In wenigen Minuten startet der Flieger. Ich schnalle mich an und erkläre Aiden wie der Gurt funktioniert. Doch leider hört er nicht richtig zu. Er schaut sich im Flieger um. All diese Personen die hier Platz finden sind für ihn Aufregung genug. Der Pilot meldet sich aus dem Cockpit und die Stewardessen zeigen die Sicherheitsvorkehrungen und Aiden hört mit voller Aufmerksamkeit zu. Ich schreibe währenddessen meiner Mutter, dass wir in ein paar Stunden ankommen.
Das Flugzeug fährt langsam an und nimmt die Startposition an. Ich spüre wie Aiden sich anspannt und rausschaut. Seine Atmung wird schneller. "Alles okay?", frage ich behutsam und lege meine Hand auf seine Schulter. Er dreht sich zu mir und ich sehe die Panik in seinen Augen.
"Ich habe Angst", sagt er.
"Du brauchst keine Angst haben. Wir werden sicher starten und auch wieder sicher landen", versuche ich ihn zu beruhigen. "Wenn du willst kannst du meine Hand halten." Ich halte ihn meine Hand entgegen, welche er sofort in seine nimmt. "Danke", haucht er.
Das Flugzeug wird immer schneller und hebt langsam vom Boden ab. Aiden sieht begeisternd aus dem Fenster und zerdrückt gleichzeitig meine Hand. Beruhigend fahre ich mit meinen Fingern über seinen Daumen. Langsam beruhigt er sich und ich spüre wie sein Herzschlag sich verlangsamt.
Wir steigen immer höher, bis wir die dicke Wolkendecke durchbrechen und den klaren blauen Himmel sehen. Langsam lässt Aiden meine Hand los. "Es ist wunderschön", sagt er und versucht zu begreifen, dass wir über den Wolken sind. "Das ist Magie! Wir fliegen! Wir fliegen wirklich!", sagt er immer wieder. Wie ein Gebet spricht er es vor sich hin. Gefesselt von der Technologie des 21. Jahrhunderts.
Ich lächle in mich hinein und öffne meine Playlist. Entspannt lehne ich mich zurück und beobachte Aiden. Für ihn ist all das hier neu. Noch nie ist jemand aus Andastra geflogen. Sie haben diese Technologie noch nicht für sich entdeckt und werden es auch nicht. Doch Aiden ist der erste seiner Art. Er schaut zu mir und deutet auf die Kopfhörer. Ich gebe ihm den freien Kopfhörer. Zusammen schauen wir aus dem Fenster und lassen uns von der Musik berieseln.
Erschöpft kommen wir vor meinen Elternhaus an. Jetzt eine gute Miene aufsetzen und hoffen das alles gut geht. Ich atme tief durch ehe ich den ersten Schritt mache und den Weg bis zur Veranda gehe. Aiden stets hinter mir. Ich klingle kurz und warte gespannt. Nur wenige Sekunden später wird die Tür aufgerissen. Zum Vorschein kommt meine Mutter. Sie trägt das größte Lächeln, was ich bis jetzt bei ihr gesehen habe.
"Es ist so schön, dass du endlich da bist!" Sie drückt mich so fest, dass ich keine Luft mehr bekomme.
"Ich freue mich ebenfalls", antworte ich ihr und lasse sie los.
"Und wer ist das?", fragt sie und deutet auf Aiden, welcher unangenehm neben mir steht.
"Ich bin Aiden, Mrs Newton. Es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen", er nimmt ihre Hand und küsst ihren Handrücken. Die Wangen von meiner Mutter färben sich rot.
"Du musst nicht so förmlich sein. Nenn mich bitte Ruth." Er lässt ihre Hand los und schenkt mir ein Lächeln.
"Ich höre einen leichten Akzent heraus. Woher kommst du?", fragt sie und macht für uns den Weg frei.
"Ich komme aus Irland und bin für ein Semester in die Staaten gekommen.", antwortet er und ich atme erleichtert aus.
"Was studierst du?"
"Geschichte. Ein höchst interessantes Gebiet, welches mein Herz und meine Leidenschaft gestohlen hat."
"Das ist bemerkenswert. Du kannst im Gästezimmer schlafen. Es ist schon alles vorbereitet. Packt erst einmal aus und kommt an." Sie verabschiedet sich von uns und geht in die Küche.
Ich deute Aiden an mir zu folgen. Mit meinem Koffer gehe ich die Treppe hoch und stelle mein Gepäck in mein Zimmer an.
"Ein schönes Zimmer. Es strahl Gemütlichkeit aus und deine Persönlichkeit wieder." Aiden stellt seinen Koffer ab und schaut sich in meinem alten Zimmer um.
"Ich kann dir gern dein Zimmer zeigen, es ist gleich gegenüber von meinem." Ich deute auf die Tür vor uns. "Mach es dir gemütlich. Wenn was ist, weißt du ja wo ich bin."
Er nickt und öffnet sein Zimmer. Es ist schlicht gehalten. Grau und Weiß dominieren gegenüber den anderen Farben.
"In ein paar Stunden findet ein Fest auf dem Marktplatz statt. Wie wärs wenn wir da hingehen?", frage ich vorsichtig nach.
Er dreht sich zu mir um. "Gern. Wie kleide ich mich? Gibt es einen bestimmten Dresscode?"
Ich schüttle den Kopf. "Nein, du kannst in deinen Sachen bleiben. Das ist vollkommen ausreichen."
Wir beide haben unsere Sachen weggeräumt und ich habe ihm das Haus und den Garten gezeigt. Dabei haben wir einen Tee getrunken und einen kalorienarmen Kuchen gegessen. Es wird Zeit aufzubrechen. Die Sonne geht gerade unter und kreiert einen Sonnenuntergang wie aus einem Bilderbuch.
"Viel Spaß euch beiden!", ruft meine Mutter uns hinterher, ehe sie die Tür schließt und uns unsere Privatsphäre gibt. In Stille laufen wir nebeneinander her. Ab und zu zeige ich auf Häuser meiner Mitschüler oder die verschiedenen Läden, an denen wir vorbeigehen.
Schon von weiten hört man das Getümmel und die Musik des Festes. Mittlerweile ist es dunkel geworden und die Laternen sind angegangen. Wir kommen am Eingang an und kaufen die Tickets für den Rummel.
Auch hier blinken die Lichter um die Wette. All diese Fahrgeschäfte kennt Aiden nicht, was bedeutet, dass wir jedes einzelne fahren werden. Ehe Aiden etwas sagen kann, schleife ich ihn zu den Auto-Skootern. Völlig überfordert schaut er mich an, doch ich grinse ihn nur an und fahre los. "Was machst du? Warum fährst du auf diese Personen zu? Wir können sie verletzten!", schreit er außer sich.
"Ganz ruhig. Uns wird nichts passieren. Diese Geräte sind dafür gebaut worden. Der Sinn dieses Fahrgeschäft ist es andere anzufahren. Es macht allen Spaß!", versuche ich ihn zu beruhigen. Er sieht mich nur panisch an. Doch nachdem ich etwas umhergefahren bin und wir von anderen angerempelt wurden und ich unsere Rache in die Tat umgesetzt habe, schleicht sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.
Nachdem wir mit der Geisterbahn gefahren sind, durch ein Funhouse gegangen sind und Riesenrad gefahren sind, stehen wir mit der Zuckerwatte am Kettenkarussell an. Voller Ehrfurcht sieht er in die Höhe. "Und du bist dir sicher, dass dieses Gefährt uns nicht umbringt?", fragt er bedenklich und beißt von der Zuckerwatte ab. "Keine Sorge. Wir werden nicht sterben." Ich ziehe ihn zu den Plätzen und zeige ihm wie er sich setzten muss, damit er nicht herunterfällt. Kurze Zeit später steigen wir in Schwindelerregende Höhe.
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Enchanted by you
FantasíaFictional Boyfriends can be real ... Ein Bücherwurm in Harvard entdeckt eine Welt voller Magie, als der Protagonist eines Fantasy-Romans plötzlich vor ihr steht und sie gemeinsam zwischen der modernen Welt und einem faszinierenden Königreich Gefahre...