Kapitel 10.

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„Alles in Ordnung?" fragt er mich nach einer Zeit und ich nicke eifrig. Ich fühle mich tiefenentspannt und voller Energie. Ich wusste nicht, dass es sich so gut anfühlt und ich schwebe noch auf Wolke 7, ehe ich nun seine Hand sehe, auf die ich gebissen hatte. Sofort bekomme ich einen kleinen Schock und sehe ihn mit Schuldgefühlen an. „Es tut mir so leid" sage ich sofort. Auf seiner Hand ist eine deutliche Bissspur von mir zusehen, die nicht grade nur oberflächlich zu seien scheint.

„Das Opfer war es wert. Außer du hättest erwischt werden wollen" beginnt er zu grinsen und ich schlage ihm ganz sanft gegen die Lippen. „Hör auf sowas auszusprechen" warne ich ihn schmunzelnd. „ich schweige wie ein grab" verspricht er mir und ich glaube ihm schmunzelnd. Keine zwei Sekunden später bricht er schon seine Aussage, indem er beginnt meine Geräusche von eben zu imitieren, weshalb ich ihm ein Kissen von der Lounge lachend gegen sein Gesicht haue. „Du Penner" beschimpfe ich ihn und er grinst einfach nur, als würde er grade eine Gewinnshow gewonnen haben.

Glücklich und ausgelassen, lasse ich mich in der Nacht auf mein Bett fallen und lasse den Tag revue passieren. Kai hat mich und Julian heimgefahren und Jannis wollte noch bleiben. Allerdings musste ich mich daheim reinschleichen, da meine Eltern bereits schliefen.

Ich bekomme mein Grinsen nicht mehr von meinem Gesicht. Ich beginne zu kichern, als wäre ich 14 Jahre alt und drehe mich wie wild in meinem Bett herum. „Ahhh" atme ich lächelnd aus. Wenn ich an unseren Moment eben zurückdenke, löst es wieder dieses strahlen in mir aus. Ich lege mir die Hände auf die Brust und starre voller Freude an die Decke, bis ich mit diesen Glücksgefühlen einschlafe.

Während der nächsten Woche sehen wir uns nicht so oft. Ich bin momentan sehr damit beschäftigt, zu lernen. Ich schlage mich grade mit Chemie durch und ich kann sagen, dass das nichts für mich ist. Diese ganzen Formeln und Protokolle..arrgh ich hasse es, ganz ehrlich. Es ist schon ziemlich spät am Mittwochnachmittag doch es ist kein Lernende in Sicht.

Allerdings ist mein Blog ein voller Erfolg geworden. Die Menschen, die mir folgen, denken wie ich. Es fühlt sich an, wie eine richtige Familie. Sie lieben das, was ich schreibe und deshalb habe ich öffentlich gemacht, dass ich dahinter stecke. Ich teile meine Gedanken mit all meinen Follower und ich bekomme nur positive Resonanzen. Sogar Kai findet es gut und unterstützt mich sogar dabei, dass mein Blog weiterhin erfolgreich bleibt. Zugegeben ist es aber so, dass mir die Aufrufe eher zweitrangig sind. Ich liebe nicht den Fame oder die Bekanntheit, sondern ich liebe das was ich tue, da ich Menschen berühre und sie dazu animiere etwas zu riskieren.

Plötzlich klopft es, als ich mitten am lernen bin, an meinem Fenster. Ich schrecke kurz hoch und halte meine Hand an mein Herz, was wie wild schlägt vor Schreck. Ich erblicke einen winkenden Kai, als ich zu meinem Fenster sehe. „Idiot" motze ich herum und stehe auf. Ich öffne das Fenster und dort steht er nun. „Hey" grinst er mich an, ehe er schon durch das Fenster krabbelt. „Ich habe nicht gesagt, dass du reinkommen darfst" zicke ich noch ein wenig, aber nicht wegen ihm. Ich bin einfach grade etwas genervt und überfordert mit der Schule.

„Zieh dich um. Wir zwei machen jetzt was zusammen" legt er einfach fest und wirft sich auf mein Bett. Ich verschränke überrascht meine Arme „Aber ich kann nicht. Ich muss lernen" teile ich ihm mit. Er schüttelt nur den Kopf „Du lernst doch schon den ganzen Tag, sowie ich dich kenne. Gönn dir doch eine Pause. Außerdem ist es sowas wie.. naja eine Überraschung?" dreht er den Kopf lächelnd zu mir. Er sieht so erwartungsvoll aus. Es scheint ihm wohl wirklich wichtig zu sein.

Ich beiße mir kurz nachdenklich auf meine Unterlippe und sah ihn an. Naja, wir haben uns die ganze Zeit nicht mehr gesehen wegen mir. 1 oder 2 Stunden machen das ganze doch nicht schlimm, oder? „Okay, von mir aus" spreche ich nun leiser. Er zwinkert mir nun zu und springt freudig von meinem Bett auf. Was ist jetzt los? Er läuft zu meinem Schrank und öffnet ihn. Er schaut sich um, als würde er nach irgendwas suchen. Seine Augen bewegen sich von Regal zu Regal und ich stehe nur fragend daneben. „Hier ist es" lächelt er und nimmt einen Kleiderhaken heraus.

Er wirft mir nun mein Outfit zu. Er hat sich für eine schwarze Lederjacke, ein schwarzes bauchfreies Top mit Spitze und eine hellblaue Jeans entschieden. Es ist absolut nichts besonderes, deshalb wundert es mich, dass er überhaupt etwas rausgesucht hat, wenn es sowie so nicht das gelbe vom Ei ist.

„Und du willst, dass ich das anziehe weil....?" frage ich ihn verwirrt und er schmunzelnd einfach nur „Keine Ahnung. Ich will einfach, dass du es heute gemütlich hast. Ich habe mir nämlich was schönes überlegt" lächelt er, während er wartet, bis ich mich umziehe. „Ehm Privatsphäre?" lache ich nun, da ich in seinen Augen sah, wie er darauf wartet. „Ach, stell dich nicht so an. Früher oder später..." beginnt er zu reden, doch ich unterbreche ihn, da ich mir schon genau vorstellen konnte, was er zu sagen hat. „Träum weiter Havertz, träum weiter" grinse ich und lasse ihn mit einem enttäuschten Blick zurück, da ich mich nun in mein Bad umziehen gehe.

Als ich fertig bin gehen wir nach unten „Was ist denn jetzt nun die Überraschung?" frage ich, doch bevor er mir antworten konnte, fängt uns meine Mutter ab. „Hallo Kai, ich habe dich überhaupt nicht reinkommen sehen" lächelt sie zuerst, doch dann wird ihr Blick ernst. Es wirkt, als hätte sie nachträglich nachgedacht und wäre irgendwie abgeneigt davon ihn zu sehen. „Das nächste Mal kannst du ja bescheid geben, wenn du da bist. Ich will wissen, was in meinem Haus abgeht" sagt sie nun so abwertend zu ihm, wie noch nie. Kai konnte gar nicht glauben, was er da hört. Meine Mutter liebt ihn eigentlich. Was ist denn nur los mit ihr, dass sie ihn jetzt so behandelt? „Natürlich, entschuldige" meint Kai nun verwirrt, was ich total verstehen kann. Was ist nur mit ihr los?

„Schätzchen, ich würde gerne noch kurz mit dir reden. Es ist wirklich wichtig" meint sie und streckt die Hand nach mir aus. „Kann Kai dabei bleiben, oder muss er gehen?" frage ich nun und nehme die Hand meiner Mutter. Irgendwie wirkt sie so komisch auf mich. Sie schaut zu Kai und schüttelt dann den Kopf „Nein, ich möchte bitte, dass du kurz gehst Kai. Ihr zwei könnt gleich machen, was auch immer ihr machen wollt" meint sie mit einem Blick zur Tür als Zeichen, dass er gehen soll. Kai akzeptiert das und geht nun vor die Tür. „Mama, wieso behandelst du ihn so? Du hast mir doch immer und immer wieder gesagt, dass Kai ein so netter Junge ist und wir uns wieder vertragen sollen. Jetzt haben wir es getan und du reagierst so, als wäre das schlimm. Als würdest du es plötzlich nicht mehr wollen. Was ist denn los?" frage ich unbeholfen.

„Setz dich" meint sie ernst und ich tue was sie sagt. Sie macht mir Angst mit ihrem Gesichtsausdruck. „Das was ich dir sagen will, hat nichts mit Kai zutun keine Sorge" lächelt sie plötzlich wieder. Jetzt, bin ich völlig verwirrt. „Ich..ich weiß gar nicht, wie ich es aussprechen soll, aber.. ich bin schwanger. Du bekommst einen Bruder" verkündigt sie freudig und zeigt mir ein Ultraschallbild. In den Moment weiß ich nicht, wie ich reagieren soll. Ich glaube, dass ich mich freue und bin doch geschockt. Immerhin werde ich bald 18 Jahre alt und hätte niemals damit gerechnet, dass ich noch ein Geschwisterkind bekomme. „Wow, das freut mich so für dich und Dad" lächele ich, umarme sie kurz und sehe mir das Bild an. So klein und so unschuldig. Ich kann schon die Beinchen und Füßchen sehen und.. ahhh da ist der Kopf. Wie süß. Um so länger ich mir das Bild anschaue, um so mehr freue ich mich darüber.

Allerdings stellt sich mir hinter all der Freude immer noch die Frage, wieso sie plötzlich Kai so abweist..

Take this Heart                                                   |Kai Havertz|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt