Kapitel 6.

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Ich wende meinen Blick von ihm nicht ab, während der warme Wind der Nacht durch meine Haare weht. "Gehört dies denn auch zu deiner Mission mir den Schlüssel abzunehmen?" frage ich ihn mit leiser Stimme. Kai beginnt nun zu grinsen und nimmt mir nun endgültig aber ganz sanft den Schlüssel aus der Hand "Bilde dir darauf bloß nicht zu viel ein Livi" meint er und zwinkert mir zu, ehe er mich an den Handgelenken loslässt, doch er schreitet keinen einzigen Schritt zurück. "Du bist doch der jenige, der mich grade einquetscht hier. Sicher, dass sie sich hier nichts einbilden Herr Havertz?" hauche ich triumphierend zurück, während meine Arme nun neben meinem Körper herumschweben. Ich merke an seinem Blick, wie ich seine Interesse wecke, was ihn für mich einfach so berechenbar macht. Fast schon zu einfach.

"Werden wir ja noch sehen, wer sich hier von uns etwas einbildet" warnt er mich, als wäre er sich sicher, dass ich die jenige wäre. Seine Haare fallen ihm grade leicht ins Gesicht, da er sich zu mir herunterbeugt. Deshalb hebe ich nun mutig meine Hand an und lege ihm wieder die Haare nach hinten "Ja, das werden wir wohl sehen" gehe ich nun damit auf sein kleines Spielchen ein. Zugegeben habe ich jetzt schon random kleine und lustige Bilder von uns vor Augen, die in meinem Kopf grade herumschwirren, weshalb ich starklachen muss. Es ist grade einfach noch unvorstellbar für mich und ich glaube für ihn auch. Ich und Kai? Was festes, niemals.. obwohl, eigentlich zieht er mich körperlich doch schon stark an...

Der Tag, an dem Kai sein Spiel hat, ist nun gekommen. Müde, aber irgendwie auch schon aufgeregt, springe ich aus meinem gemütlichen Bett und sofort fällt mein Blick in den Spiegel, da dieser in der Nähe meines Bettes steht. Meine Haare haben über Nacht wohl sehr gelitten, da ich mich wirklich sehr oft hin und her drehe im Schlaf. Sie stehen kreuz und quer, einfach über alle Berge. Meinem morgendlichen Anblick schmeichelt auch nicht wirklich, dass ich einen blauen Schlafanzug mit komischen Streifen darauf trage. Schnell steige ich also unter die Dusche, um meine Haare zu retten. Olivia auf der Haarrettungsaktion. Das hört sich lustig an.

Ich entscheide mich dazu, einen schwarzen Jeansrock anzuziehen, ein weißes Shirt dazu und eine hellblaue Jeansjacke, werfe ich auch noch darüber. Den fertigen Look, kombiniere ich mit schwarzen Vans und meine Haare lassen ich heute glatt.

Als ich auf die Uhr sehe, habe ich noch ein bisschen Zeit, bis meine Mutter mich zu dem Spiel von Kai fährt. Also setze ich mich an den Schminktisch und öffne Instagram: Wow, ich kann meinen Augen fast nicht trauen! Auf meinem Account sind unzählige Follower dazugekommen und wollen ein Update haben, wie es mir geht. Wenn noch jemand hier wäre, müsste er mich jetzt definitiv kneifen. Ich kann nicht glauben, dass so vielen Menschen gefällt, was ich denke und was ich schreibe. Ich hätte nie gedacht, dass auch andere sich so alleine fühlen, wie ich. Es bereitet mir grade ein so schönes und angenehmes Gefühl im Magen, dass ich einfach dazu inspiriert bin, ein Update zu geben.

-Hallo, ihr lieben. Zuerst einmal bin ich beeindruckt, wie vielen es gefällt, was ich schreibe. Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Ich danke euch wirklich, aber möchte euch nun erzählen, wie es heute in mir aussieht. Ich habe es getan. Ich habe verziehen, obwohl ich Schmerzen hatte. Vergebung, ist unsere größte Ressource und bringt uns weiter im Leben. Vertraut mir und gibt euch manchmal einen Ruck, selbst wenn es weh tut. Wenn wir ehrlich sind, kann die Person, die tief in unseren Herzen sitzt, niemand ersetzen. Der Platz wird immer besetzt sein und dies habe ich nun auch gespürt. Leute, seien wir ehrlich. Wir würden sogar mit dieser Person auf dem dreckigsten Boden sitzen und trotzdem Lachen können. Habt ihr auch jemandem vergeben und gespürt, dass sich das Leben wieder schön und leichter anfühlt?-

Wenig später ist es dann auch schon soweit und meine Mutter fährt mich zum Stadion. Wenn ich an die Spannung denke, die beim letzten Mal zwischen uns geherrscht hat, muss ich einfach grinsen. Ein Wunder, dass man die Funken nicht schon gesehen hat, aber er behauptet ja, dass ich mir ja zu viel einbilden würde. Angekommen verliere ich die Nerven, da ich viel zu spät bin, deshalb renne ich fast schon zum Eingang, ehe ich mein Ticket vor zeige, welches Kai mir geschenkt hat. Scheiße, meine Unpünktlichkeit ist wirklich zum kotzen, ehrlich. Ich werde von den Sicherheitsleuten durchsucht und darf dann auf meinen Platz. Als ich durch die Reihen des großen Stadions laufe, war ich schon ganz überfordert. So viele Plätze und so viele Reihen sind hier, dass ich den Überblick verliere. Da ist er! Der Platz ist perfekt, da kann ich bestimmt viel sehen! Endlich, ich störe bestimmt schon die anderen, wegen meinem ganzen Gesuche hier.

Ich laufe also zu meinem Platz und quetsche mich durch die volle Menge, doch als ich ankomme, werde ich skeptisch. Ist mein Sitz etwa besetzt? Wer sitzt denn da? Ich schaue nochmal prüfend auf mein Ticket und dann wieder zum Platz. "Ehm, entschuldige, aber du sitzt auf meinem Platz" meine ich nun schüchterner, aber sage trotzdem was, da ich mir völlig sicher war, dass es meiner war. "Boar, dies ist mein Platz du Fangirl" pampt er mich unfreundlich an. Was ein ekel, ehrlich. Zu blöd zum Karten lesen und dann noch meckern. Nochmal ein Grund, wieso ich Fußball nicht mag: Die Fans sind alle beschränkt in meinen Augen.

Als der Typ böse aufsah, war ich wie geflasht. Scheiße, er ist so attraktiv, dass mein Mund am liebsten aufgehen würde. Er hat einen leichten Bart, was mir richtig gut gefällt, doch seine Haare sehe ich leider nicht, da er eine Mütze trägt. Man, irgendwas muss ja auch immer nicht passen. Zuerst seufzte der Typ genervt von meiner Stimme, doch als er mich richtig ansieht, verschwindet direkt das genervte Verhalten von ihm. "Entschuldige, ich.. ich wollte nicht so unfreundlich sein. Es haben nur heute schon mehrere versucht mit mir den Platz zu tauschen, da meiner einfach perfekt ist, aber du siehst nicht so verrückt aus, wie die anderen" schmunzelt er und ich zeige ihm dann selbstsicher meine Karte, da ich genau wusste, dass es mein Platz ist. Ich werde diesen Schönling nun ganz schön alt aussehen lassen! Sein Blick wird kritisch, als er unsere Karten vergleicht "Das kann nicht sein" schüttelt der fast schon verzweifelt den Kopf. "Was?" frage ich gespannt nach, ehe er es mir zeigt. Meine Augen werden groß, als ich es sehe. Wie kann das möglich sein? Wir haben die gleiche Reihe und den gleichen Platz! "Das muss ein Produktionsfehler sein oder so" murmelt er immer noch geschockt bzw. überrascht von dem Ereignis.

"Es tut mir leid, dass ich behauptet habe, dass es meiner wäre. Ich konnte ja nicht wissen, dass da ein Fehler wohl passiert ist. Ich werde mich dann nach hinten einfach stellen. Viel Spaß dir noch beim Spiel" meine ich, doch er hält mich sofort auf. "Nein, bleib hier. Glaubst du an Schicksal? Ich nämlich schon. Vielleicht sollten wir zwei uns ja treffen. Ich bin übrigens Jannis" stellt er sich mir mit einem lächeln vor und rutscht auf dem Sitz ganz rüber. Schicksal? Er glaubt an Schicksal?AHHH, ich auch. Er tippt lächelnd auf die nun freie Seite des Stuhles, was mich automatisch süß lächeln lässt. Sein Lachen gefällt mir. Es lässt ihn nur noch attraktiver aussehen. "Olivia" stelle ich mich nun ebenfalls vor und quetsche mich irgendwie zufrieden neben den Fremden.

Das Spiel beginnt und die Spieler laufen ein. Es war total interessant für mich, da ich es noch nie zuvor gesehen habe. Sofort suchen meine Augen Kai, bis Jannis mich erneut ansprach "Dein erstes Spiel?" fragt er mich nun. "So offensichtlich?" schmunzele ich zuerst, bis ich merke, wie unangenehm dies bestimmt ist. Fällt es wirklich so sehr auf? Ich schaue für einen kurzen Moment auf den Boden, da es mir etwas peinlich ist, doch er lacht nur leise. "Keine Sorge, ich tue so, als ob ich es dir nicht angesehen hätte und werde es keinem erzählen. Warte, was hast du gesagt? Das ist schon dein 10.tes Spiel? Wow, Respekt. Hey Leute hört mal her, sie hat schon viele spiele gesehen" ruft er scherzend, während die anderen nur die Spieler anfeuern und es nicht wirklich mitbekommen haben. Ich spüre, wie mein Bauch schon vor lachen weh tut. Wie kann ein Mensch, der so unsympathisch gewirkt hat, einem so schnell sympathisch werden?

"Du bist süß, wenn du lachst" meint er plötzlich und ich werde leicht rot, da ich merke, wie das Kompliment mich verlegen macht. "Bist du als Fan hier?" fragt er nun hinterher und ich schüttele leicht den Kopf "Nein, ich bin wegen der Nummer 29 hier und du?" frage ich ihn. "Havertz? Du bist wegen Kai hier? Bist du seine Freundin? Wenn ja, dann halte ich mich zurück, versprochen" hält er nun unschuldig spielerisch seine Arme hoch. "Nein bin ich nicht. Er ist nur ein Freund, quasi mein Nachbar und wieso bist du hier? Bist du etwa ein Fan?" frage ich nun grinsend zurück. "Nein, auch nicht. Mein Bruder Julian spielt hier mit. Er ist ein Freund von Kai, weshalb ich diesen Typen seeehr gut kenne. Aber genug von Havertz, was ist mit dir? Spielst du auch Fußball? fragt er mich und so kommen wir in ein sehr langes Gespräch.

Jannis ist so unfassbar interessant für mich, weshalb wir uns im Gespräch verlieren. Zugegeben, habe ich so gut wie nie zum Spiel geschaut. Unser Gespräch, hat mich so gefesselt. Es war lustig, ernst und einfach erfrischend schön. Ich weiß jetzt schon, dass Kai sauer sein wird, weil ich nicht zugeschaut habe, aber er wird es verstehen, wenn ich ihm davon erzähle.. oder? Er wird es doch sicher verstehen... Oder? Wird er das?

Take this Heart                                                   |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt