Kapitel 1

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"Elly, beruhig dich, es wird schon gut gehen", versuchte mich meine beste Freundin Mia am Telefon zu beruhigen.
Sie konnte gut reden, sie wurde auch nicht zum 4-Augen-Gespräch mit ihrer Chefin zitiert.
Linda del Larive.
Chefin von Daily Nova, einer der erfolgreichsten Redaktion unserer Zeit.
Veröffentlichungen dieser Zeitschrift waren weltweit bekannt und ebenso beliebt.
Dementsprechend war Linda eine der angesehensten Frauen in dieser Branche.
Dazu sollte gesagt sein, dass Sie an sich einer der nettesten Menschen war, die ich je getroffen hatte, doch ihren Launen waren tagesabhängig.
An guten Tagen konnte man alles von ihr haben und wurde mit Lob überhäuft.
An schlechten wiederum hagelte es nur so von Kündigungen.

Seit ca. zwei Jahren war ich nun ein Teil von Daily Nova.
Es war schon immer mein Traum gewesen eine angesehene Journalistin zu werden, doch bisher hatte ich nur kleinere Aufträge zugeteilt bekommen, was an sich kein Problem darstellte, aber ich wartete seit Wochen darauf endlich mal an eine große Story zu gelangen, um mein können unter Beweis zu stellen.

Gestern bekam ich dann die lang ersehnte E-Mail meiner Chefin, das ich doch heute um 15 Uhr bei ihr im Büro sein sollte und wie schon erwähnt, weiß man bei ihr nicht genau, ob das jetzt Gutes oder Schlechtes zu bedeuten hatte,
entweder gab sie mir endlich die lang ersehnte Chance oder aber sie drückte mir die Kündigung in die Hand und nur der Gedanke daran ließ mich schier verrückt werden.

Ich seufzte.
"Ich kann mich nicht beruhigen, was wenn sie mich kündigen möchte? Wie soll ich meine Miete bezahlen oder meine Versicherungen? Und am aller wichtigsten, wie soll ich Mr. Twinkles versorgen, der arme wird qualvoll verhungern?" 
Mr. Twinkles war mein Kater.
Ich liebte ihn mehr als alles andere, auch wenn manche Leute eine solche Bindung nicht nachvollziehen konnten. Tiere waren manchmal die besseren Menschen und das wurde mir oft genug bewiesen.

"Dein Ernst?" Sie lachte. "Also erst mal wird sie dich sicher nicht kündigen und wenn doch bist du jederzeit bei mir Willkommen, das einzige wofür wir eine Lösung bräuchten wäre Mr. Twinkles. Ich glaube er hasst mich."
Dieses Mal war ich diejenige die schmunzeln musste.
"Er hasst dich nicht. Er ist nur ...  etwas einzigartig."
"Er beißt mir ständig in die Wade wenn ich zu Besuch bin. Du kannst mir nicht sagen das, dass normal ist?"
"Was soll ich sagen, Mr. Twinkles hat eben ein ausgeprägtes Verlangen nach fleischhaltigen Individuen."

Mr. Twinkles war mein Kater.
Ich liebte ihn mehr als alles andere, auch wenn manche Leute eine solche Bindung nicht nachvollziehen konnten. Tiere waren manchmal die besseren Menschen und das wurde mir oft genug bewiesen.

"Mia, im Ernst ich hab einfach Angst." 
Auch wenn sie nur versuchte mich aufzumuntern, das half in dieser Situation kein bisschen.
"Elly. Vertrau mir, es wird alle gut gehen und jetzt geh rein und hör auf mich davon zu überzeugen deine Katze bei mir wohnen zu lassen."
"Du hast recht. Wie dem auch sei, ich melde mich später noch mal und erzähl dir wie es gelaufen ist."
Mit diesen Worten beendete ich unser Gespräch am Telefon und machte mich auf den Weg ins Innere der Redaktion.

Beim Eintreten begrüßte mich bereits Meredith unsere Rezeptionsdame. Sie war Mitte 40 und manchmal ein wenig zu temperamentvoll, so das man sie an und an durch die gesamte Redaktion schreien hörte, wenn mal wieder ein Telefonat nicht so lief wie sie es sich vorstellte. Gelegentlich ganz amüsant.

Ich grüßte Meredith zurück und machte mich auf den Weg zum Büro unserer Chefin.
Da sich dieses im ersten Stock befand, war ich gezwungen den Aufzug zu benutzen.
Dort angekommen sprang bereits die dicke Metallwand auf, sodass ich ohne weiteres Einsteigen konnte.
Schon mal ein guter Anfang.
Im Inneren des Fahrstuhls holte ich erstmal tief Luft und blickte meinem Spiegelbild entgegen.

Mein goldblondes Haar hatte ich zu einem strengen, hohen Pferdeschwanz gebunden, meine grünbraunen Augen mit ein wenig Wimperntusche hervorgehoben und mein Körper schmückte ein eng anliegendes Kostüm, bestehend aus einem schwarzen Bleistiftrock, einer weißen Bluse und einem dazu passendem Blazer.
Mir gefiel das Outfit, vor allem weil es meine Kurven so schön betonte, allerdings war es äußerst unbequem.
Obwohl mir der elegante Look gefiel, bevorzugte ich dann doch lieber meine Stretchjeans und Sneakers.

Hope for forgivenessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt