Seitenwechsel

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Endlich war es soweit. Ich hatte es erfolgreich geschafft, meine Eltern zu überreden, zu diesem Liverpool Spiel gegen Chelsea zu gehen. Mein rotes Trikot hatte ich bereits angezogen und betrachtete mich gerade im Spiegel. Die Nummer elf stand mir wirklich gut. Dass ich ein Liverpool Fan war, lag in der Familie. Bereits mein Vater und auch mein Großvater waren beide begeisterte Liverpool Fans. Kaum zu übersehen, wenn man weiß, dass mein Vater es geschafft hat, diese Mannschaft trainieren zu dürfen. Doch mein Vater war nie so beeindruckt davon, dass ich ein Fußball Fan war. Er sagt, ich mache das nur, um anderen Jungs zu gefallen. Aber ich bin jetzt neunzehn geworden und denke, dass ich es schon wüsste, wenn ich das nur für andere, anstatt für mich machen würde. "Katy Klopp!" rief mich mein Dad aus der Küche.

"Ich komme!" rief ich zurück. Das war bereits das dritte Mal, dass er mich rufen musste, denn ich war einfach zu beeindruckt von meinem ersten Trikot. Meine Mutter hatte es mir vor ein paar Tagen zum Geburtstag geschenkt. Irgendwie hätte ich gerne ein Neco Williams Trikot gehabt, aber meine Mutter hatte wohl irgendwas für Mohamed Salah übrig und deswegen liefen wir heute auch im Partnerlook herum. Noch ein letzter Griff in meine Haare und dann düste ich aus der Tür hinaus und setzte mich auf die Rückbank unseres Autos.
Im Stamford Bridge Stadion angekommen, bekamen meine Mom und ich VIP Tickets, damit wir uns auch während des Spiels frei bewegen konnten, nahmen unsere Plätze ein und warteten, bis das Spiel beginnen würde. Mein Vater stellte sich nach vorne in die Coaching Zone. Nach und nach kamen auch immer mehr Spieler und dann sah ich auch mal Salah persönlich. Ich dachte mir, dass es vielleicht ziemlich toll aussehen würde, wenn ich eine Unterschrift von ihm auf meinem Trikot haben könnte. Also sagte ich meiner Mutter, dass ich gleich wieder kommen würde und lief erst ins Büro meines Vaters, wo ich mir einen schwarzen Edding schnappte, und dann in Richtung Spielfeld. Doch auf dem Weg dorthin, rannte ich ausversehen in eine Person hinein. "Oh, Entschuldigung." stammelte ich, als ich wieder richtig stehen konnte. Dann blickte ich hoch in braune, warme Augen, welche mich so sehr fesselten, dass ich vergaß, weshalb ich hier war.

"Hier, den hast du verloren." sagte der Große im blauen Trikot und reichte mir den Edding wieder. Oh ja, total vergessen. Ich wollte ja ein Autogramm.

"Danke." Ich nahm den Stift entgegen und mit einem breiten Grinsen sah er mich an.

"Du bist also heute für Liverpool?" fragte er rhetorisch, denn die Antwort war ja klar. Doch ich nickte trotzdem.

"Mein Vater ist der Trainer. Ich habe praktisch keine andere Wahl." entgegnete ich und spielte mit dem Stift in meinen Händen herum.

"Außer du wechselst die Seiten." Er lief weiter in Richtung Spielfeld und ich folgte ihm, damit ich das Gespräch weiter halten konnte.

"Das wird aber niemals passieren. Ich bin ein Liverpool Fan." Um das zu demonstrieren, küsste ich das Wappen auf dem Trikot und der Braunhaarige lachte.

"Glaub mir, ich werde dich vom Gegenteil überzeugen..." Er fuchtelte leicht mit seinen Armen herum, da er meinen Namen nicht wusste.

"Katy." brachte ich schließlich hervor.

"Katy." wiederholte er. "Ein schöner Name." Ich grinste. "Na dann, bis nach dem Spiel, Katy." Er zwinkerte mir zu und lief auf das Spielfeld hinaus. Ich blieb allerdings kurz vor dem Ausgang des Tunnels stehen, da er mich dann doch ein wenig verzaubert hatte. Mit dem Edding schlug ich mir zwei Mal auf die Handfläche, bis ich mich dazu entschied, mich umzudrehen und wieder auf meinen Platz zu setzen. In diesem Moment schien mir die Unterschrift wirklich nicht viel Wert gewesen zu sein. Also steckte ich den Stift ein und machte mich wieder auf den Weg zu meiner Mom.
Nach langem Warten waren dann auch endlich alle alle Spieler da und das Stadion füllte sich mit etlichen Menschen. Die eine Hälfte des Stadions war blau, die andere rot. Die Anspannung war enorm groß. Jeder wollte das Ding hier zu 100 Prozent gewinnen. Doch irgendwie ruinierte mir der Fußballer, in welchen ich versehentlich gerannt bin, die Freude auf den möglichen Sieg von Liverpool. Ich schaute auch eher auf die Spieltaktik von Chelsea, als auf die von Liverpool. Vor allem aber schaute ich auf den Spieler mit der neunzehnt darauf. Und endlich wusste ich, wie er hieß - Mount. Mein Handy verriet mir, dass es sich dabei um Mason Tony Mount handelte. Ein Mittelfeldspieler des FC Chelsea's. Immer wieder rannte dieser knapp an meinem Dad vorbei, weshalb ich die Chance nutzte und mich neben ihn stellte.

"Hey Schatz, was machst du hier?" fragte mich mein Dad und zog mich zu sich in eine kurze Umarmung. "Du solltest gar nicht hier sein. Ich muss mich konzentrieren."

"Ach, das schaffst du. Von hier aus ist nur die Sicht besser." Auf Mason Mount. Aber den Teil sparte ich mir lieber. Hin und wieder lief Mason an mir vorbei und sah mich, anstatt den Ball an. Was ihm auch mal zum Verhängnis wurde. Denn dadurch erntete Liverpool einen Einwurf, welcher kurze Zeit Später auch zum ersten Tor der Partie führte.
Die erste Halbzeit verlief recht ohne Fouls und endete in einem 1:2 für Chelsea. Auf Liverpool's Seite war es Salah, welcher das Tor schoss und die Namen von Chelsea's Spielern konnte ich mir nicht merken. Der Einzige war Mason. Nur schoss der diese Tore nicht. Die Spieler verschwanden im Tunnel und ich nahm auf dem Sitz meines Vaters Platz, während er in der Umkleidekabine der Jungs eine Ansprache hielt. Zuerst verließen die Chelsea Spieler wieder den Tunnel und passten sich auf dem Platz ein paar Bälle zu. Einer der Bälle kam zu mir geflogen, weshalb ich ihn annahm und auf ein Handzeichen der Spieler wartete. Doch statt eines Handzeichens kam der Besitzer des Balls direkt zu mir.

"Tut mir leid, Katy." sagte Mason und ich passte ihm den Ball zu.

"Kein Ding." entgegnete ich.

"Du siehst gar nicht so niedergeschlagen aus." stellte er fest und grinste dabei wieder breit. "Bist du etwa doch ein Chelsea Fan? Habe ich es geschafft, dich auf die gute Seite der Macht zu bringen?" Eine Star Wars Passage, wirklich?

"Tja, wer weiß." sagte ich und zuckte mit den Schultern. Mason schnippte in die Hand und lief langsam Rückwärts.

"Das deute ich als ja." lachte er, drehte sich um und lief wieder zu seinem Kollegen mit der 21 auf dem Rücken. Nun musste ich auch etwas grinsen und ging wieder zurück auf den Platz von meinem Vater.
Nach der zweiten Halbzeit sah das Ergebnis nicht anders aus. Chelsea hatte gewonnen und um ehrlich zu sein, machte mich das wirklich glücklich. Mein Vater verschwand fast sofort nach Abpfiff mit seinen Männern im Tunnel, doch die Chelsea Spieler verschenkten noch ihre Trikots und verteilten Autogramme. Auf dem Weg in den Tunnel blieb Mason bei mir stehen und zog sein Trikot vor mir aus. "Hier." sagte er und hob es mir hin. "Blau steht dir bestimmt besser." Ich lachte und nahm das Trikot in die Hand.

"Ich kann meinen Vater nicht einfach so hintergehen." Für diesen Satz erntete ich eine hochgezogene Augenbraue.

"Na komm, es weiß ja sonst keiner, dass du die Tochter des Trainers bist, oder?" Ich schüttelte mit dem Kopf. Tatsächlich hatte mein Vater sein Privatleben immer aus der Öffentlichkeit gehalten, wofür ich ihm wirklich dankbar war. "Na also, dann landet auch kein Bild von dir in der Presse, oder?" Wo er recht hat, hat er recht. Also zog ich einfach sein Trikot über das von Mohamed Salah und trug jetzt statt dem roten Trikot mit der elf ein blaues Trikot mit einer neunzehn darauf. Mit einem Zwinkern lief Mason langsam rückwärts weg und verschwand fast ganz im Tunnel. "Ach ja, und vergiss nicht zu schauen, wie es gewaschen werden muss!" rief er noch, bevor ihn die Menschenmasse in den Tunnel zog. Was sollte das aber bedeuten? Verwirrt zog ich mir das Trikot wieder vom Kopf und betrachtete das Waschetikett. Darauf zu sehen waren aber keine Warnhinweise, sondern eine Nummer. Masons Nummer. Ich konnte mein Glück kaum fassen und würde Saltos machen, wenn ich nur könnte. Doch ich ließ mir nichts anmerken und zog mir das Trikot wieder über den Kopf.

"Hey, was soll denn das?" fragte mein Vater, als wir nach dem Spiel wieder alle im Auto saßen und er gefühlt zum ersten Mal von seinem Handy sah. Meine Mutter schmunzelte. Sie hatte schließlich die ganze Geschichte live mitangesehen.

"Ich habe die Seiten gewechselt, Dad." entgegnete ich stolz.

Mason Mount OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt