REGEN ÜBER BROOKLYN

2.6K 75 2
                                    

„Na endlich!", grummelte Win und kassierte von mir einen bitter bösen Blick. Ich knallte die Türe meiner Umkleide hinter mir zu, warf meine schwarze Ledertasche wütend in die Ecke und begann mich so schnell wie möglich für meine Auftritt fertig zu machen. Von wegen nur einmal tanzen. Von wegen eines entspannten Abends haben. Meine Haare waren durch den Regen klitschnass, ich hatte keine Locken mehr und meine Klamotten klebten nur so an mir. Zum Glück hatte ich noch einen Bus erwischt, sonst wäre ich locker eine halbe Stunde zu spät gekommen. Während ich mit einer Hand versuchte meine Haare trocken zu rubbeln, versuchte ich mich mit der anderen aus meinen Klamotten zu schälen. „Verdammte Scheiße!", fluchte ich vor mich hin als die Tür auf ging. Auf meine Haare und Klamotten konzentriert, ignorierte ich es. Als ich ein raues Lachen vernahm, drehte ich mich dann endlich um. James stand im Türrahmen und versuchte sich das Lachen zu verkneifen. Seine hellbraunen Augen waren leicht zusammengekniffen und um seinen Mund bildeten sich leichte Grübchen vom Grinsen. Mega, jetzt auch noch der Vollidiot! „Helf mir lieber und steh nicht blöd rum", knurrte ich, war zu genervt und unter Zeitdruck um eine heftige Diskussion mit ihm anzufangen. Verdutzt und mit weiten, ungläubigen Augen schaute er mich an. „Na los mach schon!", brummelte ich und drückte ihm den Föhn in die Hand. Schnell warf ich mir ein trockenes bauchfreies Top über, dass ich nicht nur in Unterwäsche vor ihm stand. Ja ich war Stripperin. Und ja ich lief ziemlich häufig leicht bekleidet rum. Aber manchmal, ja manchmal ist es besser etwas mehr anzuhaben. Vor allem in der Gegenwart eines gewissen Kerls. Hastig holte ich meine Mascara aus meiner Schminktasche, tuschte mir schnell über meine Wimpern und zog mir dann meine Lippen noch mit knallroten Lippenstift nach. Während ich mich geschminkt hatte, war mir gar nicht aufgefallen, dass James mir durch die Haare strich um sie mit dem mickrigen, nicht gerade gut funktionierenden Föhn versuchte trocken zu bekommen. Jetzt hielt ich jedoch kurz inne, biss mir auf die Lippen und genoss eine mini kleine Sekunde die zarte Berührung. Warme Luft des Föhns traf meine Schultern und mich überkam eine Gänsehaut. Obwohl, vielleicht lag es auch daran, dass James Daumen meinen Hals gestreift hatte. Zusammenreisen Sherrie! ermahnte ich mich selbst und trat einen Schritt nach vorn. Von ihm weg. „Danke", murmelte ich, wuschelte mir durch die Haare und eilte dann durch die Türe.

Der erste und zweite Auftritt war nichts Besonderes. Die Menge tobte wie immer, der Alkohol floss und alle hatten ausgezeichnete Laune. Auch ich hatte mich mittlerweile wieder beruhigt und genoss es meinen Körper im Takt der Musik zu bewegen, die ekligen, sabbernden Kerle natürlich ausgeblendet. Gerade als ich zum nächsten Tanz auf die Bühne lief, sah ich wie es sich James an der Bar bequem machte. Er hatte sich einen Platz mit guter Sicht auf die Bühne ausgesucht. Sogar mit sehr guter Sicht. Er wuschelte sich durch seine braunen Locken, bestellte sich bei Ed ein Bier und lies das seinen Blick durch die Menge gleiten. Ein kleines Grinsen fuhr über meine Lippen, ich war jedoch immer noch hoch konzentriert auf den Tanz an der Stange. Eins meiner Lieblingslieder hatte nun angefangen zu spielen. Ebenso wie ich. Mein Körper schmiegte sich an das kalte Metall, meine Beine glitten daran auf und ab. Meine Haare fielen über meine Schulter und mein Blick glitt durchs Publikum. Ich tat so, als würde ich mir mein nächstes Opfer aussuchen, insgeheim war ich aber nur neugierig, ob er immer noch an seinem Platz an der Bar saß. Bingo! Na dann konnte der Spaß ja beginnen. Es machte schon fast Spaß ihn zu provozieren, seine Augen blitzen zu sehen, wenn sie meinen fast beiläufig begegneten. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, wog mich im Takt der Musik und schloss meine Augen. Das Wummern des Basses war tief in meinem Körper zu spüren. Das Grölen der Menge wurde lauter, weil sie wollten das ich mir endlich einen freiwilligen im Publikum aussuchte. Grinsend öffnete ich meine Augen wieder, setze meine Show fort. Doch James war von seinem Platz verschwunden.

