Kapitel 10

37 9 7
                                    

Nachdem die Jungs ihr vorerst letztes Konzert hinter sich hatten, entschieden wir es, ein wenig ruhiger angehen zu lassen und vor unserem Bus eine Feuerschale zu entfachen.
Keith und Hunter kümmerten sich um das Feuer, Hunter um die Sitzgelegenheiten davor und Lion um den Alkohol.
Ich verkroch mit derweil nach oben und telefonierte mit Mia. Auch dieses mal versuchte sie auf mich einzureden und mich davon zu überzeugen, das nicht jeder Mensch schlechte Absichten hatte und manchmal mehr als nur Worte dahinter waren.
Und so gerne ich ihr glauben wollte, hinderte mich mein innerer Schweinehund noch immer daran.

Als ich daraufhin den Bus verließ, traute ich meine Augen kaum. Nicht nur die Jungs hatten es sich gemütlich gemacht, auch das ein oder andere Fangirl war wieder mit von der Partie.
Ich hatte keine Ahnung, aus welchen Löchern sie jedes mal krochen, aber meine Laune sank innerhalb weniger Sekunden in den Keller.
Auch Lion wurde von einer umgarnt und ich hatte nicht den Eindruck, dass er abgeneigt wäre.
Obendrein musste ich zugeben, dass sie wirklich hübsch war, sowohl ihre Figur als auch ihre Haare und Make-up waren makellos.
Und da war er wieder, dieser kleine Funken Eifersucht, der mich rasend machte.

Gerade als ich versuchen wollte mich wieder im inneren des Busses zu verkriechen, entdeckte Lion mich, schenkte mir ein Lächeln und klopfte mit seiner Hand auf den freien Platz neben sich.
Wie von selbst folgte ich seiner Anweisung und setzte mich neben ihn.

"Ich hab dir einen Platz neben mir freigehalten", sagte Lion noch immer mit einem Lächeln im Gesicht und erst da bemerkte ich, das er sich in meine Richtung gedreht hatte und seinem Anhängsel nicht weiter Beachtung schenkte.
"Danke." Antwortete ich ein wenig platt, da ich nicht mit seiner Aufmerksamkeit gerechnet hätte.
Er fasste unter seinen Stuhl und überreichte mir ein volles Glas klarer Flüssigkeit.
"Was ist das?" Skeptisch hob ich eine Augenbraue, was Lion ein Lacher bescherte.
"Probier", befahl er mir und ich wusste nicht, ob ich es gleich bereuen würde oder nicht. "Vertrau mir."
Noch immer ein wenig kritisch dem Getränk gegenüber, kostete ich dieses und war erstaunt über den Inhalt.
"Gin Tonic?" Fragte ich ein wenig irritiert. "Woher..?"
"Du hattest erwähnt, dass das dein alkoholisches Lieblingsgetränk wäre, also habe ich mir gedacht, ich besorg dir einen", klärte er mich auf. "Ich hoffe die Mischung ist in Ordnung?"

Vollkommen gerührt von seiner Aktion antwortete ich: "Er ist Perfekt, Danke."
Ich konnte mir ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen, so süß und liebevoll war diese kleine Geste.
Auch wenn es sich nur um so etwas Banales wir ein Getränk handelte, war es die Aufmerksamkeit dahinter, die ich so an ihm schätzte.
Das tat er nicht das erste mal und wieder stellten sich mir tausend fragen und ich unterdrückte die aufkommenden Schmetterlinge in meiner Magengegend.
Wieder hinterfragte ich sein Handeln und unterdrückte die aufkommenden Schmetterlinge in meiner Magengegend.
Nicht verlieben, nicht verlieben, nicht verlieben.

Ein lautes Räuspern von Mrs. Platinblond gegenüber von mir holte mich wieder ins hier und jetzt zurück.
"Wie wäre es mit Wahrheit oder Pflicht?" Fragte sie in die Runde und die Mehrheit war dafür.
"Gute, dann fang ich an", hörte ich die schwarzhaarige Schönheit neben Lion sagen.
"Lion, Wahrheit oder Pflicht?" Fragte sie an ihn gewandt.
Das war so klar!
"Pflicht."
Ich nahm einen großen Schluck meines Gins, da mir das Ganze wirklich nicht geheuer war und ich wusste, worauf sie hinaus wollte.
"Du musst dir eine von uns aussuchen, die mir dir 7 Minuten in Himmel darf, oder eher gesagt in den Tourbus und du darfst ganz allein entscheiden, was dort drin passiert", sagte sie in ihrer verführerischsten Stimme und schenkte ihm ein perfektes Lächeln.

Während Lion in die Runde sah, leerte ich mein Glas in einem Schluck und mir wurde übel bei dem Gedanken, was gleich passieren würde.
Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, störte mich die Tatsache, dass eine der Damen gleich mir ihm im Bus verschwinden würde.
Lion stand auf, seinen Oberkörper in ihre Richtung gewandt und mir war klar, dass sie in jenem Moment die Glückliche sein würde, als mich schlagartig eine Hand am Handgelenk packte und mit sich zog. Lion.
Völlig neben mir folgte ich ihm und schaute dabei in die hinter mich.
Während die Jungs sich ein Lachen verkniffen, töten mich augenblicklich sämtliche weibliche Augenpaare.

Ohne ein weiteres Wort zog mich Lion in sein Zimmer und mit jedem Schritt stieg meine Nervosität ins endlose.
Als wir oben ankamen, schloss er die Türe und setzte sich auf die Bettkante, während ich mit erhöhtem Puls wenige Zentimeter vor ihm stand.
Wir sahen uns eindringlich an und keiner von uns sagte auch nur ein Wort.
Er hatte die Überhand, schließlich besagte die Regel, dass ganz allein er entscheiden durfte und mir war klar, was er wollte.
Und obwohl mein ganzer Körper zitterte, ging ich einen weiteren Schritt nach vorne, setzte mich rittlings auf seinen Schoß und legte meine Hände in seinen Nacken, ohne auch nur den Blick abzuwenden.
"Was tust du da?" Flüsterte er.
"Ich mache das, was du willst", wisperte ich.
"Und du denkst, das ist das, was ich will?" Seine Stimme klang heißer und seine blauen Augen verdunkelten sich.
"Ist es nicht?"
Schamhaftigkeit machte sich in mir breit, da ich der festen Überzeugung war, dass das der Grund war wieso er mich wählte, schließlich flirtete er seit Tag eins mit mir und machte mir mehr als deutlich worum es ihm ging. 
"Du hast keine Ahnung, wie sehr ich das wollen würde und wie oft ich mir das schon vorgestellt habe", setzte er an und legte seine Hände an meine Hüften. "Aber nicht heute. Nicht so. Ich möchte, dass du jetzt aufstehst, dich ins Bett legst und mir vertraust."
Sagte er  und schob mich sachte von seinem Schoß.

Ohne ein weiteres Wort entledigte ich mich meiner Hose und legt mich wie angewiesen in das Bett aus roter Seide.
Er ließ mich keine Sekunde aus den Augen und als ich die Decke über mich zog, legte er sich neben mich auf den Rücken und zog mich in seine Arme.
Wir lagen nun eng umschlungen in seinem Bett und meine Gefühle fuhren Achterbahn.
Ich verstand die Welt nicht mehr und wollte endlich Klarheit haben.
"Wieso hast du mich gewählt?" Unterbrach ich die Stille.
"Weil halt." War seine plumpe Antwort und ich spürte, wie die Stimmung kippte.
Dennoch ließ ich mir es nicht nehmen, weiter nach zu hacken.
"Warum ich?" Fragte ich erneut.
"Ist doch egal", murmelte er erneut und das war der Punkt, an dem das Fass endgültig überlief.



Hope for forgivenessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt