Kapitel 28

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Die kühle Nachtluft konnte seine Gedanken nicht klären, sie rasten in seinem Kopf. Immer wieder dieselben Fragen kreisen darin: Warum war Daliah weggegangen? Wo wollte sie hin? Sie kannte hier niemanden, niemanden außer… Logan. Er wusste, dass sie zu ihm wollte, er war schon mit diesem Gefühl aufgewacht, kurz nachdem sich Daliah hinaus geschlichen hatte. Unwillkürlich spürte er Eifersucht in sich brennen. Warum ging sie zu ihm, und dazu noch mitten in der Nacht?
Nun wartete er hier auf den Stufen vor dem Haus und versuchte nicht an das Schlimmste zu denken.
Plötzlich kam sie um die Ecke und zuckte deutlich zusammen, als sie ihn erblickte, ging jedoch weiter auf ihn zu, im Versuch sich nichts anmerken zu lassen. Kendall stand auf, als sie schließlich direkt vor ihm stand. Er brauchte gar nicht fragen, sie wusste, was er wissen wollte.
„Ich musste endlich mit Logan reden. Das weißt du…“ Sagte sie mit einem Ton, als wäre sie davon überzeugt das einzig Richtige zu tun.
„Aber warum bitte jetzt? Warum hast du nichts gesagt? Du warst einfach weg!“
„Ich hab schlecht geträumt und ich wollte dich nicht wecken. Außerdem wollte ich alleine mit Logan reden, weil das nichts mit dir zu tun hat…“ Kendall sah wie Daliah plötzlich klar wurde, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Sie wurde blass.
„Wieso sollte das nichts mit mir zu tun haben? Ich dachte, du hättest dich für mich entschieden? Oder habe ich nichts damit zu tun, weil ich doch aus dem Rennen bin?“ Er versuchte den Schmerz in seiner Stimme zu verstecken und wusste gleichzeitig, dass es unfair war, was er gerade gesagt hatte.
„Nein! Ich liebe dich, das weißt du!“ Sie wurde wütend, das spürte Kendall.
„Und warum gehst du dann mitten in der Nacht zu Logan, ohne mir etwas zu sagen?“
„Weil ich nicht dir gehöre! Ich will meine Heimat nicht aufgeben und mein Leben dort, weil du es willst! Ich will nicht wegen dir für ewig von Logan gehasst werden! Verdammt, ich gehöre nicht dir!“ Der Blonde zuckte zusammen, als hätte Daliah ihn geschlagen. Ihre Worte schnitten tief und er wusste nicht, was er darauf sagen sollte, was er tun sollte, wie er den Schmerz bewältigen sollte, der ihn gerade hart traf. So war das also? Sie hatte das Gefühl er würde sie besitzen wollen? Ja, verdammt, er wollte sie für sich haben!  Aber er hatte sie nicht einengen wollen und auch nicht das Gefühl gehabt, das es ihr so ergangen war. Nicht bis gerade eben.
„Wie kommst du jetzt darauf, dass ich von dir verlange, dass du hierher ziehst?!“
„Also hast du etwa nicht fest damit gerechnet, dass ich hier bleibe?“ Ganz ehrlich: Doch, das hatte er, wenn er jetzt darüber nachdachte. Er hatte sich nicht vorstellen können Daliah wieder gehen zu lassen.
„Doch. Ich will, dass du bei mir bleibst…“ Gab er mit heiserer Stimme zurück, die es nicht schaffte, sie zu besänftigen.
„Wie wär’s wenn du mit nach Deutschland kommst?!“ Fragte sie herausfordernd.
„Das geht nicht. Ich kann nicht nach Deutschland, ich arbeite hier, ich kann auch die Jungs nicht im Stich lassen…“
„Achso! Aber ich soll alles aufgeben! Ich werde nach Deutschland zurückgehen!“ schrie sie ihn an. Er wusste nicht, was er sagen sollte um ihr zu Verstehen zu geben, dass er sie doch nur bei sich haben wollte. Deshalb nickte er nur wortlos und kehrte ihr den Rücken, ließ die Frau, die er über alles liebte, einfach stehen und verschwand in seinem Zimmer, wo er noch vor wenigen Stunden mit ihr gelegen hatte und furchtbar glücklich gewesen war. Jetzt fühlte sie und das Glücksgefühl sich so entfernt an, wie noch nie.

Als er am nächsten Morgen aufwachte griff er neben sich, doch dann erst, als er spürte, dass der Platz neben ihm leer war, fiel ihm ein, dass Daliah gestern Nacht gar nicht mehr in seinem Bett geschlafen hatte. Schmerzlich wurde ihm dann der Streit bewusst. Er wünschte sich, noch bevor er die Augen aufschlug, er könnte die letzte Nacht rückgängig machen, doch es war klar, dass das nicht ging. Er musste so versuchen zu retten, was zu retten war. Er stand auf, versuchte seine verstrubbelten Haare einigermaßen in Ordnung zu bringen, dann ging er runter zum Gästezimmer wo Daliah schlief. Als er klopfte antwortete niemand. Nach einigem Zögern öffnete er die Tür einen Spalt breit und er durch ihn sehen, dass das Zimmer verweist war. Unglaublicher Schmerz durchbohrte sein Herz. Sie war tatsächlich gegangen. Hatte ihm keine Chance gelassen, es wieder zu richten. Er ging zum ordentlich gemachten Bett und lies sich darauf sinken, dann erst entdeckte er eine Nachricht auf dem Kopfkissen.

Kendall,

ich liebe dich. Das darfst du nicht vergessen, niemals. Ja, ich bin gegangen, aber nicht, weil ich dich nicht mehr liebe. Unser Streit hat mir nur klar gemacht, dass ich nach Hause muss, zu meinem Leben in Deutschland. Ich weiß, dass du das verstehst. Ich will nicht von dir weg. Aber wenn wir uns ehrlich sind, dann hat diese Beziehung nur Sinn, wenn einer sein Leben für den anderen aufgibt. Und du bist noch genauso wenig bereit dazu wie ich. Ich bin gegangen ohne dir etwas zu sagen, weil ich denke, dass es so einfacher ist. Ich finde keine Worte um zu beschreiben wie weh es tut, dich zu verlassen.
Vielleicht schreiben wir wieder E-Mails oder telefonieren mal, dann ist es vielleicht nicht mehr ganz so schmerzhaft. Ich will dich nicht verlieren.
Ich liebe dich.
Daliah


Er spürte, dass es die Wahrheit war, dass sie ihn wirklich noch liebte. Doch das machte es nur noch tausendmal brutaler. Wie hatte sie gehen können, wenn sie ihn doch liebte und es sie schmerzte ihn zu verlassen? Doch sie hatte Recht. Er war auch noch nicht bereit dazu seine Familie, BTR, die Serie und die Musik aufzugeben. Doch dazu sie zu verlieren war er auch nicht bereit, jetzt, wo sie gerade erst zueinander gefunden hatten.
Er wusste, dass sie keine Mails schreiben würden, nicht telefonieren würden, jedenfalls nicht lange. Es konnte nicht mehr so werden wie vorher, schon alleine nicht, weil er das gar nicht wollte. Er wollte sie bei sich haben. Und während er aus dem Fenster des Gästezimmers sah, in dem sie bis vor wenigen Stunden gelebt hatte, wurde ihm klar, dass er sie auch nicht aufgeben würde. Niemals. Er schwor sich, dass sie sich wieder sehen würden, irgendwann.  Doch bis dahin würde er sein Leben weiter leben, in allen Zügen genießen und auf dieses „Irgendwann“  warten.

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