Außer Atem trat ich hinter die Bühne, zog mir schon die ersten Scheine aus meinem Top, als ich plötzlich gepackt und an die Wand gedrückt wurde. Ein kleiner Schrei entfuhr mir, war aber so leise, dass es auch ein Stöhnen hätte sein können. „Was soll das?", knurrte seine Stimme in mein Ohr. „Lass mich los verdammt!", fauchte ich wütend und gleichzeitig erschrocken. „Erst wenn du mir sagst, was das zum Teufel sollte, Babe.", zischte er wieder in mein Ohr, diesmal war er so nah dran, dass ich seinen Atem warm und weich auf meiner Haut spüren konnte. Mit aller Kraft versuchte ich ihn von mir weg zu drücken, jedoch vergebens. Meine Hände umklammerten seine muskulösen Arme, ich wendete all meine Kraft auf. Aber es geschah wieder nichts. Außer dass unsere Körper jetzt nur noch näher beieinander waren. Zusammengekniffene hellbraune Augen starrten mich böse an. „Ich hab keinen Plan was du von mir willst James, was ist dein Problem?", seufzte ich und funkelte genauso böse zurück. „Oh ich glaube du weißt ganz genau was ich meine...", murmelte er und schob seinen Daumen unter mein Kinn, drückte es etwas nach oben. Ich schluckte. Jetzt fuhr sein Finger langsam zu meinem Hals, strich quälend langsam darüber, übte etwas Druck aus bis er plötzlich seine komplette Hand darum schloss. Verzweifelt biss ich mir auf die Lippe. Immer schön ruhig bleiben, redete ich mir gut zu. Sein Griff verfestigte sich nur ein klein wenig und ich musste Schlucken. „Ich meine was du hiermit machst", raunte er und zeichnete mit seiner anderen Hand ganz vorsichtig und langsam den Weg zu meinem Ausschnitt nach, stoppte jedoch kurz davor. Ich schnappte nach Luft. Die Haut die er berührt hatte brannte, mein Herz pulsierte. „Oder hiermit", seine Hand glitt in Zeitlupe zu meinem Arsch, blieb wieder kurz davorstehen. Fuck, mein Herzschlag hatte sich in den letzten Sekunden ungefähr aufs doppelte erhöht, mein Atem ging flach und ebenfalls viel zu schnell. Wieder schluckte ich. „Oder was du damit anstellst", knurrte er und starrte wütend auf meine Lippen. Dann lockerte er seinen Griff um meinen Hals, fuhr mit seinem Daumen wieder nach oben, über mein Kinn, bis hin zu meinem Mund. Jetzt biss er sich auf die Lippen, fuhr meine mit seinem Finger nach und Grinste. „Ich glaube Babe, du weißt ganz genau was du da machst. Genauso gut wie ich ganz genau weiß was ich hier mache", zwinkerte er mir zu und drehte sich um. „Huuuuuh", atmete ich aus. Heilige Scheiße! Was war das denn grade?! Fuck! Ich könnte mich Ohrfeigen. Mein ganzer Körper zitterte, mein Herz schlug viel zu laut und zu schnell und mein Atem ging nur noch unregelmäßig. Haareraufend und sauer auf mich und meinen dämlichen Körper machte ich mich auf den Weg in meine Garderobe. Ich brauchte jetzt sofort irgendwas um runterzukommen. Am besten meine Musik und eine Kippe. Ja! Definitiv ein guter Plan.

S H E R R I E  &  J A M E SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt