Bruder mit einzusteigen.«
»Dann hast du jetzt wohl der guten Seite den Rücken zugewandt«, merkte er an.
»Falls du auf das anspielst, was mein Bruder sonst so auf dem Kiez treibt: da bin ich raus.«
Ohne weiter auf das Thema einzugehen, bohrten sich seine blauen Augen in seine.
»Hast du Typen wie mich früher verteidigt oder dafür gesorgt, dass ein Urteil fällt?«
Erst jetzt fiel ihr Blick auf seine Hände. Als sie erkannte, was dort stand, musste sie schlucken.
AFFA HAMC.
Scheiße, sie saß mit einem Hells Angel an
einem Tisch.Während ihrer Zeit als Anwältin hatte sie vereinzelt mitbekommen, wozu diese Clubmitglieder fähig waren.
Das überbot Ben um Längen, der war immerhin nicht in einer kriminellen Vereinigung.»Keine Sorge, ich brauch' im Moment keine Mädchen fürs Pearls«, er war ihrem Blick auf seine Hand gefolgt.
Verwirrt schaute sie ihn an, erkannte aber dann §181 und §224. Zuhälterei und gefährliche Körperverletzung.
»Ich hatte auch kein Interesse.«
Heiser lachte er auf und widmete sich wieder seinem Döner.
»Aber um auf deine Frage zurück zu kommen, ich habe versucht in meinem Job für ein bisschen mehr Gerechtigkeit zu sorgen.«
»Ist nicht möglich bei diesen Staatsmarionetten.«
Sie seufzte. Der Mann vor ihr schien die gleiche Meinung von staatlichen Instanzen zu haben, wie alle Verurteilten. Natürlich gab es unfaire Urteile, unfähige Staatsanwälte und Richter, falsche Entscheidungen und leider oft auch entscheidende Personen, die Macht und Geld ausnutzten. Doch sie glaubte an Gerechtigkeit. Ihre Klienten hatte sie immer mit best möglichem Gewissen vertreten.
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Gequält schenkte Emmi ihm ein halbherziges Lächeln, nachdem er trotz ihrer Proteste für sie gezahlt hatte.
»Wieso bist du so auf Abstand?«, er klang belustigt und sie konnte seinen Duft riechen.
Creed Aventus mit einer Mischung aus Weed.
Er war ihr viel zu nah.»Wir kennen uns eben kaum. Danke für den Döner«, sie ließ ihn stehen.
Grinsend sah Marten ihr nach, die Kleine war eingeschüchtert aber sie würden sich auf dem Kiez schon wiedersehen.
WAS SAGT IHR ZU DEM „DATE" DER BEIDEN?
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BAD IS BETTER - EMMI& MARTEN
Fanfiction»Ich führe auch keine Freundschaften mit Frauen«, knurrte er leise an ihr Ohr. Emmi hielt die Luft an, er war ihr viel zu nah, ihr Herz hämmerte in der Brust und trotzdem wünschte sie sich nichts sehnlicher, als seine Lippen auf ihren zu spüren. »...