Kapitel 2

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Nicht nur das meine Bluse klitschnass war, nein, denn anscheinend juckte es meinen neuen Nachbarn ebenso wenig, dass es noch andere Menschen gab, die um diese Uhrzeit schliefen. 
Oder wie meine Wenigkeit arbeiteten.

Ok, er war eben erst eingezogen und vielleicht wollte er nur eine kleine Einweihungsparty schmeißen oder so was in die Richtung, obwohl mir außer einem paar Schuhe keine Weiteren vor der Tür auffielen, wie dem auch sei, sollte er für heute Nacht seinen Spaß haben.
Zudem war ich eh viel zu müde, um eine Diskussion mit unbekannt zu starten und eigentlich ins Bett sollte.
Morgen musste ich mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren, schließlich hing meine Zukunft daran.

Mit nassem Oberteil und leerem Weinglas machte ich mich auf den Weg ins Bad, als etwas Flauschiges, mein Bein streifte.
Mr. Twinkles schlich schnurrend um mich herum, während ich versuchte, meinen Gang fortzusetzen.
"Na mein Süßer". Ich beugte mich nach unten, um ihn hinter dem Ohr zu kraulen. "Ich hoffe du hattest ebenfalls einen schönen Tag?"
Ein wohlbesonnenes miau war seine Antwort und ich nahm das mal als Ja auf.

Mein Kater begleitete mich jetzt seit ca. 7 Jahren. Er war mir wichtiger als alles andere, obwohl das viele nicht verstanden, da er nur eine Katze war.
Schon allein die Aussage machte mich wütend, schließlich hatten auch diese ein Herz und eine Seele und mal ganz ehrlich wurde jemand schon mal von einem Tier enttäuscht?
Nein, eben.
Aber das kam hauptsächlich von den Leuten, die selber keine Tiere besaßen oder mit Tieren einfach nicht konnten.
Für mich wiederum bedeutete diese Liebe mehr als die zu den meisten Menschen in meine Leben, außer natürlich meiner Familie und Mia.

Mia war wie Mr. Twinkles ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben, wir kannten uns bereits aus dem Kindergarten, haben zusammen die High-School besucht und ebenso das dasselbe College.
Während ich mich für Journalismus entschied, befasste sie sich mit der Rechtswissenschaft.
Wir teilten uns ein Zimmer auf dem Campus, feierten ausgelassene Partys und absolvierten zeitgleich unseren Abschluss.
Während ich den Job bei Daily Nova bekam, machte sie das ein und andere bezahlte Praktikum in verschiedenen Kanzleien, um sich am Schluss bei der der besten zu bewerben.
So ihre Devise.
Auch wenn sich das alles ziemlich perfekt anhörte, hatten selbst wir einige Hürden zu meistern und unsere Päckchen zu tragen.
Doch genau in diesen Momenten hatte sich gezeigt, was wahre Freundschaft bedeutete.

Eine halbe Stunde später und mit einem neuen Shirt bekleidet kuschelte ich mich mit Mr. Twinkels unter die Decke meines Bettes.
Die laute Musik war leider immer noch zu hören und ich hatte das dumpfe Gefühl, sie würde so schnell auch nicht enden.
Ich hoffte inständig, dass es bei diesem einen mal blieb, dafür hatte ich zurzeit echt keine Nerven. Jetzt ging es darum, meine Karriere auf Vordermann zu bringen, anstatt mich mit meinem unruhestifteten Nachbarn herum zu schlagen.

Ich musste irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, war es bereits hell.
Mit zusammengekniffenen Augen setzte ich mich auf, als ich ein kleines Knurren zwischen meinen Beinen wahrnahm.
Mr. Twinkles lag dort, so wie eigentlich jede Nacht. Er hatte zwar sein eigenes Plätzchen neben dem Bett, allerdings legte er sich jeden Abend an die Spitze meiner Füße und kuschelte sich dazwischen.
Ich mochte es wenn er das tat, so wusste ich er war da und es gab mir ein Gefühl von Sicherheit.

Soweit ich mich erinnern konnte lief die Musik noch einige Stunden weiter bis ich letztendlich eingeschlafen war. Dementsprechend kurz war meine Nacht gewesen.
Völlig übermüdet stand ich auf und machte mir erst mal einen Kaffee.
Ich hoffte inständig das es heute keine Wiederholung gab.
Während die Kaffeemaschine ihren Dienst vollzog, öffnete ich den Schrank über mir um meinem flauschigen Mitbewohner sein Frühstück zu überreichen.
Da fiel mir auf das dringend Einkaufen gehen sollte.

"Hmm, wir hätten Hühnchen oder Wild im Angebot, was darf es denn sein der Herr?" Fragend blickte ich hinunter zu Mr. Twinkles.
Er saß dort ohne jegliche Regung und starrte mich mit seinen Kulleraugen an.
Manchmal hatte ich das Gefühl er Verstand was ich sagte aber dachte sich sein Teil und überspielte es gekonnt.
Ich weiß, typisch Katzenmama.
Nachdem ich keine Antwort erwarten sollte, nahm ich das erstbeste aus dem Schrank, füllte damit sein Futternapf und stellte diesen auf seinen Platz.
Schneller als ich schauen konnte machte er sich bereits über sein Fressen her.

Hope for forgivenessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt