Kapitel 3

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"Mia, du bist einfach ein Genie." Fassungslos und mit einem breiten grinsen im Gesicht sah ich sie an.
"Oh Baby, sag mir was Neues." Mit einer gespielten Arroganz warf sie ihre langen schwarzen Haare hinter ihre Schulter.
"Du bist einfach unverbesserlich", lachte ich als mir mit einem mal etwas bewusst wurde.
Wie zur Hölle sollte ich es schaffen das ausgerechnet Lion, der begehrteste Rockstar, mich in sein Leben ließ.
Ihm zu sagen das ich Redakteurin war, würde ihn höchstwahrscheinlich verschrecken, aber einen auf Groupie zu machen ebenso.

"Aber wie bekomm ich ihn dazu, mich in sein Leben zu lassen?" Fragend sah ich zu Mia.
Auch ihr schien gerade bewusst zu werden das ihre Idee zwar brillant war aber wir keinerlei Ansätze hatten das Ganze umzusetzen.
"Wie wäre es wenn du dich als sein größter Fan ausgibst?" -
"Dein Ernst? Soll ich mir jetzt ein Bandshirt anziehen, seinen Namen tätowieren lassen und ihm Bilder von unseren zukünftigen Kindern in Briefkasten werfen? Überhaupt nicht gruselig wenn man bedenkt das ich eben halb nackt vor seiner Tür stand." Machte ich meiner besten Freundin klar und auch sie musste bei der Vorstellung anfangen zu lachen.
"Ja ok, das wäre echt ne Nummer zu viel. Wie wäre es wenn du dich als Musikredakteurin oder so etwas in der Art ausgibst?"
An sich keine dumme Idee, nur leider hatte ich zu wenig Ahnung in der Branche.

Ich machte mir eben noch Gedanken darüber, als es an der Tür klopfte.
"Erwartest du noch jemanden?" Fragte mich Mia.
"Nein, nicht das ich wüsste." Langsam erhob ich mich und ging Richtung Türe, als es erneut klopfte.

Als ich diese öffnete stand niemand Geringeres als Lion vor mir, dieses mal jedoch mit einem Hoodie bekleidet.
Wie von allein hielt ich mir die Hände vor die Brust, da ich noch immer das gleiche Shirt trug.
Auch ihm entging mein Handeln nicht, denn sein Blick lag nun auf meinem Brüsten und ein Grinsen umspielte seine Lippen.
Bitte nicht schon wieder.

Noch immer fokussiert auf meinen Vorbau, räusperte ich mich und seine Augen fanden meine. Er schüttelte den Kopf, so als ob er irgendwelche Gedanken damit abschütteln würde.
"Du wunderst dich bestimmt wieso ich hier bin", sein Ausdruck wurde Ernst und er strahle reine Arroganz aus.
"Also wie du schon mitbekommen hast, gehört die Wohnung gegenüber mir und das sollte unser kleines Geheimnis bleiben, verstanden!"
So wie er das aussprach war das keine Bitte, sondern eine klare Ansage.

Ich starrte ihn einfach nur an.
Dachte er wirklich das ich eine von der Sorte war die deswegen sofort loszog und es mit der ganzen Welt teilte oder wie eine seiner Groupies, die ständig vor seiner Tür lauerten, in der Hoffnung er würde mich irgendwann herein beten?
Ich hatte mein Erfahrung mit Typen wie ihm, den beliebten.
Und nach dieser hatte ich mir geschworen nie wieder einen tiefer in mein Leben zu lassen als nötig, denn das bedeutete nur Schmerz und ein gebrochenes Herz.

Ok, ich war Redakteurin und somit auch mehr oder weniger von der Presse wenn man es genau nahm und zugegebenermaßen brauchte ich seine Aufmerksamkeit um an meine Story zu gelangen, aber das war ausschließlich wegen meines Jobs der Fall und das wusste er ja nicht.
Privat gesehen waren Prominente in meinen Augen auch nur Menschen.
Um ehrlich zu sein, war es nicht ohne so jemanden als Nachbarn zu betiteln, aber ich machte daraus keine große Sache.
Ausgenommen für meinen Beruf hatte es keinen Vorteil oder Grund für mich, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.
Ich respektierte die Privatsphäre von ihnen, was jedoch falsch wäre, dass in diesem Fall zu behaupten, da ich genau in dieser wühlen musste, um meinem Bericht das gewisse Etwas zu geben und um ehrlich zu sein, machte mich diese Erkenntnis zu keinem besonders guten Menschen.
Zu meiner Verteidigung, ich wollte nur ein kleines Highlight über ihn erfahren und nicht seine Lebensgeschichte veröffentlichen.
Jeder Job hatte doch seine Schattenseiten oder?

"Hallo?" Fragend fuchtelte er mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum und holte mich somit aus meinen Gedanken.
"Hast du das verstanden?" -
"Ja, das hab ich", sagte ich und setzte eines meiner schönsten lächeln auf.
"Lion, ich hatte nie vor damit an die Öffentlichkeit zu gehen oder so etwas in der Art, falls du das dachtest", nahm ich ihm seine bedenken. "Im Gegenteil, ich finde es sehr interessant das ein Musiker mein neuer Nachbar ist", sprach ich unüberlegt weiter.
"Ah. Wie darf ich das jetzt verstehen?" Sein Blick veränderte sich von Ernst in neugierig.

Während ich versuchte, eine passende Antwort darauf zu finden, fielen mir Mias Worte wieder ein.
"Ich bin zufällig Musikjournalistin falls dir dieser Beruf etwas sagt. Ich arbeite bereits mit ein paar kleineren Künstlern zusammen. Begleite sie auf ihre Konzerte und berichte über Neuigkeiten, Entwicklungen, Veröffentlichungen etc.", erzählte ich weiter und versuchte dabei seriös zu wirken. "Es liegt also nicht in meinem Interesse deinen Wohnort preiszugeben. Im Gegenteil, vielleicht erhalte ich dadurch die Chance euch einmal zu Interviewen oder über eines eurer Konzerte zu schreiben."

Ein wenig verwundert schaute er mich an und begann ebenfalls zu grinsen.
"Oh, das ist ja interessant. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet, aber gut zu wissen." Er verschränkte die Arme und sein grinsen wurde breiter.
"Und wie darf ich das verstehen?" Wiederholte ich seine Worte.
"Wie du sicher weißt haben wir morgen ein Konzert, bevor es für uns auf Tournee geht und da uns so etwas wichtig ist, frage ich dich einfach direkt ob du nicht Lust hättest uns zu begleiten? Wir würden beide davon profitieren. Du für deine Karriere und wir für unsere."

Entweder hatte er mich durchschaut oder es war sein Ernst und er wollte nur nett sein. Aber egal was es war, um meine Rolle aufrecht zu erhalten musste ich da jetzt durch.
"Das wäre mir eine Ehre", ich streckte ihm meine Hand entgegen. "Ich bekomm ein Interview und ihr eine erstklassige Story, Deal?"

"Deal", antwortete er und besiedelte diesen mit seiner Hand in meiner.
"Ich lass dir für morgen alles zukommen. Falls du jemanden mitbringen willst dürfte das kein Problem sein. Bis dahin einen schönen Abend noch, Elly."
Er zog seine Hand langsam zurück, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.
Seine eisblauen Augen und der Blick, der dahinter lag, machten mich erneut nervös und ich spürte wie mein Puls anstieg.
"Ich freu mich auf dich", zwinkerte er mir entgegen, drehte sich um und verschwand in seiner Wohnung.

Ein wenig neben mir stand ich immer noch an Ort und Stelle, als hinter mir Mia nach mir rief. Was war das eben? Diese Blicke.
Ich schüttelte den Kopf, wie er es vorhin getan hatte, um die Gedanken, die sich grad anbahnten, abzuwerfen, schloss die Tür und machte mich auf den Weg zurück in die Realität.

"Sag mal wo warst du denn so lange?" Mia stand in der Küche, hatte die Einkäufe wie es aussah bereits verräumt und schenkte uns eben ein Glas Wein ein.
"Lion war an der Türe und wir hatten ein sehr interessantes Gespräch" antwortete ich ihr und nahm abermals auf der Couch platz.
"Und du hast nicht einmal daran gedacht mich zu rufen, damit ich einen Blick auf den heißen Rockstar werfen kann? Oh, Elly, womit hab ich dich verdient." Jammerte sie gespielt und überreichte mir gleichzeitig das volle Glas mit unserem Lieblingswein.
"Bevor du mich als schlechteste Freundin der Welt betitelst solltest du wissen, das wir beide Morgen auf seinem Konzert sein werden und das niemand Geringes als ich ein Interview mit dem heißen Rockstar haben werde." Jetzt war ich es die mit gespielter Arroganz ihre Haare hinter die Schulter warf.

Ihre Augen weiteten sich und ihr Mund klappte nach unten.
"Bitte? Oh mein Gott, du musst mir alles erzählen."
Sie setzte sich ebenfalls und ich erzählte ihr was sich eben an der Tür abgespielt hatte.
"Okay. Also entweder er hat dich durchschaut oder er meint es gut mit dir."
Meine Worte.
"Ja und deswegen muss ich mich so gut es geht darauf vorbereiten. Ich muss da wirklich authentisch rüber kommen und abliefern. Falls ich auffliegen sollte dann wars das für mich und meine Story."
"Keine Sorge, mein Schatz, wir bekommen das hin und Dr. Google wird uns dabei behilflich sein."
Voller Elan hob sie ihr Glas in die Höhe und ich tat es ihr gleich.
"Ein Hoch auf Dr. Google", rief ich.
"Cheers".
Wir stießen an und tranken einen Schluck.
Dies würde eine lange Nacht werden.

Hope for forgivenessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt