Kapitel 7.

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{Kai's Sicht}

Und Tooooor! Wir spielen heute gegen eine Mannschaft, die wirklich stark ist. Ich habe das Gefühl, dass die anderen immer genau wissen, was wir vorhaben, was mich wirklich für einen Moment verunsichert hat, aber ich habe es geschafft. Ich habe das entscheidende Tor geschossen und die Menge jubelt, was wie Musik in meinen Ohren ist. Meine Mannschaft kommt auf mich zu, während mein bester Freund Julian direkt auf mich springt vor Freude. Alle schlagen mir glücklich auf den Rücken und ich fühle mich großartig. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl und ich freue mich so sehr. Als ich nun für einen Moment zu dem Platz von Olivia sah, vergeht mir leicht das lächeln. Meine Mundwinkel senken sich, als ich sehe, wie wenig es sie interessiert. Sie würdigt mir nicht mal einen Blick, während alle anderen um sie herum klatschen und schreien. Sie sitzt nur dort, lächelt offenbar jemanden an, wie sie es nicht einmal bei mir tut. "Ey bro, was ist los?" fragt mich Julian besorgt, als er sieht, wie ich nicht mit dem Team herumspringe. Ich sehe zu ihm, danach kurz zu Olivia und wieder zu ihm "Ach nichts, alles gut, lass uns feiern" setze ich ein gespieltes Lächeln auf, während wir zu den Interviews gehen.

Danach gehe ich mit der Mannschaft zu den Umkleidekabinen und ziehe mich um. Ich ziehe eine blaue Jeans an und dazu einen weißen Hoodie mit einer schwarzen Jacke. Meine Gedanken schweifen während dem Umziehen immer wieder zu der Szene, wie sie nicht einmal realisiert, dass meine Mannschaft gewonnen hat. Sie war wohl viel zu beschäftigt, um zu sehen, wie viel es mir bedeutet hätte, dass sie mein Hobby versteht und wertschätzt. Es liegt mir, wie ein schwerer Stein grade in Magen, dass ich mich nicht einmal wirklich freuen kann, dass wir gewonnen haben.

"Kai unser bester Mann, bist du bereit die Bude brennen zu lassen?" kommt in meinen Gedanken ein anderer Mitspieler auf mich zu. Ach, stimmt. Wir wollten ja diese neue Bar ausprobieren, wenn wir gewinnen sollten heute Abend, dies habe ich ja schon fast vergessen. "Ja, mhh. Hab ja keine andere Wahl oder?" schmunzele ich und tue so, als sei es ein Scherz gewesen, doch es war keiner. Der Anblick und ihre Desinteresse an mir und meiner Leidenschaft, hat mich einfach demotiviert. Mein Körper will einfach nur schlafen, da er sich so müde und schlapp anfühlt. Es fühlt sich an, als wären meine Glieder besonders schwer und alles drückt so nach unten. "Jungs, seid ihr mir böse, wenn ich nicht mitgehe? Ich fühl mich nicht so, als wäre ich in Stimmung" sage ich nun ehrlich und bekomme überraschenderweise wirklich Verständnis von meinen Jungs, was mich wirklich wieder lächeln lässt. Aus meinem Team sind nämlich nicht alle nur Freude, einige davon sind sogar Familie geworden über die ganze Zeit, die wir schon miteinander gemeinsam erleben durften.

"Jungs, mein Bruder nimmt noch eine Bekanntschaft mit, wenn das okay ist. Er hat mir grade geschrieben, dass er jemand kennengelernt hätte und würde sie gerne noch einladen" erklärt nun Julian, während er mit einem grinsen auf sein Handy schaut. Jannis ist auch da? Das wusste ich nicht! Scheiße man, ich liebe diesen Kerl. Er, Julian und ich haben immer so viel quatsch gemacht und verdammt viel erlebt, dass er mir wirklich an mein Herz gewachsen ist. Keine Minute später klopft es auch schon an der Umkleide und Jannis spaziert herein. Julian begrüßt ihn sofort und ich komme auch auf ihn zu "Havertz, mein Schatz" grinst er und wir umarmen uns kurz, als mir etwas komisch vorkommt. Ich löse mich aus der Umarmung und schaue ihn kritisch mir an, während ich analysiere was er trägt. "Alles okay? Wenn du mich heiß heute findest, sag es ruhig, du musst mich nicht unauffällig abchecken" lacht und scherzt er, doch mir ist überhaupt nicht danach zu mute. Natürlich ist dieser Spruch genau mein Humor, aber es ist, als wäre mein Humor grade, wie weggeblasen. Sofort verknüpfe ich in meinem Kopf sein Outfit und verbinde es mit dem Typen, mit dem Olivia gechillt hat. "Ich habe gehört, dass du heute eine Begleitung mitbringst Bro, ist das zufällig MEINE Begleitung heute gewesen?" frage ich nun provokant, wie ich bin und baue mich vor ihm auf. Ich spüre, wie es in mir kocht, weil es einfach Jannis ist, wegen dem Olivia mich vergessen hatte.

"Ja, stell dich nicht so an. Ich habe sie gefragt und sie sagte, dass ihr nur alte Freunde seid, weshalb ich annehme, dass du keinen Anspruch auf sie hast. Ich habe sie gefragt und sie hat ja gesagt wegen heute Abend. Ohh.. hast du etwa ein Problem? Ach ja, hast du. Irgendwie süß" zieht er mich mit Absicht auf und fährt mir über die Wange, ehe ich seine Hand von meinem Gesicht direkt wegschlage. Wenn ich sauer werde, spannen sich immer meine Arme vor Wut an und meine Adern kommen stark heraus, allerdings sieht man dies ja nicht, wegen meiner Jacke. Er und ich lieben es, uns zu provozieren eigentlich, aber manchmal, wie jetzt grade, habe ich das Gefühl, er möchte mich jedes Mal übertrumpfen, egal um was es geht. Ich und Jannis mögen uns sehr, deshalb glaube ich nicht, dass ihm bewusst ist, dass es mich irgendwie verletzt. Ich glaube seine Intension war einfach, mir meine Begleitung abzuknöpfen, wie wir es schon so oft gegenseitig aus Spaß getan haben. Aber naja, woher soll er auch wissen, dass ich und Olivia keine flüchtigen Bekannte sind, sondern eine emotionale Bindung pflegen....Nach der Diskussion verlassen wir auch schon die Umkleide und sofort sehe ich sie da stehen. Sie steht unschuldig und süß an den Treppen und hat ihre Jacke in den Händen, während sie diese sanft an ihren Körper drückt. Sie wirkt, als würde sie warten, doch Jannis ist schon draußen, weshalb es mich etwas wundert.

"Hey" ruft sie lächelnd, als sie mich erblickt. Der Wind zieht etwas, da die Tür aufsteht, weshalb ihre Haare ihr immer wieder ins Gesicht fliegen. Sie wartet wohl auf mich. Gott sei Dank, denke ich und lächele auch etwas, als ich zu ihr gehe. Ich dachte schon, sie hätte mich für den heutigen Abend komplett vergessen. Es ist ein schmaler Gang in dem sie steht, der zur Tür führt. Ich stelle mich gegenüber von ihr hin und lehne mich an der Wand an. "Herzlichen Glückwunsch Kai. Du hast super gespielt" meint sie und ich sehe nur auf den Boden. "Du musst nicht lügen, Olivia. Ich habe es mitbekommen. Du hast jemanden kennengelernt mh?" frage ich nun, obwohl ich die Antwort genau kenne. "Bist du sauer?" fragt sie leicht eingeschüchtert, da sie offensichtlich Angst vor meiner Reaktion hat. Ihr Blick ist so verunsichert, als würde sie sich selbst Vorwürfe machen. In dem Moment knicke ich ein. Ich wollte ihr die Ansage ihres Lebens ursprünglich bereiten, doch wofür? Dafür, dass sie jemanden kennengelernt hat? Was wäre ich für ein Egoist, wenn ich von ihr verlangen würde, sowas zu unterdrücken? Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich ihr verbieten würde, ein Mensch zu sein? Das schlimme an der Sache ist, dass ich weiß, wie sehr sie sich für mich freuen würde, wenn es andersrum wäre, doch ich spüre leider in mir, dass ich mich nicht für sie freue.

Ich schüttele nun den Kopf und setze ein sanftes, aber unechtes Lächeln auf. "Ich bin nicht sauer. Ich hoffe, du hast heute einen schönen Abend" sage ich ihr, woraufhin sie mich ansieht. Ihre Augen strahlen, als hätte sie es nicht von mir erwartet. Um ehrlich zu sein, hätte ich es auch nicht von mir erwartet, dass ich sie so leicht freigebe. Ich bin eigentlich der dominante Typ, der an dem festhält, was zu mir gehört, doch bei ihr habe ich das Gefühl, dass ich nicht egoistisch sein kann. "Danke, er ist wirklich toll. Er zeigt mir die ganze Zeit, dass er mich mag und wie toll ich bin. Er gefällt mir wirklich sehr. Aber ich bin so froh, dass du nicht böse auf mich bist. Ich hätte nicht gehen können, ohne nochmal mit dir geredet zu haben. Beim nächsten Spiel, hast du meine volle Aufmerksamkeit, versprochen okay?" sagt sie euphorisch und ehe ich mich versehe, stürzt sie sich in meine Arme. Sie fährt mit ihren Händen unter meine offene Jacke und umschließt meinen Bauch mit ihren Armen.

Olivia drückt sich zärtlich nun an meine Brust "Ich hab dich sehr lieb, weißt du das?" murmelt sie an meinem Shirt. Für einen kurzen Moment, macht es mich traurig, da ich genau weiß, dass es kein nächstes Mal geben wird, wenn aus ihnen etwas werden sollte. Jannis ist wie ich, ein eifersüchtiger Typ. Er wird ihr niemals erlauben, mir zuzusehen oder geschweige Konatkt mit mir zu haben. Es breitet sich in mir so ein Gefühl aus, als hätte ich sie verloren. Doch dies, überspiele ich schnell. Ich lege also meine Arme nun ebenfalls um ihren Körper und gebe ihr einen Kuss auf den Kopf. "Ich dich auch livi, ich dich auch" meine ich leise, ehe sie sich von mir löst. Sie läuft durch den schmalen Gang hinaus aus dem Stadion. Kurz dreht sie sich noch um und winkt mir mit einem lächeln. Ich winke ihr zurück und schaue zu, wie sie zu Jannis ins Auto steigt. Sie schallt sich an und schon, ist sie weg. Weg, mit einem anderen. Nun wurde mir klar, dass sie für mich vielleicht sogar mehr, als nur eine Freundin war.

Take this Heart                                                   |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt