Kapitel 8.

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Mitten in der Nacht werde ich vom Klingeln meines Handys geweckt. Mein Klingelton erklingt so laut an meinem Ohr, dass ich fast vom Bett falle. Total müde und verschlafen greife ich zu meinem Handy und halte das Handy an mein Ohr. "Hallo?" murmele ich verschlafen und mit dunkler Stimme ohne zu schauen, wer dran ist. "Hallo? Kai?" ertönt eine für mich vertraute Stimme, die ich natürlich sofort zuordnen kann. "Ich bringe dich eigenhändig um, wenn es nicht wichtig ist. Ich habe grade so gut geschlafen" beschwere ich mich, bis Julian mir den Grund sagt, wieso er mich anruft. "Kannst du bitte vorbeikommen? Ich weiß es ist spät und du bist müde, aber ich bin hier ganz alleine. Mein Bruder flirtet mit deiner Nachbarin und ich sitze hier nebendran, wie ein Opfer. Wenn die gleich irgendwie zusammen auf die Toilette gehen sollten sitze ich hier ganz alleine. Bitte Havertz, komm" bittet er mich. Es war, als würde mich ein Blitz treffen. Sofort setze ich mich auf. "Gib mir 10 Minuen" brumme ich schnell und lege auf. Auf die Toilette gehen? WAS?! Soweit sind die schon? Niemals, da habe ich doch noch ein Wörtchen mitzureden. Livi ist so süß und er ist so.. so.. ahhh die passen nicht zusammen und dies, werde ich ihr heute Abend klarmachen. Sie könnte viel besser haben.

Da ich nicht zulassen kann, dass mehr zwischen ihnen passiert, springe ich fast schon aus meinem Bett. Ich werfe mir schnell meine Klamotten von eben noch über und setze mich in mein Auto. Ich fahre viel schneller als erlaubt ist. Ich liebe Julian freundschaftlich sehr, aber es ist mir verdammt nochmal egal, ob er alleine ist. Es ist mir aber nicht egal, was Jannis mit Livi macht.

Angekommen in der Bar ist es noch ziemlich voll. Der Tresen auf der linken Seite war voll besetzt mit Leuten, die mindestens über 40 waren. Auf der rechten Seite stehen ganz viele Tische und ganz hinten am Spielautomaten entdecke ich Julian. Er sitzt dort wirklich komplett alleine und verspielt gefühlt sein ganzes Geld, doch meine Augen sehen Livi nirgendwo. Bin ich zu spät?! Nein, das kann nicht sein. Ich quetsche mich zu Julian durch und frage hysterisch nach "Wo ist Livi?" frage ich und er sieht mich nur an "Hallo Julian, alles klar bei dir?" sagt er motzend zu mir, da ich ihn nicht begrüße, doch das ist für mich grade einfach zweitrangig. Ich sehe ihn nur eindringlich und intensiv an, ehe er nachgibt und hinten auf einen versteckten Billardtisch zeigt, der auf der ganz anderen Seite steht. Ist ja klar, dass ich den nicht sehen konnte, wenn er versteckt ist. Ich schaue hin und mich trifft der Schlag. Das hätte ich echt nicht erwartet: Ein fremder schwarzhaariger Typ hat nämlich den Arm um sie seitwärts gelegt und lässt sie nur grade los, da er wohl am Zug ist. Der Typ hat ein schwarzes Hemd an und trägt dazu eine hellblaue Jeans. An Livis Körperhaltung und an ihrer Mimik erkenne ich sofort, dass sie mindestens angetrunken ist. Naja, sie verträgt aber auch nicht viel. Das war schon früher so, als wir noch den Alkohol meiner Eltern geklaut haben aus meinem Partykeller. Die Erinnerung lässt mich kurz lächeln, doch schnell komme ich wieder zu mir.

Grade als ich rüber gehen wollte, kommt der Typ wieder und nimmt sie wieder in den Arm. Von Jannis ist grade keine Spur zu sehen. Hat er sie alleine gelassen? Allerdings kann ich grade nicht an Jannis denken und daran, was er getan haben könnte. Ich spüre, wie es mich innerlich aufregt, dass der Typ das tut. Es zu wissen, dass sie jemand anderen nahe kommen kann, ist eine Sache, aber es zu sehen? Was denkt der Fremde eigentlich, wer er ist? Innerlich spüre ich, wie es einen kleinen Stich in meiner Brust auslöst. Es fühlt sich an, als hätte jemand mein Herz in der Hand und würde es einmal fest zusammendrücken. Sie darf mich so nicht sehen. Sie weiß, wie ich aussehe, wenn ich wütend bin. Sie kennt mich und jeden meiner Gesichtsausdrücke. Vor ihr, kann ich kein Gefühl jemals verheimlichen. Als ich sehe, wie der Typ mit seiner Hand für meinen Geschmack viel zu weit nach unten an ihrer Taille greift, stört es mich so sehr, dass ich mein Handy herausnehme und ihr schreibe. Ich kann mich grade einfach nicht zurückhalten und verliere die Nerven.

[Olivias Sicht]

<Mit wem bist du?!> sehe ich plötzlich vorne auf meinem Display. Sofort beginne ich zu grinsen, da die Nachricht von Kai ist. Aber er wollte doch, dass ich gehe? Er hat nie erwähnt, dass er nicht will, dass ich mit Jannis ausgehe. Sofort sehe ich mich kurz um und sehe ihn nun weit von mir weg stehen, doch wir haben einen klaren Blick aufeinander. Ich wusste ja überhaupt nicht, dass er hier ist. Innerlich freue ich mich total ihn zu sehen, doch um ehrlich zu sein.. boar mir ist so schlecht. Ich habe so viel getrunken, dass meine Gedanken grade mutig werde. Irgendwie habe ich Lust ihn zu ärgern. Aber so richtig! Immerhin stört es ihn ja oder? Aber mir stellt sich nun die Frage.. Wie sehr stört es ihn wirklich? Ich denke kurz nach und muss breit Grinsen bei meiner Idee. Mein Grinsen entwickelt sich, zu einem kleinen Spiel.  Ich möchte testen, ob es ihn stören würde, wenn ich jemand anderen habe. Es scheint ihn offenbar nämlich brennend zu interessieren, mit wem ich grade rede. Er sieht nun, wie ich die Nachricht gekonnt ignoriere und mein Plan beginnt.

Ich tippe den Typen an, der die ganze Zeit bei mir ist. Der ist ein Freund von Jannis. "Wollen wir uns kurz setzen?" schlage ich vor und er willigt ein. „Willst du auch mal spielen kleine?" fragt der Typ nun passend, als wir uns setzen. „Ich höre dich leider so schlecht. Ist es ein Problem, wenn ich kurz näher rutsche?" frage ich und er verneint es, weshalb ich mich provokant press neben ihn setze. Ich überschlage schön meine Beine und lehne meinen Oberkörper gekonnt nach vorne, sodass man einen guten Blick auf mein Dekolleté hat. Es erzielt den gewünschten Effekt und der Typ begutachtet mich sofort, ehe ich erneut meinen Klingelton höre und nun antworte.

Kai: Livi, treib es verdammt nochmal nicht zu weit

Ich: Was meinst du denn?

Kai: Das weißt du genau

Ich: Nein, sag es mir

Kai: Spiel nicht mit dem Feuer. Hör auf damit. Geh weg von ihm.

Ich: Ach und wieso?
Hast du denn einen Grund, wieso ich
nicht mit dem Feuer spielen darf?
Ich glaube nicht.
Belehr mich ruhig, wenn es anders
sein sollte.


... ist meine letzte provokante Nachricht, als ich mein Handy nochmal mit Absicht zur Seite lege. Ich beiße mir kurz auf meine Unterlippe, da es so die krasse Bestätigung ist von Kai, dass es ihn kratzt . „Seit du näher gerückt bist, ist es hier ganz schön heiß oder?" fragt er nun. Ich weiß in dem Moment nicht einmal, ob das eine Anmache ist, aber sofort kommt mir eine Idee, die hoffentlich das Fass zum überlaufen bringt. „Ich kann dir behilflich sein" sage ich spielerisch und drehe mich näher zu ihm. Ich knöpfe die ersten zwei Knöpfe seines schwarzen Polohemdes auf. Sowas hätte ich nie gemacht vorher, aber der Alkohol macht es möglich. Naja, nicht nur der Alkohol. Vielleicht möchte ich einfach sehen, ob etwas zwischen mir und Kai ist. Ich kann den Moment am Auto einfach nicht vergessen. Der Mann grinst mich nur an und wollte was sagen, ehe es endlich passiert. Kai steht plötzlich vor uns. Sein Gesichtsausdruck ist empört und er ballt seine Hände zu Fäusten. Er sieht aus, als würde sein Blut kochen.

„Mach nh Abflug du Lutscher" sagt Kai abwertend zu ihm. „Entschuldige?" fragt der Mann perplex und steht auf. „Muss ich mich wiederholen?" zieht Kai seine Augenbraue nach oben. „Nein, aber du störst doch grade" argumentiert der Typ, dessen Name ich nicht einmal kenne. Kai beginnt zu lachen „Ich glaub du hast zu viel Mutmilch heute morgen getrunken nh? Livi, sag deinem Freund er soll gehen, sonst fängt er morgen an, für eine lange Zeit Suppe zu löffeln" meint Kai plötzlich ernst. Ich sehe das brennende Feuer in seinen Augen und er sieht extrem ernst grade aus. So habe ich ihn noch nie gesehen. „Hey, vielleicht solltest du gehen. Es war wirklich nett, aber es ist besser so" sage ich sofort zu dem Mann. Der Mann sieht mich nur enttäuscht an und geht. Irgendwie tut es mir jetzt im Nachhinein leid, wie ich ihn benutzt habe, aber ich musste einfach wissen, ob es ihn interessieren würde und ja, es kratzt ihn. Scheiße, mag er mich? Oder ist das jetzt doch nur freundschaftlich gewesen? Ich finde einfach, dass er undeutliche Zeichen von sich gibt. Bei Gott, ich wünsche mir so sehr von ihm, dass mal etwas passiert. Irgendwas, damit ich Klarheit habe.

"Was war das denn? frage ich nun gespielt beleidigt, doch innerlich freue ich mich. "Ich will nicht, dass du sowas machst" mein er nun dominant und setzt sich mir direkt gegenüber. "Du willst es nicht? Bist du etwa eifersüchtig?" frage ich nun ganz offen und lehne mich provokant nach vorne. Ich wünsche es mir irgendwie, aber ich habe auch Angst. Angst, dass es uns beide verändern könnte. "Und wenn das so wäre? Würde es etwas ändern?" fragt er mich zurück und lehnt sich plötzlich zu mir ebenfalls nach vorne. Wir sehen uns an und ich spüre, wie er mit seiner Hand, mein Oberteil am Dekolleté wieder hochzieht, sodass es bedeckt ist. Es beginnt sofort in mir zu Kribbeln. Es fühlt sich an, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen, da ich kein Wort mehr herausbekomme. Sein Blick auf mir, löst eine erneute Spannung aus. Jannis ist wirklich toll und genau mein Typ, doch so ein brennendes und aufregendes Gefühl, kann nur Kai mir geben.

Take this Heart                                                   |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt