Fynn starrt mich an. Seine Aigen durchbohren mich. Er blinzelt nicht ein einziges Mal. Langsam wird mir sein Blick unangenehm. Ich versuche ihm stand zu halten und mich nicht einschüchtern zu lassen. Ich habe keine Angst. Nicht vor ihm.
Aiden schaut zwischen mir und seinem Freund hin und her. „Könntet ihr beide bitte damit aufhören euch anzustarren? Es wird langsam unangenehm", unterbricht er und kratzt sich verlegen am Kopf. Fynn ist der Erste, welcher sich aus seiner Starre löst. „Ich habe nur überprüft, ob sich nichts im Schilde führt", verteidigt er sich.
„Da könnt ihr euch sicher sein", antworte ich schnippisch und verschränke meine Arme vor der Brust.
„Ich möchte nicht, dass ihr euch streitet. Es ist wohl das Beste, wenn wir uns auf dem Weg machen. Es ist ein weiter Weg, circa einen Tagesritt, bis wir am Schloss ankommen." Aiden geht an uns vorbei und begrüßt seinen Schimmel. Dieser freut sich seinen Reiter wiederzusehen.
„Es wäre besser, wenn Lady Thalia ihr merkwürdiges Gewand wechselt. Sie könnte sonst zu viel Aufmerksamkeit erregen", sagt Fynn und deutet auf meine Kleidung. Aiden dreht sich zu mir um. Er mustert mich. „Ich gebe dir Recht." Er überlegt kurz. „Zieh mein Hemd an, dann fällst du nicht auf. Deine Gewänder verstecken wir in einer der Taschen."
Perplex sehe ich ihn an. „Ich soll nur in einem Hemd durch die Botanik laufen?", hacke ich nach.
Aiden und Fynn tauschen unsichere Blicke aus. „Ich weiß nicht was Botanik ist, doch es ist zu deinem eigenen Schutz Thalia", sagt Aiden und beginnt sich seine Jacke auszuziehen. Sofort drehe ich mich um. Fynn versucht sein Lachen zu unterdrücken, was ihm nicht ganz gelingt.
Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich drehe mich um und sehe Aiden vor mir stehen. „Hier." Er überreicht mir sein weißes Seidenhemd. Ich nehme es ihm ab und riskiere dabei einen Blick auf seinen freien Oberkörper, welcher nur spärlich von seiner Jacke verdeckt wird. Durchtrainierte Muskeln. Möglicherweise von vielen Stunden des Trainings. Jeder Muskel ist einzeln definiert. Ich muss aufpassen, dass ich nicht anfange zu sabbern.
Mit hochrotem Kopf verschwinde ich zwischen den Blättern des Waldes. Innerlich hoffe ich, dass er mein Starren nicht bemerkt hat. Falls doch, hoffe ich das er mich nicht darauf anspricht. Ich laufe dichter in den Wald und suche Schutz zwischen den Büschen. Vorsichtshalber schaue ich hinter mich, um mich zu vergewissern, dass auch wirklich niemand in der Nähe ist.
Hastig ziehe ich meine Sachen aus und werfe mir Aidens Hemd über. Sofort nehme ich seinen Duft ein. Zedernholz, ein Hauch von Orange und Vanille. Mir ist noch nie aufgefallen, wie gut er riecht. Ich fahre die Ärmel des Hemds nach und merke wie weich der Stoff ist. Ein warmes Gefühl überkommt mich. Ich fühle mich in seinen Sachen wohl. Geborgen.
Sorgfältig falte ich meine anderen Sachen und laufe vorsichtig den Weg entlang. Ohne Schuhe macht sich der harte Waldboden bemerkbar. Schmerzend verziehe ich mein Gesicht. Mit jeden meiner Schritte bohren sich mehr Steine in meinen Fuß. Erleichtert atme ich aus, als ich kurze Zeit später weiches Gras unter mir spüre. Ich schaue auf und sehe wie beide Jungs mich mit roten Wangen anstarren. Fynn beißt sich auf seine Lippe und Aidens Augen weiten sich. Er wendet seinen Blick ab, während Fynn nur schwer seine Augen von mir lösen kann.
Peinlich berührt stehe ich hilflos da. Es ist schon eine Sensation, dass sie mich mit so wenig Kleidung am Leib sehen. Aiden räuspert sich kurz, ehe er zu mir kommt und meine Kleidungabnimmt. Er verstaut sie in eine der Provianttaschen, steigt anschließend auf sein Pferd auf und reicht mir seine Hand. Zaghaft nehme ich sie an und lasse mich von ihm hochziehen. Bedacht, dass ich nicht zu viel Haut zeige, mache ich es mir hinter Aiden gemütlich.
„Am Besten hältst du dich an mir fest", sagt er so leise, dass nur ich ihn verstehen kann. Mit zitternden Händen umfasse ich seine Taille und streiche dabei über seinen muskulösen Bauch. Mit zitternden Händen umfasse ich seine Taille und streiche dabei über seinen muskulösen Bauch. Er wendet sich Fynn zu. „Kehren wir zurück."
Daraufhin reitet er los. Fynn holt uns ein und zusammen reiten wir über die weiten Graslandschaften von Andastra, welche der Landschaft von Irland gleichen. Je länger wir reiten, desto mehr verändert sich die Landschaft. Aus weiten Graslandschaften werden tiefe Täler mit breiten Flüssen die sich durch die Umgebung schlingen und sich in kleine Abzweigungen verlieren.
Ich schaue zum Fluss und sehe die buntesten Fische, die ich noch nie zu vorgesehen haben. Das Wasser ist so klar und rein, dass ich jedes Lebewesen sehen kann. Die Sonne lässt die Farben der Fische wie ein Regenbogen schimmern. Sie schwimmen alle Flussabwärts. Ab und an springen sie aus dem Wasser, nur um kurze Zeit später grazil im Wasser zu landen. Faszinierend lasse ich mich in ihren Bann ziehen. Mein Blick verfolgt sie noch eine Weile, ehe ich mich losreiße und mich an Aiden anlehne.
Wir reiten an einzelnen Häusern und Bauernhögen vorbei. Kühe, Rinder und Schafe stehen weiter abseits und grasen vor sich hin. Voll im Einklang mit Mensch und Natur. Es trennt sie keine Zäune aus Ziegelsteinen oder Holz von der Wildnis. Sie sind frei dorthin zu gehen wo sie wollen. Ab und an sehe ich Wildpferde, die miteinander spielen und sich jagen. Ich hoffe, dass ich während meines Aufenthalts ein paar Einhörner sehen werde. Es sind die Majestätischsten und pursten Geschöpfe die es gibt. Sie zeigen sich nicht jedem. Nur diejenigen, die eine reine Seele haben.
Vor uns kommen immer mehr Häuser in Sicht. Sie verdichten sich. Es muss eines der Dörfer sein, welches außerhalb des Schlosses liegt. Das bedeutet, dass wir unser Ziel bald erreicht haben. Aiden schwankt über zu einem lockeren Trappwährend wir über den Kiesweg durch das Dorf reiten. Einige der Bewohner erstarren in ihren Tätigkeiten und schauen auf. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Aiden ihnen höflich zu winkt. Fynn reitet nun neben uns her.
Ich versuche mich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Auf der einen Seite gelingt es mir, da Fynn mich verdeckt, doch einige Bewohner sehen mich von der anderen Seite aus. Sie schenken mir ein kleines Lächeln, welches ich erwidere. Ich drehe mich so um, dass ich Fynn anschaue, welcher mich mustert. „Warum darf ich keine Aufmerksamkeit erwecken? Schließlich kennen sie mich nicht", frage ich neugierig nach.
„Es ist zu heikel, dir das hier zu erklären. Warte bis zum Schloss. Dort ist es sicher", antwortet er kühl und knapp.
„Was meinst du damit? Werden wir verfolgt?" hastig drehe ich meinen Kopf und schaue hinter mich.
„Wer weiß für wen die Bauern arbeiten."
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Enchanted by you
FantasíaFictional Boyfriends can be real ... Ein Bücherwurm in Harvard entdeckt eine Welt voller Magie, als der Protagonist eines Fantasy-Romans plötzlich vor ihr steht und sie gemeinsam zwischen der modernen Welt und einem faszinierenden Königreich Gefahre...