Interview Teil 2

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Ich wollte schreien, mich bewegen, zeigen, dass ich noch da bin. Doch das brachte alles nichts. Ich war tot...

***

Im Auto wählte ich nochmal Julie's Nummer, doch noch immer nahm keiner ab. In meinem Magen machte sich ein unwohles Gefühl breit, weshalb ich sie über die App "Wo ist?" auf unseren Handys ortete. Die App zeigte mir ihren letzten Standort an, welcher sich aber seit einer Stunde nicht mehr änderte. Trotzdem fuhr ich dort hin, sicher ist sicher. Als ich dort ankam, stieg gerade der vorletzte  Feuerwehrmann ein. Wieso aber sie Feuerwehr?? Ich stieg aus und rannte zu ihm. Wenn das etwas mit Julie zu tun hatte, würde das nichts gutes bedeuten. "Entschuldigung!" rief ich und der Feuerwehrmann blickte zu mir, während ich weiter zu ihm joggte. "Was... was ist hier passiert?" Der Mann drehte sich zu dem abgebrannten Baum und den Überresten eines Autos.

"Es gab einen Autounfall." erklärte er mir. Ich checkte nochmal das Handy um zu schauen, ob es auch wirklich der Standort war. Denn irgendwie ergab das für mich keinen Sinn.

"Ist jemand verletzt worden?" Nun begann mein Herz zu rasen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich das wissen wollte. Denn wenn er mir jetzt mir einem ja antwortet, wüsste ich, dass es Julie war. Würde er aber mit einem nein antworten, wüsste ich immer noch nicht, wo genau sie jetzt steckte. Was ich aber wusste, war, dass es total untypisch für sie war.

"Wieso fragen Sie denn?" Ich war wohl zu neugierig, denn jetzt musterte mich der Feuerwehrmann kritisch. Ich zeigte ihm mein Display.

"Meine Freundin... Sie... Das war ihr letzter Standort und an ihr Handy geht sie nicht mehr ran." Der Mann nickte.

"Kommen Sie mal mit." Er nahm vorsichtig meinen Arm und führte mich näher zu den Trümmerteilen. "Erkennen Sie etwas davon?" Leider war es total schwer zu erkennen, welche Farbe das Auto ursprünglich hatte. Denn mittlerweile war alles voller Ruß und total ausgebrannt, weshalb ich den Kopf schüttelte. "Sehen Sie mal. Das ist das Kennzeichen. Erkennen Sie es?" Ich sah mich noch etwas am Unfallort um. Der Baum rauchte noch und überall roch es verbrannt. Etwas weiter entfernt lag Müll. Wahrscheinlich von Sanitätern. Dann wagte ich doch einen Blick auf das Kennzeichen und mein Magen drehte sich um 360°. Langsam nickte ich und führte eine Hand an meinen Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken.

"Wissen Sie, was mit der Fahrerin passiert ist?" fragte ich dann mit brüchiger Stimme und total besorgt und packte mein Handy weg, denn jetzt stand es fest, dass es Julie war, die den Autounfall hatte. Zu meinem Bedauern schüttelte er nur den Kopf.

"Ich habe von einem Sanitäter mitgehört in welches Krankenhaus Sie sie bringen, aber mehr nicht." Er gab mir die Adresse des Krankenhauses und ich machte mich sofort auf den Weg dort hin. Mit zittrigen Armen und zittrigen Beinen kam ich endlich auf dem Parkplatz an, stieg aus und legte einen Sprint, wie ich es auf dem Spielfeld tat, in die Notaufnahme. Dort war um diese Uhrzeit nicht sonderlich viel los. Nervös lief ich an den Empfang.

"Entschuldigung." Als die junge Frau aussah, fiel ihr Kiefer fast zu Boden.

"M... Mason Mount?" Ich nickte. Gut. Sie kannte mich.

"Kennst du meine Freundin?" Sie nickte. "Wurde sie hier eingeliefert?" Ich versuchte ruhig zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen.

"Einen Moment, ich checke das." Dann tippte sie etwas auf ihrer Tastatur herum und sah mich dann traurig an. Irgendwie wusste ich was gleich kam. Ich wusste, dass dieser Blick nichts gutes heißen konnte und stellte mich deshalb schonmal auf das schlimmste Szenario ein, was nur hätte passieren können. "Mr. Mount, es tut mir leid." sagte sie und stand auf. "Ich..." Ich hielt meine Hand hoch und signalisierte ihr, dass sie bitte ihre Klappe halten möge.

"Bringen Sie mich einfach zu ihr." flüsterte ich fast schon und folgte ihr dann. Vor einem Zimmer mit einer Tür aus Metall blieben wir stehen.

"Wie gesagt, es tut mir wirklich leid." Daraufhin öffnete sie die Tür und der Anblick, welcher sich mir dort bot, riss mir den Boden unter den Füßen weg, ließ sich meinen Magen um weitere 360° drehen und ich hyperventilierte fast schon. Da lag sie - kalt, blass, leblos. Ihr Gesicht wies viele Schrammen auf und auch ihre Arme und Beine waren voll damit. Augenblicklich sackte ich zusammen und brach in Tränen aus. Julie war tot und es war meine Schuld. Wieso musste ich sie auch während einer Autofahrt anrufen?? Sie würde nie mehr zu mie kommen, mich nie wieder zum lachen bringen, mir nie wieder einen Kuss geben oder nie wieder ihre Blaubeermuffins machen. Ich würde nie mehr ihren Duft riechen, nie mehr ihre Haut auf meiner spüren. Nie. Mehr.

***

Ich wollte nicht, dass er mich so sah. Es wäre besser gewesen, er hätte mich glücklich und lebendig in Erinnerung behalten. Dieser Anblick ließ mich in die Knie sinken. Am liebsten würde ich ihm umarmen, ihn küssen und ihm sagen, dass ich hier war, doch ich konnte nicht. Ich konnte nur dabei zusehen, wie sein Herz in Millionen Stücke gerissen wurde und sie alle ins nichts fielen. Nichs und niemand konnte Mason nach diesem Anblick wieder so zusammen flicken, wie er war. Er würde nie mehr zu mir kommen, mich nie wieder zum lachen bringen, mir nie wieder einen Kuss geben. Nie. Mehr.


Auf Anfrage - Bitteschön ☺💕

Mason Mount OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt