POV: Silias Grindelwald
Ich wollte kein Monster sein, aber manchmal frage ich mich, ob manche Menschen nicht einfach als Monster geboren werden, mit einem tiefen inneren Schatten in ihrer Seele, welcher sie infiziert, tief in ihnen schlummert und nur darauf wartet an die Oberfläche zu kommen. Ich habe keine Angst, Angst ist nicht real. Sie lähmt deinen Verstand, macht dich Blind und doch ist sie ein ständiger Begleiter. Die Angst zu versagen, zu scheitern, sie verfolgt mich schon mein ganzes Leben lang. Es fühlt sich jedes Mal wie ein endloser Fall an, dessen Aufprall dich zu zerbrechen scheint. Die Enttäuschung in den Augen der Menschen, sie zerreißt mich, zerschmettert jeden Knochen in meinem Körper. Kein Schmerz trifft mich so wie diese Blicke, keine Waffe kann mir solchen Schaden zufügen, wie diese Worte. Der Schmerz hat sich im Laufe der Zeit geändert, nun verspüre ich Wut, den Drang sie in Stücke zu reisen. Den Menschen das Leid zuzuführen, welches ich verspüren musste. Das ständige Ticken der Uhr, manchmal ist es so laut, dass ich mich selbst nicht mehr hören kann, unkontrollierbar bricht es aus mir heraus, keine Macht auf dieser Erde kann mich in diesen Sekunden bändigen. Sekunden, welche mehr bewirken können, als jede Stunde, jeder Tag und jedes Jahr auf diesem Planeten. Freiheit. Was ist Freiheit? Ist man frei, wenn man seinen eigenen Willen durchsetzen kann? Ist man frei, wenn einem jede Tür offensteht? Wenn man alleine dastehst? Du alles tun kannst? Dich jeder fürchtet? Nennst du dies nun Freiheit oder Einsamkeit? Nur ein schmaler Grat trennt die beiden Begriffe voneinander. Die vermeidliche Freiheit, was bedeutet sie schon in einem Universum wie diesem? Am Ende macht dies alles sowieso keinen Unterschied. Alles ist vergänglich, alles stirbt und alles wird vergessen.
Normal POV:
Grindelwald stand an der großen Fensterscheibe und betrachtete wie so oft in letzter Zeit die vom Schnee getrübte Landschaft. Gedanken schwirrten in seinem Kopf, als sich die Tür öffnete und einige Mitglieder des Ministeriums hereintraten: „Mr. Grindelwald entschuldigen Sie bitte die Störung, jedoch scheint uns diese Information wichtig und wollten sie mit Ihnen teilen". Grindelwald nickte ihnen auffordern zu. „Kingsley sucht nach Ihnen, es gibt verschiedene Aurorentruppen, welche er ausgesandt hat, doch nicht alle dienen seinen Worten. Viele Auroren haben Euch die Treue geschworen". „Gut, sehr gut", sprach Grindelwald und ein kaltes Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen. Die Männer verließen den Raum und ließen einen gefährlich lächelnden Mann zurück. „Siehst du, ich habe es dir gesagt, es braucht nicht mehr als Zeit und ein paar weise gewählte Worte. Ihre Gier wird sie am Ende selbst verraten", sprach er zu Jessica, welche aus der Ecke des spärlich beleuchteten Raumes trat. „So oft habe ich mir diesen Moment schon ausgemalt, ihre Gesichter im Ministerium, ihre Hilflosigkeit", Kopfschütteln drehte er sich zu der Frau um „erbärmlich. Ich kann ihnen all das nehmen. Dieses Geschenk werden die Menschen früher oder später annehmen. Noch verstehen sie uns nicht, doch der Tag wird kommen, an dem sie sich ihrem Schicksal hingeben müssen. Früher oder später, und wenn ich jeden einzelnen dafür töten muss. Sie würden nie ihre eigene Art betrügen, dafür sind sie zu Stolz. Diese Gabe, Magie, sie wurde uns zuteil und muss gewahrt werden, um jeden Preis. Was auch immer dafür nötig sein wird". „Was auch immer dafür nötig sein wird", erwiderte Jessica mit zuversichtlichem Blick.
„Grindelwald wird nicht aufhören, bis er hat was er will Kingsley", sprach Harry, welcher dem Minister direkt gegenübersaß. „Ich weiß, wir müssen ihn aufhalten, wenn es nicht schon zu spät ist. Sein Schatten, seine Macht infiziert alles, langsam, still, so dass es niemand bemerkt. Die Menschen folgen seinen Worten wie Schafe. Sie werden zu wilden Tieren, er hetzt sie auf, ohne dass sie es merken", erwidert Kingsley. „Worte können so viel anrichten. Dumbledore meinte zu mir sie seien die stärkste Magie auf dieser Welt. Sie können einen brechen oder heilen. Worte können so vieles anrichten und dennoch scheint sie niemand wirklich zu schätzen. Vielleicht können wir ihn nicht mehr aufhalten, aber wir können ihn ändern. Es muss einen Weg geben Kingsley. Es muss einen Fehler geben, den selbst der große Grindelwald übersieht. Wir müssen nur schneller sein als er, den Fehler finden. Menschen machen Fehler, es liegt in ihrer Natur", beendete Harry seinen Satz. „Vergiss nicht Potter, wir wissen nicht genau wer auf unserer Seite steht. Wir müssen große Vorsicht walten", mit diesen Worten verabschiedeten sich der Minister und der junge Auror voneinander. Harry wusste, er musste Silias finden, mit ihm reden, denn dieser war blind vor Wahn und was würde geschehen, wenn er nicht gestoppt wird.
In bestimmten Zeiten kann man nur wenigen trauen. Jeder konnte einen hintergehen, betrügen, verraten. Betrogen zu werden, dieser Schmerz verändert einen. Alle Gedanken werden umgekrempelt, jeder Satz wird anders gewählt und dein altes Gesicht, dein Lachen erlischt wie eine Flamme, welche mit einem Atemzug erloschen wird. Die Zeit lässt einen den Schmerz vergessen, doch das Leid, die Erinnerung, sie wird immer da sein. Manchmal vielleicht nur verschwommen, doch sie kann geweckt werden und klarer erscheinen als je zuvor.
Rückblick Winter 1994
Der kalte Wind wog durch die Bäume. Eiskristalle zierten das Gebüsch. Fußspuren waren im Schnee zu erkennen. Die Sicht war Eis klar, das Licht brannte in den Augen, so hell schien die Sonne. Ein See erschien in der Landschaft, auf dem See stand ein junge mit schneeweißen Haaren, welche sanft im Wind wogen. Von weitem konnte man drei Schatten erkennen, die sich eilig näherten, das Gelächter, welches von ihnen ausging, war kaum zu überhören. Spott und Häme lag in ihren Stimmen, als sich langsam Worte auf ihren Lippen bildeten: "Dachtest wohl du entkommst uns. Wie Naiv". Einer der Jungen packte den kleineren Jungen, welcher vor ihm stand und stieß ihn mit einem Schlag grob in die Magengrube. Dieser fiel schmerzerfüllt zu Boden. "Oh, wo sind denn deine Stimmen, ich kann sie nicht hören", stieß der größere Junge von sich. Die beiden anderen lachten mit großer Häme. "Hey, hört ihr das auch?", fragte er und zeigte mit dem Finger in die Luft, zeitgleich begann er wieder zu lachen und stieß den Blonden, der immer noch am Boden lag, erneut in den Magen. Dieser Keuchte auf. "Ich hoffe du kannst schwimmen, Kleiner, sonst wars das nun wohl", mit diesen Worten schlug er immer wieder auf den wehrlosen Jungen ein, bis das Eis unter ihm nachgab und ihn mit in das kalte Wasser des Sees riss. In den Augen des Jungen spiegelte sich der Schatten der anderen drei Gestalten wider. Bis diese sich abwandten und den Ort mit tosendem Gelächter verließen.
Das eisige Wasser schlang sich um den Körper des Kindes. Alle Synapsen wurden aus ihrer Trance gerissen. Dem blonden Jungen fehlte die Kraft, er konnte sich nicht wehren, seine Hände griffen kraftlos nach oben zu dem immer kälter werdenden Licht der Eisplatten. Diese Stimme in seinem Kopf schrie nach ihm, schrie er solle kämpfen, doch das Kind war zu zerbrechlich dafür, zu erschöpft. Es wollte auch gar nicht mehr dafür kämpfen. Wozu auch? Wenn er zurück komme, so würde alles genauso weitergehen wie zuvor. Warum also kämpfen, wenn man dem allen ein Ende setzten konnte? So schien es auch zu enden, die Zeit lief ab und der Junge schloss langsam die Augen. Der mangelnde Sauerstoff machte ihn ganz schläfrig. Durch die Kälte des Wassers wurden seine Sinne taub, die dumpfen Geräusche schienen nun endgültig zu verstummen.
Doch dann, unvorhersehbar, kam ein Schatten auf ihn zu, er hatte keine definierbare Form, machte kein Geräusch, doch war so dunkel und kalt, wie es nichts in diesem Universum gab. Er schlang sich um das Kind, umhüllte es vollständig und bahnte sich den Weg in seine Seele. Die Augen des Jungen öffneten sich und ein Wille machte sich in ihm breit. Der Wille zu kämpfen, zu überleben. Die Eisblauen Augen blitzen auf und die Kraft ihn ihm zog ihn zurück an die Wasseroberfläche, nur noch die dicke Eisschicht lag zwischen ihm und dem sicheren Land. Diese Eischicht, er musste sie durchbrechen. Mit einer bloßen Handbewegung zersprang das Eis in tausend Scherben und schwer atmend, der Ohnmacht nahe, tauchte der Junge wieder auf. Langsam richtete er sich auf, seine schwarze Kleidung triefte vor Nässe. In der Ferne erkannte er noch die Schatten der anderen Kinder.
Dieser Moment, diese Sekunden können einen Menschen für immer verändern. So war es auch bei Silias gewesen. In diesem Moment ließ er jemanden sterben, doch ein anderer wurde dafür zum Leben erweckt.
1397 Wörter
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The monster inside all of us
FantasyOb freundlich oder böse, gut oder schlecht, Held oder Bösewicht, in jedem einzelnen von uns befindet sich tief im inneren ein Monster, welches nur darauf wartet geweckt zu werden (Die Geschichte weicht an manchen Punkten von der originalen Handlung...