Kapitel 2

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(Elros u. Elrond)

„Sie kommen!" Das Geräusch eines aufprallenden Körpers durchzog die Szenerie. „Elwing, flieh!", bat Raya ihre Freundin. „Du musst mir eines versprechen: Was auch immer passiert, du bleibst bei Elrond und Elros, ja?" „Versprochen und jetzt geh!" Diors Tochter eilte aus dem Raum. Raya raffte ihr Kleid und rannte so schnell sie ihre Füße trugen in das Zimmer der Zwillinge. „Was passiert da, Raya?", kam es von einem der Zwillinge aus einer dunklen Ecke. Zwei kleine angsterfüllte Augenpaare starrten sie an, in deren grauen Augen ein Sturm zu toben schien. „Alles wird gut werden, kommt wir müssen gehen" „Wir wollen aber nicht gehen", meckerten sie. Die Elbin verlor nun die Geduld aufgrund der nahenden Kampfgeräusche und packte sich die beiden Jungen. „Seid leise", flüsterte sie, zog einen Dolch, dessen Klinge in Leder gewickelt war, aus ihrer Gewandtasche und versteckte die Jungen in einer dunklen Ecke der kleinen Kammer im Anschluss an ihr Zimmer. Sie wollte sich gerade ebenfalls verbergen, doch da begann die vorher sorgfältig verschlossene und verbarrikadierte Tür unter fremden Gewalteinfluss zu beben, sich zu biegen. Geistesgegenwärtig enthüllte die Elbin die Klinge der kleinen Waffe und stellte sich neben die Tür. Bereit zuzustechen, sollte sie brechen. Ihr Herz raste. Splitter flogen umher, doch noch war die Tür nicht aufgebrochen. Raya hatte Angst der Unbekannte könnte ihren Herzschlag hören, so laut hämmerte er in ihren Ohren. Die Tür gab nach, eine Person wollte eintreten, doch die Elbin rammte dem Elb ihren Dolch in den Oberschenkel, zog ihn zu einem bestimmten Punkt durch und wollte sich außer Reichweite begeben, als eine kraftvolle Bewegung sie auf den Boden warf. Die Blonde schlitterte ein wenig. Der dunkelhaarige Noldor fluchte, ehe er seinen Blick auf sie richtete. „Maglor?", fragte sie ungläubig. „Raya", bemerkte er dunkel, „Wo sind die Söhne von Earendil?" „Ich weiß es nicht" Doch der Elb sah sie nur mit leerem Blick an. „Steh auf" Sollte sie seine Hand annehmen? Zögerlich tat sie dies und ließ sich von ihm helfen. „Ich glaube dir nicht", fügte er tonlos an. „Und was wäre, wenn ich gegeüber Elwing etwas versprochen hätte?" „Und hättest du etwas versprochen, was wäre es gewesen?", erkundigte der ehemalige Noldor-prinz. „Rate" In diesem Moment stürmte ein rothaariger Elb hinein. „Der Silmaril ist fort!" Maglor murmelte verärgert etwas, da fiel der Blick des ältesten Sohn Feanors auf Raya. „Wer ist sie, dass du sie noch nicht getötet hast?" „Erwarte nicht von mir, dass ich sie töte, Maitimo!", erwiderte Maglor leicht aggressiv. Maitimo war Maedros anderer Name gewesen, erinnerte die Blonde sich. „Warum nicht?" „Du tötest auch niemanden den du liebst", antwortete der Braunhaarige. Das schien seinen rothaarigen Bruder zu besänftigen, dennoch musterte er sie skeptisch. Dann schritt er mit großen Schritten durch den Raum, nahe dem Versteck der Zwillinge. „Was ist, Bruder?" „Wir sind nicht alleine", gab der Ältere zu Antwort, „Halte sie fest, bis ich sie habe" Er stieß die Kammertüre auf. Raya hielt die Luft an. Die Spannung war beinahe greifbar. Maglors Griff um sie vom fliehen abzuhalten wurde zunehmends fester. Auch er war nervös. Binnen weniger Sekunden war es soweit. Zwei kleine Gestalten jagten aus der Kammer und die Elbin atmete erleichtert aus. „Folge mir, Maglor", wies Maedros den Harfenspieler an und war mit einigen wenigen Sätzen aus der Tür. In Ermangelung eines Strickes riss der zweitälteste Feanorion einen langen Fetzen von seiner mitgenommenen, blutverschmierten Tunika und band damit die Hände der Blonden zusammen, ehe er das Ende an das metallene Bettgestell knotete. „Ich komme wieder", warnte er sie vor und verschwand ebenfalls aus der Tür. Sofort zerrte die Elbin an dem Stoff, musste aber feststellen, dass er reißfest war und es sehr schwer gewesen sein musste einen solchen Fetzen vom Rest zu trennen. Auch konnte Raya weit und breit nichts erkennen was ihr helfen könnte. Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Eine sehr kleine Hand... „Was machst du hier?", flüsterte tadelnd sie mit dem Zwilling, der ganz alleine war. „Wir haben uns aufgeteilt", antwortete der Elbling von dem sie nicht wusste ob es Elros oder Elrond war. „Ok. Kriegst du das auf?", fragte sie in gedämpfter Lautstärke, da ertönten Schritte. „Versteck dich!" Doch der kleine Halbelb war wie erstarrt. „Elrond, ab mit dir!" Maglor kam hinein, ihm folgte Maedros mit höchstwahrscheinlich Elros, der sich mit Händen und Füßen gegen den unerbittlichen Griff des Rothaarigen wehrte. Maglor zog die Blonde auf die Füße, hätte aber nicht einmal im Traum daran gedacht die Fesseln zu lösen, denn Raya wollte er nicht noch einmal verlieren.

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