Kapitel 9

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Hey Mr. Unbekannt,

auf die Gefahr hin, dass du mich einfach ignorierst: SAG MIR WENIGSTENS DEN STAAT, INDEM DU LEBST!!! Sorry, aber ich hab mir in den Kopf gesetzt, dir ein Geburtstagsgeschenk zu schenken. Und du wirst es bekommen, ob du willst oder nicht. Ich werde dich zermürben! xD Nein, aber noch was anderes: Ich finde dieses „Mr. Unbekannt“ und „Miss Unbekannt“ ziemlich bescheuert. Das hört sich allein in meinen Gedanken schon komisch an! Na, verrätst du mir deinen Namen?

Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du sie anzeigst. Du hast nichts Unrechtes getan. Sie ist krank und braucht Hilfe und du bist es ihr lediglich schuldig, dafür zu sorgen, dass sie welche bekommt. Ich habe Angst um dich. Nachher tut sie sich noch etwas an. Die Polizei und Therapeuten sind die einzigen Menschen, die da noch was machen können. Pass jedenfalls auf dich auf.

Ich muss deine Meinung zu etwas wissen: Ich habe dir bereits erzählt, dass ich bald diese Studien-kurzreise machen will. Aber sie wird unheimlich teuer. Um sie mir leisten zu können, muss ich wieder bei meinem verhassten Nebenjob anfangen, was ich eigentlich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann. Soll ich es tun? Zudem arbeitet der Typ dort, der mich so verletzt hat. Ich will ihn nicht wieder sehen. Meine beste Freundin versteht das einfach nicht. Sie sieht nur das Geld und meint, ich hätte Talent dazu in diesem Job erfolgreich zu werden. Aber will ich das? Würdest du es wollen?

Ich hoffe, ich mache das Richtige.

 

Bye,

Miss Unbekannt alias Daliah Camphausen

 

Daliah. Sie hatte einen schönen Namen, befand Kendall. Er musste unwillkürlich lächeln. Sie war so hartnäckig. Doch er konnte ihr nicht sagen, wer er war, obwohl er es eigentlich wollte. Sie sollte nicht wissen, dass er berühmt war. Das würde sonst alles verändern zwischen ihnen. Und ihren Rat konnte er auch nicht befolgen. Sein Presseagent hatte ihm geraten, sie nicht anzuzeigen. Es würde auf jeden Fall in der Presse landen und dann würde alles nur noch schlimmer werden, als es ohnehin schon war. Er hatte ihm vorgeschlagen, Rachel eine große Summe Schweigegeld zu bieten und sich nicht mehr alleine rumzutreiben, damit sie ihn nicht wieder abpassen konnte. Doch Kendall bestand darauf, sein Leben wegen ihr nicht zu beschneiden. Und ein Schweigegeld war weder das, was Rachel von diesem Wahnsinn abhalten würde, noch fand er es richtig. Das wäre quasi ein Eingeständnis seiner Schuld. Also konnte er Rachel nicht helfen, auch wenn Daliah Recht hatte. Vielleicht würde Daliah auch anders denken, wenn sie wüsste, dass er in der Öffentlichkeit und damit unter enormem Druck stand. Daliah hingegen konnte er helfen. Er war dagegen, dass sie etwas tat, was sie eigentlich nicht wollte. Seltsam, diesmal war sie sehr oberflächlich geblieben, anstatt zu schreiben, worum es wirklich ging. Was für ein Job hatte sie wohl gemacht? Vielleicht war sie Prostituierte? Oder Poro-Star? Das machten ja relativ viele Mädchen neben dem Studium um sich etwas dazuzuverdienen. Er hatte einmal nachts eine Reportage darüber gesehen. Sofort schob er diesen Gedanken weg. Das war absurd. Aber es wäre eine Erklärung, warum sie nicht genau schrieb, worin der Job bestand. Wahrscheinlicher war jedoch, dass sie nun auf Distanz ging, weil er ihr auch nicht konkreter Antwortete. Vielleicht dachte sie, er würde ihr nicht vertrauen und begann in ihrem zu ihm nun zu wanken. Er hoffte inständig, dass dies nicht so war. Allerdings hatte sie ihm ihren Namen genannt. Das sprach gegen die Misstrauens-Theorie. Doch falls es doch stimme, wollte er ihr schreiben, dass sie ihm vertrauen konnte und sie ihm wichtig war. Ja, das würde er ihr schreiben. Und als Beweis seines Vertrauens würde er ihr auch seinen Namen nennen. Aber natürlich nicht seinen richtigen. Der Blonde schüttelte sein Haar mit einer kurzen Bewegung aus den Augen und kratzte sich am Kopf. Wie sollte er sich nennen? Es sollte ein cooler Name sein. Aber nichts zu außergewöhnliches. Ihm fielen jedoch nur typische Allerwelts-Namen ein wie „Jim“ oder „John“. Er war stolz auf seinen eigenen Namen, weil er nicht so häufig war. Deshalb wollte er einen Namen haben, der dem entsprach. Leider hatte er in seiner Rolle bei BTR ja den gleichen Vornamen, sonst hätte er den nehmen können. Dann fiel ihm der richtige Name ein: „Shay Hanson“. Diese Rolle hatte er damals in „Without a Trace“ gespielt. Shay war selten, aber nicht zu selten. Sie würde ihn bestimmt nicht googlen, das traute er ihr nicht zu. Er nahm sich vor, es ebenfalls nicht zu tun, obwohl  es ihn schon reizte. Schließlich war die Porno-Star-Idee noch nicht ganz wiederlegt. Doch er schwor sich, es nicht zu tun und schreib ihr stattdessen die E-Mail in der er ihr riet, den Job – was für einer es auch immer  war – nicht zu tun, wenn sie es nicht wollte und versicherte ihr, dass er ihr vollkommen vertraute und sie seine beste Freundin geworden war, dass er ihr alles erzählen konnte, nur nicht zu genau werden wollte, weil… er überlegte einen Moment. Was für einen Grund konnte es geben, jemandem, dem man vertraute, nicht alle Details zu erzählen? Er rutschte auf seinem Platz etwas weiter nach unten und dachte nach.

E-Mail für KendallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt