Kapitel 7

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(Sauron)

Die nächsten Tage waren ereignislos als auf einmal der Hochkönig selbst vor Rayas Schreibtisch stand. „Was gibt es?", fragte sie ohne aufzublicken. „Hat Elrond dir erzählt, dass er gestern in den Wäldern nahe der Grenze war?" „Nein, wieso?", erkundigte sie sich, sah jetzt aber auf. „Weil er bis jetzt noch nicht zurückgekehrt ist" Die Elbin lehnte sich zurück und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. „An der Grenze?" „An der Grenze" „Aber...ihm ist doch nichts geschehen, oder?", fragte sie besorgt. Wortlos legte er ihr einen Brief auf die Tischplatte. „Was steht da drinnen?" „Er war für dich" Sie drehte den Brief ein paar Mal hin und her, fand aber keinen Absender. Nur ihr Name war darauf. In einer filigranen Handschrift. Sie öffnete den Umschlag und holte einen Zettel hervor. Es stand nicht viel drauf, aber das war bei der klaren Wortwahl auch nicht von Nöten.

Raya,
deine Zeit der Unwissenheit ist vorbei, wenn du deinen „Sohn" wiedersehen willst, der dir und dem lieben Ereinion Gil-Galad sicher fehlt. Ich fordere bloß eins: Dich. Solltest du zustimmen, werde ich heute zusammen mit Earendils Sohn dort warten und dich mit mir nehmen. Natürlich kommst du alleine. Ansonsten ist das Leben des Herolds verwirkt.
Mairon

„Wer ist der Absender?", fragte jetzt Gil-Galad von Neugierde gepackt. „Ein gewisser Mairon" Mit einem Schlag war alle Farbe aus dem Gesicht ihres Gegenüber gewichen. „Du kennst ihn?", hakte sie nach. „Was fordert er?" „Warum war der Brief wohl an mich adressiert?", erwiderte sie und Ereinion biss sich auf die Unterlippe. „Mairon kennst du auch unter einem anderen Namen.", erklärte er düster und die Elbin ahnte schlimmes. „Unter welchem Namen?", brachte sie hervor. „Sauron"

Bei Mairon, vor einigen Stunden:
Der Diener Morgoths schritt durch sein Zelt, während er den Blick nicht von seinem Gefangenen nahm, der alles was er diktierte fein säuberlich Wort für Wort aufschrieb. Am Ende setzte der Maiar noch seinen Namen unter das Dokument, welches kurz und knapp gehalten war. Zufrieden nickte er. „Noch etwas", sprach er und schritt weiter durch das Zelt, während er den Umschlag schloss. „Rayas Name kommt natürlich noch auf den Umschlag" Er hielt dem Halbelben den Umschlag hin, der ihn ein paar Sekunden misstrauisch beäugte und dann ergreifen wollte, doch der „dunkle Herrscher" wie ihn viele nannten zog ihn wieder zu sich. Der Blick des Halbelben sprach Bände an Flüchen und Verwünschungen, als er wieder mit gefesselten Händen versuchte den Umschlag mit brisantem Inhalt zu erreichen. Dann ertönte wieder das Kratzen der Feder auf dem Papier. Jetzt nahm Sauron erneut den Umschlag. „Sollte jemand diese Nachricht finden und rechtzeitig überbringen und sollte Raya sich dann noch richtig entscheiden, dann wird es sicher das letzte Mal sein, dass wir uns so gegenüber sehen" Erbittertes Schweigen. „Was wollt ihr von ihr?", fragte der Elb, erwiderte standhaft den Blick Morgoths Dieners und Mairon kam nicht umher die Stärke dieses „Mischlings" zu bewundern. „Sie hat etwas was mir gehört. Kein Artefakt, sie trägt es wortwörtlich in ihrem Herzen. Sie erinnert sich nicht an ihre Vergangenheit, aber das werde ich ihr unter vier Augen erzählen. Aber sie wird mich nicht überleben" Elrond hatte mit dieser Frage nur Zeit schinden wollen, doch der Maiar hatte seine Befreiungsversuche schon längst vermutet. „Ich bewundere euren Mut für diese Aktion. Aber die Fesseln bleiben. Ich will doch nicht auf mein ganz persönliches Massenvernichtungsgift verzichten" Eine dunkle Macht riss die Seile entzwei, banden ihn an den Stuhl, verhinderten, dass er reden, geschweige denn bewegen konnte. Und Mairon lachte...

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