MOZARELLA & MALHEURE

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Was ich da eigentlich gerade getan hatte realisierte ich erst später. Ungefähr dann, als sich mein Herzschlag wieder in normalem Rhythmus befand und das ausgeschüttete Adrenalin der letzten Stunden abgeklungen war. Hatte ich das wirklich getan? Verdammte Scheiße! Ja! Ich, Sherrie Grace Johns hatte Sex gehabt. In einer Abstellkammer! In einem Stripclub! Mit einem verdammten Vollidioten! Nicht mit irgendeinem, nein. Mit James! Mit FUCKING James!

Auf diesen Schock kippte ich mir erst einmal ein Glas kaltes Leitungswasser runter. Ins Gesicht wäre wohl besser gewesen. Kopfschüttelnd lief ich in meiner Wohnung auf und ab. Was sollte ich den jetzt bitte tun? Wie sollte ich ihm denn jetzt gegenübertreten? Ich hatte mich rumkriegen lassen, hatte meine eigenen Grundsätze missachtet. Na gut das hatte ich in letzter Zeit irgendwie andauernd... aber trotzdem was fällt diesem Scheißkerl denn?! Sherrie verdammt konzentrier dich!

Wütend schlupfte ich in irgendetwas anziehbares, schnappte meine Tasche und ließ die Türe hinter mir zu knallen. Es half alles nichts. Ich musste etwas dagegen tun, etwas gegen dieses verdammte Gedankenkarusell in meinem Kopf. Da feiern gehen nach dem Desaster und dem wohlbemerkten Blackout von neulich, nicht in Frage kam, machte ich mich auf den Weg ins Fitnessstudio. Wohl oder übel, half nur auspowern. Bis zum Umfallen auf dem Laufband rennen!

Schweißgebadet stand ich unter der Dusche des Fitnessstudios und ließ eiskaltes Wasser über meinen Körper prasseln. Jeder einzelne, eiskalte Tropfen auf meiner nackten Haut beruhigte mich, brachte mich und vor allem meine Gedanken wieder ins Gleichgewicht. Das Laufen hatte mir wirklich verdammt gutgetan und die kleine Yoga- Session die so eine süße Trainerin anbot, hatte vor allem in meinem Kopf reine Wunder bewirkt. Während ich Shampoo in meine langen Haare einmassierte, legte ich mir einen Plan für den heutigen Tag zurecht. Da es im Lions endlich mal wieder etwas geregelter zu ging, neues Personal ihre Arbeit machte und die Tänze gerecht verteilt wurden, hatte ich eine angenehme Abendschicht zugeteilt bekommen. Das bedeutete ein entspannter, freier Vor- und Nachmittag lag vor mir. Endlich hatte ich mal etwas Zeit für mich. Konnte Dingen nach gehen, die nicht nur daraus bestanden, meine Wohnung in stand zu halten und zu schauen das ich genügend Essen im Kühlschrank hatte. Alsoo... was könnte ich tun um mir meinen Tag zu versüßen?

Ihr merkt schon, ich war voller Energie und neuer Lebensfreude, keine komischen Gedanken an zu heiße Idioten oder Schuldgefühle wegen diesem kleinen Abstellkammer- Malheur.

Entspannt und gelassen stieg ich also aus der kleinen Dusche, schlang mir ein weiches Handtuch um meinen Körper und zwirbelte meine nassen Haare zu einem Turban zusammen. Als ich mir gerade meine Unterwäsche anzog und in meine schwarzen Leggins schlüpfte, kam mir die Idee. Perfekt! Das werde ich tun. Voller Vorfreude streifte ich mir das mein Lieblingsshirt über, das ich mir zu Hause schnell geschnappt hatte und machte mich daran meine Haare zu entwirren um sie trocken zu kriegen. Was nicht ganz einfach war, wenn man die Dicke meiner Naturlocken und die Qualität des Föhnes im Fitnessstudio betrachtete.

Nach einer geschlagenen viertel Stunde hatte ich es endlich geschafft. Meine Haare waren halbwegs trocken, und ich war auf dem Weg nach Fort Green, einem echt schönen Viertel in Brooklyn. Zu gegebenen Maßen war es mein Lieblingsviertel hier, dass ich viel zu wenig besuchte... seit, naja seit ein paar Jahren eben. Ich hatte damals den Job im Lions angenommen um mir eine eigene Wohnung leisten zu können, hatte versucht mir etwas Eigenes aufzubauen, nachdem ... ja nachdem ich mein Angebot an der Juilliard abgelehnt hatte. Damals war ich wirklich froh gewesen, eine Wohnung gefunden zu haben, die ich mir halbwegs leisten konnte. Außerdem hatte mir Win echt den Arsch gerettet, wenn man bedachte in was für einer Lage ich vor einigen Jahren gesteckt hatte.

Ich lief durch die malerischen Gassen von Fort Green, an den tollen Sandsteinhäusern vorbei, Richtung Park. Dort gab es so tolle Streetart- Künstler. Einige Leute hatten riesige Gemälde ausgestellt, total toll mit echt krassen Motiven und knalligen Farben. Andere verkauften selbstgemachten Schmuck oder Keramikteile. Schlendern lief ich an den verschiedensten Angeboten vorbei, staunte nicht schlecht über die wunderschönen Kunstwerke, als ich leise Musik und motiviertes Jubeln vernahm. Neugierig folgte ich dem Hiphop, der immer lauter zu werden schien. Ich bog um eine Ecke und da sah ich sie. Eine Gruppe Teenies, die um eine große Musikbox herumtanzen. Auf ihren Gesichtern war ein breites Lächeln, ihre Augen leuchteten und ihre Körper bewegten sich zum Beat. Alle trugen Baggys und Snapback, der Bass gab den Takt vor. Verrückt wie jede ihrer Bewegungen passte, sie waren fließen zur Musik, die Schrittabfolge war makellos. Die Kids harmonierten einfach perfekt miteinander.

S H E R R I E  &  J A M E SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt