Schicksalhafte Begegnung Kapitel 9

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Schicksalhafte Begegnung



Kapitel 9





Arthur blieb dicht vor ihm stehen, so das Merlin etwas den Kopf heben musste, um ihn anzusehen. Das tat er auch; er stand vor dem Wraith stolz und ohne Furcht und schaute ihm trotzig in die Augen. Allerdings war er angespannt, wartete darauf, das Arthur sich an ihm nährte. Doch irgendwie wusste er auch, das er es nicht tun würde. Na ja; er war sich nicht ganz sicher. Aber was hätte das für einen logischen Sinn, wenn er Merlin die Gabe des Lebens schenkte, nur um ihm es jetzt zu nehmen?

Arthur schaute ihn an und hob langsam seine Futterhand und Merlin zuckte unwillkürlich zusammen, ohne das er es wirklich wollte. Und das ärgerte ihn maßlos; er wollte keine Schwäche zeigen. Doch die Schmerzen des Nährens waren noch sehr präsent in seiner Erinnerung, genauso wie die wahnsinnige Gefühle, die Merlin bei der Gabe des Lebens fühlte. Und er wusste verdammt nochmal nicht, was Arthur vorhatte. Aber er würde nicht zurückweichen...Niemals, egal was er tun würde.

Doch Arthur hielt inne mit der Bewegung seiner Hand und legte leicht den Kopf schief, musterte Merlin so intensiv, das er den Blick senkte. Verdammt; dieser verfluchte Wraith brachte ihn aus dem Konzept. Schließlich sagte der Wraith, der sein Zusammenzucken natürlich bemerkt hatte.

„Kein Vertrauen? Nach all dem, was wir zusammen erlebt haben?"

Es klang spöttisch und doch schwang ein Hauch von Anklage darin.

„Vielleicht...Weil wir das alles erlebt haben", antwortete Merlin „Und nein.Vertrauen ist eine sehr empfindliche Angelegenheit. Finden Sie nicht?"

Arthur sagte nichts dazu; noch nicht. Stattdessen fuhr er mit der Bewegung seiner Futterhand fort und strich Merlin mit den langen, schwarzen, scharfen Krallen eine Locke aus seiner Stirn. Diese Bewegung war so leicht, fast nicht zu spüren und doch bewirkte es, das Merlin wieder diese Schauer über den Rücken rieselten. Gott, wieso hatte dieser Außerirdische solche Wirkung auf ihn? Merlin war verwirrt und im Moment nicht in der Lage zu reagieren. Arthur ließ die Hand fallen und trat etwas zurück, aus dem persöhnlichen Bereich von Merlin heraus.

„Ja. Mag sein. Trotz allem finde ich das ziemlich deprimierend", antwortete der Wraith jetzt.

„Wie bitte?", fragte Merlin nach einem Moment erbost, als er wieder klar denken konnte „Wissen Sie was deprimierend ist? Sie haben sich nicht an die Abmachung gehalten und haben sich bei der nächsten Gelegenheit an mir genährt. Und das nicht nur ein bisschen. Vertrauen? Das ich nicht lache. Kaum war ich eingeschlafen, hatten Sie das ausgenützt. Okay, Sie waren verletzt, aber trotz allem hatten wir einen Deal. Den Sie nicht eingehalten haben."

Gott, er sollte nicht zu sehr auf Konfrontation aus sein. Arthur war immer noch ein Wraith; der Feind. Und es war ja nicht so, als wären sie beste Freunde. Es war einige Zeit vergangen; er könnte jetzt anders denken. Und Merlin war auf keinen Fall in einer Position, um jetzt aufzutrumpfen. Okay, er war definitiv lebensmüde, ihn so herauszufordern.

„Sie haben nichts verstanden, so wie ich das sehe. Ich dachte; Sie würden es verstehen", antwortete Arthur unbeeindruckt.

„Was verstehen?", fragte Merlin nach.

„Ich tat es nicht nur, weil ich meine Wunden heilen wollte. Ich tat es hauptsächlich, um Sie zu schützen. Die Soldaten kamen und ich war verletzt. Ich musste mich nähren, um zu kämpfen. Mit der Verletzung war ich zu geschwächt gewesen. Sie hätten uns beide getötet oder gefangen genommen. Talik wäre wirklich wütend gewesen und hätte uns keinen schnellen Tod geschenkt. Und es war niemand da, außer Sie, um mich zu nähren. Wäre es anders gewesen, hätte ich es nie getan. Ich respektierte unsere Abmachung."

„Oh ja. Ich war da und Sie haben mich im Schlaf überrumpelt", zischte Merlin „ Ich hatte eine Waffe und konnte auch kämpfen und ich hatte vorher schon gekämpft."

„Ja, das weiß ich", antwortete der Wraith „ Aber sie waren schon sehr geschwächt und es waren sehr viele Soldaten. Ich habe gesehen, das Sie Schwierigkeiten hatten, die Soldaten zu bekämpfen. Das wäre nicht gut gegangen. Also nahm ich mir den Rest Ihrer Lebenskraft und tötete die Angreifer. Wie Sie schon wissen, kann ich einigen Kugeln standhalten, ohne gleich zu sterben. Ich wusste, das Sie es nicht konnten. Und ich wollte vermeiden, das sie erschossen werden, denn eine Kugel hätte gereicht. Oder nicht?"

Merlin musste zugeben, das er recht hatte. Er war sehr erschöpft, als er an dem Baum lehnte. Wäre das nicht so gewesen, wäre er nie eingeschlafen. Und ja, er war unkonzentriert, geschwächt und etwas wackelig gewesen. Jede Bewegung war anstrengend und kämpfen war zu dieser Zeit nicht sehr effizient gewesen. Vielleicht wäre er dort gestorben, wenn Arthur nicht gekämpft hätte. Und ja, eine Kugel hätte für ihn gereicht.

„Okay", gab er knirschend zu „Von dieser Warte ausgesehen, hatten Sie recht. War nicht meine Sternstunde an diesem Tag. Wäre es aber gewesen, wenn nicht ein gewisser Wraith sich an mir gütlich getan hätte", musste er doch wieder sagen.

Er konnte es einfach nicht lassen. Aber anscheinend schien Arthur gerne mit ihm zu diskutieren. Denn er sagte nun.

„Sie wissen ganz genau, wenn ich mich nicht an Ihnen genährt hätte, so wie Talik es wollte; wäre das uns beiden nicht bekommen. Talik ist ein Mörder; er hätte auch uns beide getötet. Das wissen Sie nur zu gut, Emres. Außerdem weiß ich wirklich nicht, warum Sie sich so aufregen? Ich gab Ihnen Ihr Leben zurück und Sie haben das anscheinend sehr genossen. Nicht wahr?", sagte Arthur und sah Merlin mit leicht schief gelegten Kopf, was so typisch an ihm war, an.

Merlin war froh, das die Beleuchtung nicht so hell war, denn er wurde wirklich verlegen und hatte wahrscheinlich gerötete Wangen, als er unter sich sah und den Blick in die blauen, geschlitzten Augen vermied.

„Ich weiß nicht, was Sie meinen", antwortete Merlin ausweichend „Natürlich war ich froh, nicht als Greis den Rest meines Lebens fristen zu müssen. Logisch. Oder?"

Arthur lachte leise und kam wieder ein paar Schritte auf ihn zu. Merlin sah ihn immer noch nicht an, sondern an ihm vorbei zu dem Tisch mit den vielen Stühlen. Zwölf zählte er so nebenbei. Er wusste einfach nicht, wieso ihm diese Sache so peinlich war? Und warum die Nähe dieses Wraith ihn so nervös machte? Gott, er war alles andere als prüde. Doch er wollte nicht, das Arthur bemerkt hatte, das er in seiner Hose kam. Aber warum regte ihn das so auf? Das war ja eigentlich nichts Besonderes, zumal er das nach einem Traum im Bett schon öfter hatte. Wieso bei ihm? Weil er ein außerirdisches, männliches Wesen war? Oder weil...Nein, das würde er nicht zu Ende denken. Zum Glück sprach Arthur weiter.

„Okay", sagte nun der Wraith „Dann werde ich Ihnen noch etwas über uns erzählen, was sie nicht wissen. Wir können sehr gut riechen. Ich kann Angst, Unsicherheit an einem Menschen riechen und...Wenn sie sexuell erregt sind. Und das sehr intensiv, was das angeht. Menschen sondern Pheromone ab und Sie...Emres; Sie waren definitiv..."

„Okay", sagte er schnell „Ist das jetzt ein Verbrechen? Und ist das jetzt so wichtig?"

Verdammte Scheiße; er wusste es. Also gut; nicht zu ändern, dann musste er jetzt da durch, doch er würde lieber sterben, als Arthur zu zeigen, das es ihm peinlich war.

„Ist es Ihnen unangenehm, das ich es bemerkt habe?", fragte Arthur mit einem amüsierten Blick in diesen sonderbaren, blauen Augen „Dann möchte ich mich entschuldigen, das ich es angesprochen habe."

Merlin sah ihn einen Moment überrascht an. Ein Wraith, der sich entschuldigte? Bei einem Menschen? Er hatte schon viel erlebt, vor allem mit Wraith, doch so etwas nicht. Wraith betrachteten Menschen als minderwertige Spezies und nicht gleichgestellt. Sie würden sich nie entschuldigen. Aber Arthur hatte es gerade getan. Er war so anders wie die anderen oder nur bei Merlin. Er bezweckte etwas mit ihm, das war Merlin klar. Er wusste nur noch nicht, was.

„Es ist mir egal", zischte Merlin angepisst, auch weil er nicht wusste, was der Wraith vorhatte „Und jetzt wirklich nicht wichtig. Und es war nicht das erste Mal. Gott, wir Menschen sind halt sexuell aktiv. Dafür braucht man sich nicht zu schämen. Es ist natürlich."

Und warum war er dann so verlegen?

„Wie Sie meinen", sagte Arthur „Ich dachte nur, ich sollte Ihnen sagen, das es nicht üblich ist."

„Was? Die Gabe des Lebens? Das weiß ich doch", antwortete Merlin „Nur treuen Anhänger und Brüder. Das sagten Sie schon. Ich bin ja auch dankbar, das Sie..."

„Nein. Das meinte ich nicht", fiel ihm Arthur leicht kopfschüttelnd ins Wort „ Es ist nicht üblich das derjenige sexuell erregt ist, wenn er die Gabe des Lebens bekommt. Nicht, wenn es nur eine Geste zwischen Brüder oder Anbeter ist. Anders allerdings, wenn es sich um Gefährten handelt. Dann ist es fast selbstverständlich."

Einen Moment war es totenstill in diesem Raum. Merlin starrte ihn fassungslos an, bis er seine Stimme wiederfand.

„Wie bitte?"

Was sollte jetzt diese Aussage? Gefährten? Merlin war nicht sein Gefährte. Das war absolut absurd und verrückt. Er war ein Wraith und männlich. Und er war ein menschlicher Mann und er mochte Frauen. Er hatte zwar kein Glück mit ihnen, aber er hatte sich nie für Männer interessiert. Sicher, er hatte schon mal festgestellt, das dieser oder jener Mann gut aussah oder gut gebaut war, aber nicht in diesem Umfang. Nein, das war absurd.

„Das ist absurd und unmöglich", sagte er jetzt laut „Und an den Haaren herbei gezogen."

„Finden Sie?"

„Ja, verdammt", zischte Merlin und wusste wieder mal nicht, wieso er so sauer darauf reagierte „Und können wir bitte das Thema wechseln? Töten Sie mich oder nähren Sie sich, aber können wir aufhören, darüber zu reden?"

„Wieder so eine herausfordernde Antwort, die so typisch für Sie ist", sagte Arthur und neigte leicht den Kopf „Sie sind auf eine gewisse Art faszinierend und ich weiß wirklich nicht, was ich mit Ihnen tun soll."

Und er sah Merlin wieder so seltsam an, so das der Major wegsah. Wieso reagierte er so bei diesem Wraith? Es lag nicht daran, das er gefährlich war oder er ihm nicht traute. Aber Merlin verweigerte sich die Antwort, schob sie einfach weg. Stattdessen sagte er jetzt.

„Wahrscheinlich werden Sie mich dem Commander ausliefern, der mich dann wohl für die Schmach essen wird. Wird bestimmt lustig werden...Ich meine für denjenigen, der zum Essen kommt."

Und da war er wieder...Sein Sarkasmus.

Arthur lachte leise.

„Das sind Sie schon...Mir ausgeliefert. Und das mit dem Essen...Hhm...", es klang genießerisch „Sagte ich schon, das Sie eine delikate Mischung sind?"

Jetzt sah Merlin ihn wieder an; er war mehr als überrascht. So überrascht, das er Arthurs Aussage von Essen überging, obwohl er schon einen Kommentar auf der Zunge hatte.

„Sie...Sie sind der Commander dieses Schiffes?"

„Ja. Und von den restlichen zwölf in meiner kleinen Flotte."

„Wie...?"

Arthur setzte sich an den Tisch. Er wirkte...relaxt. Was Merlin ein gutes Zeichen wertete, dann hatte er jetzt keinen Hunger. Er kannte ihn, wenn er hungerte. Das hatte er auf ihrer Flucht gesehen. Er war dann gereizt und mürrisch. Und wahrscheinlich schien er gut zu schmecken, so wie Arthur sich ausdrückte, wenn er auch nicht darauf einging, schien er es mehr aus Spaß gesagt zu haben. Was Merlin wieder überraschte; er schien auch Humor zu haben. Obwohl; er musste es ja wissen, wie er schmeckte.

Merlin beschloss, sich auf die andere Seite des Tisches zu setzten; anscheinend war Arthur nicht bestrebt, ihm seine Lebenskraft zu rauben. Noch nicht. Trotz allem blieb er wachsam. Es war angenehm, auf diesem Stuhl zu sitzen und er strich gedankenverloren über die weiche Tischplatte. Arthur beobachtete ihn dabei und seine Mundwinkel zuckten.

Der Tisch war aus einem seltsamen Material, sowie die Stühle. Sie fühlten sich weich und warm an, genau so wie der Tisch. Und die Möbel sahen alle aus, als wären sie aus dem Boden gewachsen. Was Merlin nicht als unwahrscheinlich einstufte, schließlich war das Schiff halb organisch. Er sah wieder den Wraith an, nachdem er fertig war, die Möbel zu inspizieren, der ihn ungeniert musterte. Aber es war etwas Intimes, so wie der Wraith ihn ansah. Merlin versuchte, unbeeindruckt zu wirken, was nicht leicht war.

„Wie man zu einer Flotte kommt?", fragte er Merlin und lächelte; Merlin war froh, das er die unangenehme Stille durchbrach. Und er erhaschte einen Blick auf seine messerscharfen Zähne.

„Indem man den Commander tötet und seinen Platz einnimmt. Der Commander dieses Schiffes war schwach. Ich habe mir die Loyalität dieses Schiffes und den anderen verdient, in dem ich ihnen klar machte, das er schwach und unaufmerksam war. Das kostete ihn das Leben."

Respekt! Kaum ein paar Monate draußen, hatte dieser Wraith schon einen gewaltigen Aufstieg hinter sich. Aber Merlin wunderte das nicht wirklich. Arthur war zwar ein Außerirdischer, aber er wirkte nicht wie jemand, der orientierungslos durch das Leben taumelte. Mag sein, das er in der Zelle nach langer Gefangenschaft etwas eingerostet war, aber sich anscheinend sehr schnell erholt hatte und seine Ziele in die Tat umgesetzt hatte.

„Ist das die übliche Vorgehensweise?", fragte Merlin und sah jetzt vom Tisch auf.

„Bei uns...Ja. Das Gesetz des Stärkeren."

„Okay. Dann ist mein Plan aufgegangen."

„Und der war?", fragte Arthur neugierig.

„Die Wraith provozieren, um aus der Zelle zu kommen, weil ich den Commander beleidigt habe. Und er mit Sicherheit die Beleidigung nicht ignoriert hätte, da ihr viel zu arrogant seid, um euch von einem minderwertigen Menschen beleidigen zu lassen. Und wenn ich draußen wäre...Nun... sehen, ob ich eine Fluchtmöglichkeit habe. So...Ungefähr."

Arthur lächelte belustigt. Ja, das war ein waghalsiger Plan, so wie er ihn vom Major kannte. Genauso waghalsig wie die Flucht bei den Genii. Trotz allem schüttelte er leicht den Kopf.

„Zu gewagt", sagte er amüsiert „Und typisch Emres Plan. Immer mit dem Kopf durch die Wand. So etwas geht nicht immer gut. Ich sage Ihnen, wie es normal abgelaufen wäre"; er lehnte sich zurück, es schien ihm Spaß zu machen, Merlin zu belehren „Also...Erste Möglichkeit. Der Commander hätte sich nicht lange mit Ihnen aufgehalten, sondern Sie, wie Sie immer so schön sagen...Zum Essen eingeladen. Leider wäre Ihnen das Essen nicht sehr bekommen. Das wäre dann das Ende der Geschichte. Zweite Möglichkeit...Wären Sie wirklich in der Lage gewesen, vier ausgewachsene, kampferprobte Drohnen ohne Waffen zu überwältigen und sich dann quer durch das Schiff zur Jäger Bucht durchzuschlagen, wären Sie nicht weggekommen, da Sie die Jäger nicht fliegen können. Und glauben Sie mir...Sie wären nie bis zur Jäger Bucht gekommen. Sie haben keine Ahnung, wie viele Wraith an Bord sind. Es wäre diesmal nicht gut ausgegangen. Ende der Geschichte."

Merlin nickte leicht. Ja, wahrscheinlich wäre es so abgelaufen und er wäre jetzt tot, wäre der Commander ein Anderer. Doch er wusste immer noch nicht, was Arthur mit ihm vor hatte. Also sagte er.

„Okay. Wahrscheinlich wäre es so gekommen. Doch ist es nicht. Also...Was ist jetzt mit mir? Bin ich Geschichte?"

Arthur sah ihn emotionslos an. Das hasste Merlin so an ihm; er konnte so verdammt teilnahmslos sein und man wusste nie, wo man bei ihm dran war. Merlin glaubte auf Anhieb, das er manipulativ war und auf seinen eigenen Vorteil aus. Er kannte ihn etwas, schließlich war er fast drei Tage mit ihm auf der Flucht gewesen.

„Sie sind jetzt schon ein Teil der Geschichte."

Was war das denn für eine Antwort? Er hatte vergessen, das er es auch hasste, wenn Arthur so mystische Antworten gab, aus denen man alles Mögliche interpretieren konnte. Verdammter Weltraum Vampir!

„Was heißt das denn? Können Sie mir nicht mal eine normale Antwort geben?"

Arthur sah ihn nur wieder mit einem neutralen Gesichtsausdruck an, nur seine Augen leuchteten in dem matten Licht. Ja, seine Augen waren das Bemerkenswerte an ihm. Doch das wäre nicht genug, ihn zu beschreiben. Arthur war nicht menschlich und jadegrün. Außer seinen weißen Haaren und den kleinen Bart am Kinn, hatte er keine andere Behaarung im Gesicht. Keine Augenbrauen. Dafür ein wirklich schönes Tattoo an seinem linken Auge.

Er war nicht schön im menschlichen Sinne und auch nicht mit einem Menschen zu vergleichen. Doch er war auf seine Art exotisch schön. Ja. Er war ein sehr schönes, exotisches Lebewesen und Merlin war auf eine gewisse Art fasziniert von ihm. Eine Art, die ihm gar nicht gefiel. Doch er schob diese Gedanken wieder weg und konzentrierte sich auf das Gespräch.

„Was passiert jetzt mit mir? Lassen Sie mich frei? Und wenn wir gerade dabei sind", sprach er ungeduldig weiter „Es wäre eine Geste des guten Willens, die Leute in den Zellen auch gehen zu lassen"

Arthur sah ihn immer noch mit diesem unleserlichen Gesichtsausdruck an.

„Sie müssen mir schon etwas bieten, damit ich Ihren Wünschen entsprechen kann. Sehen Sie...Wir haben unsere Weidegründe ausgedünnt, weil wir uns nähren müssen. Sie sollten mir schon etwas von Wert bieten, damit ich einlenke. Schließlich muss ich dann wieder auf Weidegang gehen und meine Mannschaft würde das nicht gefallen. Sie haben Hunger. Sie erwarten doch nicht, das ich ohne Gegenleistung ihre Wünsche verlockend finde?"

Manipulativer Bastard! Merlin hatte gleich das Gefühl, das er etwas von ihm wollte. Warum saß er sonst noch da und war kein Futter.

„Was wollen Sie?", fragte er langsam.

Arthur lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Man sah ihm an, das er diese Situation genoss.

„Im Moment...Nichts. Aber Sie schulden mir etwas, wenn ich Ihnen gebe, was Sie verlangen. Und irgendwann werde ich den Gefallen einfordern und Sie...", er beugte sich jetzt vor zu Merlin; seine Augen leuchteten „Sie werden dann tun, was ich verlange", sagte er leise.

Merlin konnte nicht den Blick von seinen Augen nehmen. Er atmete schneller und sein Herz setzte einen Moment aus, ohne das er es wirklich mit bekam. Er blinzelte. Verdammt, was war das nur, das dieser Wraith ihn so in seine Aufmerksamkeit zog. Und wieso hatte er so verflucht warm? Er stand abrupt auf und ging ein paar Schritte in dem Raum. Vielleicht um sich zu sammeln. Oder von ihm wegzukommen.

Gott, dieser Kerl konnte ihn ganz schön aus der Bahn werfen. Und er wollte nicht darüber nachdenken, wieso. Nein, das wollte er nicht. Schließlich drehte er sich um und musterte den Wraith, der ihn schweigend ansah. Merlins Blick streifte über sein langes, weißes Haar und er fragte sich unwillkürlich, wie es sich wohl anfühlte. Weich oder wie Stroh?

Er holte Luft und strich sich durch sein dunkles Haar. Verflucht, was dachte er? Es sollte ihm egal sein, wie sich das verdammte Haar anfühlte. Was war nur los mit ihm? Er konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Über was er allerdings nachdenken musste, was er antworten sollte. Die Leute würden alle nach Hause kommen, wenn er diesen Deal einging. Er dachte an die verschreckten Leute in den Zellen und wusste die Antwort.

„Ich werde nichts tun, was meinem Volk schadet, das dies klar ist", sagte er jetzt „Und ich werde auch nichts über meinen Stützpunkt sagen."

Arthur nickte.

„Natürlich; das würde ich auch nie verlangen. Aber wenn ich jemals Ihre Hilfe brauche..."

„Okay. Wir haben einen Deal. Und die Leute in den Zellen?"

„Ich werde Sie und die Leute in den Zellen an einem Stargate freilassen. Sie können dann alle nach Hause gehen, indem sie ihre Gate Adressen anwählen. Zufrieden?"

„Ja."

Arthur stand auf und kam auf ihn zu. Merlin spannte sich an; er traute ihm nicht, obwohl er keine Anstalten machte, sich an ihm zu nähren. Aber er würde nicht zurückweichen. Der Wraith blieb dicht vor ihm stehen und Merlin bemerkte, das er gut roch. Nach Wald und Regen, wenn er frisch gefallen war. Wieso war ihm das nie aufgefallen? Egal. Was jetzt mehr seine Aufmerksamkeit beanspruchte, das Arthur ihn sanft an den Schultern packte, ihn noch näher an sich zog und mit seinen Daumen über den Stoff streichelte. Die langen, scharfen, schwarzen Krallen schabten über den Stoff.

He? Merlin war verwirrt. Und so komplett konfus, das er sich nicht mal verspannte, als Arthur ihn mit seiner Futterhand berührte. Zumindest registrierte er nebenbei, das dies nichts mit Nähren zu tun hatte. Sondern...Was hatte der Wraith nur vor?

Er war ihm so nah und Merlin war sich sicher, das er einem Wraith noch nie so nah gekommen war. Außer, er lag tot zu seinen Füssen. Und er spürte, wie seine Daumen über seine Schultern strichen und er fand das nicht unangenehm. Verflucht...Was hatte das alles zu bedeuten? Diese ganze Geschichte mit Arthur hatte wirklich gravierende Nebenwirkungen. Er wollte sich aus dem Griff befreien, als der Wraith diese fast intime Stille durchbrach.

„Es ist noch zu früh", sagte Arthur leise „Sie sind voller Zweifel und Misstrauen. Und Sie wissen noch nicht, wo Ihr Platz ist. Noch nicht. Es wäre sinnlos, es zu erzwingen."

„Was?"

Merlin sah ihn wirklich verwirrt an. Und er stand Brust an Brust mit ihm. So nah, so verflucht nah, doch er war nicht beunruhigt. Seltsam. Was ihn allerdings mehr beschäftigte, das sein Herz schneller schlug und er fast versucht war, die Augen zu schließen und sich an den Wraith zu lehnen. Diese Ruhe, die Arthur ausstrahlte, tat Merlin wirklich gut, denn es beruhigte ihn auch, trotz das er fast in den Armen eines Wraith lag. Er war erschöpft und wollte sich nicht wehren. Nicht jetzt.

Doch trotz allem wollte er wissen, was zum Henker hier ab ging? Merlin war noch nie so verwirrt und konfus. Seine Gefühle schlugen Salto. Zweifel, Misstrauen, Unglauben und...Erregung. Was? Unmöglich. Er wollte von ihm weg, aber Arthur ließ ihn nicht, hielt ihn weiter fest. Und er bemerkte wieder, das er so kryptisch sprach, ohne das es einen Sinn ergab. Oder das man so ziemlich alles darin interpretieren konnte. Oh ja, er hasste das an ihm wirklich.

„Was soll das heißen?", fragte er etwas verstört, weil Arthur nichts sagte und ihn nur ansah „Können Sie nicht mal Klartext reden? Alles in einfache Worten ausdrücken, so das auch niedere Wesen wie Menschen das verstehen?"

Arthur antwortete nicht, trat zurück und ließ Merlin los. Ein Gefühl der Leere nahm von Merlin Besitz, doch er konnte sich nicht darauf konzentrieren. Er konnte sich im Moment gar nicht konzentrieren.

„Sie sind für mich kein niederes Lebewesen. Ich will Ihnen nur sagen...Sie wissen es bereits, aber sie sind so voller Widerstand. Wenn die Zeit kommt, werden Sie sich all diese Fragen selbst beantworten. Ich hingegen werde warten. Wraith haben sehr viel Geduld. Etwas, was uns die Zeit gelehrt hat."

Arthur drehte sich um und konnte so nicht Merlins völlig verwirrten Gesichtsausdruck sehen. Denn die Tür glitt auf und ein Wraith kam herein und beugte den Kopf. Merlin war so konfus, das er das gar nicht bemerkt hatte und sich nun auch umdrehte. Es war der Wraith von den Zellen, der ihn nur kurz ansah und sich nun seinem Commander widmete. Er sprach nicht, schaute nur seinen Commander an und Merlin schaute nun von einem zum anderen. Arthur zischte etwas und er beugte zustimmend den Kopf.

Was ging da ab? Merlin war überrascht und unsicher. Sie schienen sich zu unterhalten, aber...

Arthur wandte sich jetzt an Merlin. Wahrscheinlich, weil dieser ihn fragend mit einem Stirnrunzeln ansah.

„Es mag verwirrend für Sie sein, aber was Sie nicht wissen, ist das wir eine telepathische Rasse sind. Wir können telepathisch kommunizieren, auch über eine gewisse Entfernung."

„Sie können Gedanken lesen?"

„Könnte ich und...", er sah Merlin intensiv an „Wenn Sie denken, das ich das bei Ihnen tue, dann nein. Ich habe es nicht getan. Es ist schwierig und gefährlich, mit Gewalt in einen anderen Verstand einzudringen. In den meisten Fällen sind diejenigen geschädigt und der menschliche Verstand ist sehr labil. Das lag nicht in meinen Interessen...Major."

Es lag nicht in seinen Interessen? Oh ja. Merlin würde wirklich gerne wissen, was in seinen Interessen lag. Aber außer kryptischen Antworten würde der Wraith nichts sagen.

„Gut. Das rate ich Ihnen auch nicht", sagte Merlin jetzt „ Es käme einer Vergewaltigung meines Verstandes gleich."

„Ja. Das wäre es", pflichtete ihm Arthur bei, doch dann grinste er.

„Das wussten Sie nicht? Das wir eine telepathische Rasse sind? Ist es so?"

„Man lernt doch nie aus."

„Nein. Aber Sie wissen schon mehr über uns, als es jemals eine andere Rasse tut. Das sollte Ihnen zeigen, das ich Ihnen vertraue, Emres. Und ich wünschte mir, Sie würden mir Gleiches mit Gleichem vergelten. Wie sie schon bemerkt haben, bin ich nicht bestrebt, Ihnen das Leben zu nehmen."

„Dafür bin ich auch dankbar", sagte Merlin „Zumal ich es ja schon einmal fast verloren hatte. Nicht wahr?"

„Die Umstände, warum und wieso das so war, habe ich Ihnen bereits erklärt. Ich wusste ja nicht..."Arthur wirkte belustigt „Das Ihre Art dermaßen nachtragend ist."

„Tja", grinste Merlin „Wieder was gelernt über Menschen...Wraith."

„Nennen Sie mich Arthur; schließlich haben Sie mir diesen Namen gegeben."

Merlin verneigte sich leicht und sagte schmunzelnd.

„Wie Sie wünschen...Arthur."

Gott, jetzt schäkerte er wirklich mit dem Wraith, wenn auch unbeabsichtigt. Wenn das nicht abgefahren war, dann wusste er es auch nicht. Und niemand würde ihm das glauben.

Arthur grinste noch mehr und wies auf den Wraith in der Tür.

„Mein zweiter Commander wird Ihnen Räume zuweisen, bis wir bereit sind, Sie von Bord zu lassen", sagte Arthur „Ich habe jetzt andere Pflichten. Und da das ein sehr großes Schiff ist und viele Wraith an Bord sind, rate ich Ihnen, die zugewiesenen Räume ohne Begleitung nicht zu verlassen. Nicht jeder auf dem Schiff weiß, das Sie mein Gast sind. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine."

„Ja. Ich könnte aus Versehen gegessen werden. Schon klar", sagte Merlin sarkastisch.

„Dann wäre das geklärt", antwortete Arthur „Wir sehen uns später."

Merlin nickte und ging auf den Wraith zu, der vor ihm aus der Tür ging. Er folgte ihm durch das Schiff und ging gedanklich durch, was er erfahren hatte. Arthur wollte ihn nicht töten, das war klar.

Und er konnte verdammt gut riechen, was wohl an den beiden Schlitzen unter seinen Wangen lag. Und er war hoch telepathisch. Super. Er roch an Merlin alles und könnte seine Gedanken lesen. Es wurde immer persöhnlicher und vor allem intimer mit Arthur. Etwas, was ihn nicht so störte, wie es sollte. Etwas war definitiv nicht in Ordnung mit ihm.

Er war fast froh, das er jetzt von Arthur weg kam, der einen seltsamen Einfluss auf ihn hatte. Der Major atmete tief ein, während er dem Wraith durch das Schiff folgte. Wo brachte er ihn hin? Dieses Schiff...Arthur, all das wirkte auf ihn. Er war auf einem Feindschiff und umringt von Wraith, doch er fühlte sich nicht unwohl. Er fühlte sich...Sicher. Verrückt. Das alles war verrückt.

Endlich blieb der Wraith vor einer Tür stehen, die sich öffnete und er eine Hand einladend ausstreckte. Merlin sah ihn an, er musterte Merlin mit einem dieser für Wraith typischen, undefinierten Gesichtsausdruck. Der Major ging an ihm vorbei in die Räume, die jetzt etwas heller waren, als die anderen Räume. Die Tür schloss sich und er war allein.

Im ersten Raum waren ein Tisch und Stühle, an der Wand so etwas wie ein Sofa und ein Schreibtisch. In dem Schreibtisch waren Displays und alles in der Sprache der Wraith. Der Major warf nur einen kurzen Blick darauf, er verstand das eh nicht. Merlin ging durch den Raum und sah eine andere Tür. Dahinter war ein Schlafzimmer. Ein sehr großes Bett, so etwas Ähnliches wie ein Sessel und ein kleiner Tisch neben dem Bett. Alle Möbel schienen aus dem Schiff gewachsen zu sein. Und dieser Raum war angenehm abgedunkelt und warm. Merlin seufzte und sah zu dem Fenster. Dahinter leuchtete das typische Blau des Hyperraums.

Er war müde. Die Mission zu den Kandis, danach der Zwischenfall mit den Jäger und dann all das andere, forderten seinen Tribut. Dazu kam, das er im Moment nicht gut schlief, unausgeschlafen war. Es war so warm hier und er setzte sich auf das Bett. Es fühlte sich weich und warm an. Okay, er konnte nicht raus und durch das Schiff laufen und er wusste nicht, wann Arthur wieder kam. Merlin legte sich zurück auf das weiche, warme Bett, das ihn nur einzuladen schien.

Komm, ruhe dich aus!

Oh ja. Der Gedanke, sich einfach zurückzulehnen und die Augen schließen, war so verlockend. Es war warm und weich und...

Merlin öffnete ruckartig die Augen. Nein, er konnte hier nicht schlafen. Er war auf einem Feindschiff. Nur fühlte es sich nicht so an. Und hier in den Räumen war er in Sicherheit. Ja. Er könnte sich jetzt etwas ausruhen und er war sicher, das Arthur das auch so sah, sonst hätte er ihn nicht hierher geführt. Oder?

„Oh Gott, das ist verrückt.", sagte er leise.

Merlin beschloss, dem Drang etwas die Augen zu schließen, nachzugeben. Okay, er war auf einem Feindschiff, umringt von Wraith. Wenn sie ihn töten wollten, würden sie es tun, ob er schlief oder nicht. Also legte er sich auf das einladende Bett und schloss seufzend seine Augen. Er hoffte, das er sie auch wieder öffnen würde, während er langsam in den Schlaf glitt; mit dem Gefühl eines weichen, warmen Bettes unter sich.

Viel besser als seine Pritsche in seinem Quartier. Viel besser...

Weiter kam er nicht mit seinen Gedanken; denn er schlief ein und alles verschwamm.

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