"Du bist nicht wütend, dass ich hier randaliere?"

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Am nächsten Morgen ist die andere Seite meines Bettes leer. Ich steh auf und schaue aus dem Fenster. Die Sonne steht schon recht hoch am Himmel. Aiden muss schon seit einigen Stunden, sich aus meinem Zimmer geschlichen haben. Ich hoffe, dass ihn keiner gesehen hat. Ansonsten würde die Gerüchteküche wieder brodeln. Wer weiß, was dann über mich gesagt wird. Auch wenn ich es versuche, nicht an mich heranzulassen, ist es schwer die abwertenden Blicke zu ignorieren.

Frisch gekleidet mache ich mich auf den Weg zum Frühstück. Doch leider komme ich nicht so weit, da ich aufgehalten werde. Carden steht mir im Weg.

"Was willst du?", frage ich und versuche an ihn vorbeizukommen.

"Nicht so eilig, meine Schönheit", sagt er und lächelt.

Mir gefällt es nicht, wenn er mich so ansieht. Ich denke mir immer, dass er etwas ausheckt.

Ich versuche nicht auf den Spitznamen einzugehen und bahne mir meinen Weg an ihn vorbei, doch er lässt nicht locker.

"Wie war deine Nacht?", fragt er und weckt meine Aufmerksamkeit.

Alarmierend drehe ich mich um. Weiß er etwas? Hat er Aiden beschattet?

"Ruhig wie immer."

"Wirklich? Also wenn ich schon einen nächtlichen Besuch habe, dann will ich doch auch Spaß haben." Er geht ein paar Stufen herunter und steht mir gegenüber.

"Ich weiß nicht, was du meinst", sage ich gleichgültig und drehe mich um.

Carden umfasst meine Taille und zieht mich zu sich. "Ich verbiete es dir, dass er noch einmal dein Bett wärmt", raunt er mir ins Ohr.

"Zunächst ist nichts passiert und zum anderen es geht dich nichts an. Du hast mir nichts zu befehlen", zische ich und reiße mich von ihm los.

"Ich werde dir noch Anstand beibringen, meine Liebe. Darauf kannst du dich verlassen."

Ich höre ihn nicht mehr zu und laufe weiter zum Saal herunter. Mir kommen Diener entgegen, welche Tablets mit leckeren Essen in den Saal tragen. Schnell husche ich zwischen ihnen entlang.

Ich schaue in die Runde, doch mein Lächeln vergeht mir wieder. Neben Aiden sitzt meine Konkurrenz, welche mich heimtückisch angrinst. So als würde ihr Plan aufgehen. Doch nicht mit mir. So leicht lasse ich mich nicht unterbuttern.

"Guten Morgen, Thalia", grüßt mich Aiden, während ich mich auf den freien Platz neben Kian setzte.

„Morgen", grüße ich in die Runde.

"Thalia, ich glaube, dass du unseren Gast noch nicht kennen gelernt hast. Lady Arwen. Sie wird hier für einige Tage wohnen." Aiden deutet auf die Frau neben ihn.

Ich nicke ihr zu. "Freut mich, Sie kenne zu lernen."

Sie lächelt mich falsch an. "Liebes, es ist mir eine Ehre endlich deine Bekanntschaft zu machen. Ich habe schon viel von der mysteriösen Dame am Hofe gehört."

Der König wendet sich nun an mich. "Ich muss schon sagen, Sie haben mich gestern sehr überrascht. Sie sind nicht aufgefallen und haben sich angemessen benommen, Lady Thalia."

"Ich weiß eben, wo mein Platz ist."

Aiden trinkt von seinem Kaffee und sieht zu seiner Nachbarin, ehe er zu seinem Vater sieht.

"Das Götterfest steht an", fängt er an. "Darf ich diese leiten?"

Der König sieht ihn freudig an. "Mein Sohn, das ist eine fantastische Idee. Ich hätte dich ansonsten darum gebeten. So kann sich das Volk schon einmal an seinen neuen König gewöhnen."

"Ich möchte gern Lady Arwen zu meiner Begleiterin ernennen", verkündet Aiden und sieht lächelnd in die Runde.

Mir fällt die Kinnlade herunter. "Was?", rutscht es mir raus und prompt sind alle Augen auf mich gerichtet. "Du kennst sie doch nicht mal."

"Lady Thalia, zügle deine Zunge. Ansonsten muss ich sie des Frühstücks verbannen", brummt der König und sieht mich streng an.

"Thalia, sei bitte nicht eifersüchtig. Ich bin heute Morgen durch den Garten gelaufen und dabei ist mir Lady Arwen entgegengekommen. Wir hatten viel Zeit um uns näher kennen zu lernen."

Ich stehe auf, nehme mir eine Scheibe Brot und gehe ohne weiteres Wort aus dem Saal. Aiden muss auf den Kopf gefallen sein. Er kann nicht beim klaren Verstand sein. Er kennt sie nicht. Ich kenne ihn. Ich habe viele Stunden mit ihm verbracht. Diese Frau muss ihn in eine Art Bann gezogen haben.

Das kann nicht mit richtigen Dingen zugehen. Vielleicht hat sie ihn verhext. Oder einen Liebestrank gegeben. Er verhält sich sonst nicht so merkwürdig. Es geht mir alles viel zu schnell. Ich muss mehr über diese Person herausfinden. Vielleicht hilft mir Kian und Fynn, wenn sie mir glauben.

Sie darf davon nichts mitbekommen, dass ich ihr nicht traue. Bis jetzt gelte ich als eifersüchtig. So kann es auch gern bleiben. Das rechtfertigt mein eigentümliches Handeln und Verhalten.

Ich gehe wütend durch die Gänge und weiß nicht, wohin ich gehen soll. Was soll ich jetzt machen? Auf mein Zimmer gehen und weinen? Nein, ich bin nicht in einem Disney Film.

Ich beschließe in den Übungsraum zu gehen. Dort kann ich meinen Dampf ablassen. Kurzerhand gehe ich in die leere Halle. Zum Glück trainiert gerade keine Garde, ansonsten wäre ich wieder der Mittelpunkt der Situation.

Ich schnappe mir ein Schwert und beginne damit herumzufuchteln. Eine Strohpuppe steht nicht weit von mir und ich versuche all meinen Frust herauszulassen. Mit jedem Hieb, den ich der Puppe gebe, desto besser geht es mir. Ich stelle mir vor, wie ich Lady Arwen zerstückle. Ich sehe womöglich aus wie eine Verrückte, doch im Moment ist es mir egal. Ich kann es nicht in mich hineinfressen.

"Wenn du weiter so auf die Puppe einstichst, dann bleibt bald nichts mehr von ihr übrig", ertönt eine Stimme hinter mir.

"Dann ist es eben so", brumme ich.

"Dann würde ich das Schwert anders halten."

Ich spüre Hände, die meine umschlingen. Sein Körper ist an meinen gepresst und ich spüre die durchtrainierte Brust.

"So geht es besser." Er holt aus und zerschlägt die Puppe in zwei.

Ich lasse das Schwert los und drehe mich um. Kian lächelt mich an und reicht mir mein Schwert zurück. "Du musst deine Wut bündeln, um das Ziel besser zu treffen."

"Du bist nicht wütend, dass ich hier randaliere?"

"Wenn du wüsstest, was ich hier schon angerichtet habe. Nein, solange du deine Wut nicht an mir oder dir selbst ausübst, dann habe ich nichts dagegen."

Ich lächle. "Kannst du mir zeigen, wie es richtig geht?"

Er nimmt mir das Schwert ab und reicht mir eine Variante aus Holz. "Nur wenn du dich benimmst."

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